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63. Festival Locarno gibt sich jung und musikalisch (update)

Acht Filme mit deutscher Beteiligung auf dem Internationalen A-Film Festival.



Vorletztes Jahr lief auf dem Festival von Locarno der Film "Berlin Calling" mit Techno DJ Star Paul Kalkbrenner als Hauptdarsteller. Nach der Vorführung legte der Schauspieler ein bezauberndes DJ-Set hin und animierte jung und alt gleichermaßen auf der Piazza Grande - dem altstädtischen Marktplatz von Locarno - gemeinsam am tiefblauen Wasser des Lago Maggiore zu tanzen. Allerdings wird nach dem Loveparade Desaster in Duisburg im Augenblick von Rave und Techno Musik kaum einer etwas hören wollen. Dennoch präsentiert sich das Festival auf der Homepage jung und musikalisch. Doch von Panik und Massenauflauf muss man in den beschaulichen Ort in der italienischen Schweiz nichts befürchten. Auf einem A-Film Festival werden zwar Stars bejubelt, aber ansonsten geht alles vom 4. bis 14. August gesittet und mit abgezählten Eintrittskarten in geordneten Bahnen ab, auch wenn das Wappentier - der Leopard - ein wenig gefährlich aussieht.

Das internationale Filmfestival von Locarno findet seit 1946 jedes Jahr im August statt und hat eine lange Tradition im Autorenfilm. Jeden Abend sammelt sich auf der Piazza Grande um 21:30 das allgemeine Publikum, um den beliebten Filmvorführungen beizuwohnen. Die Freiluft Veranstaltungen auf der überdimensionalen Leinwand erinnern ein wenig an die open-air Filmvorführungen auf dem Marktplatz von Breslau, die vor wenigen Tagen erst zuende gegangen sind. Knapp 20 Filme werden in Locarno beim public viewing für den «Prix du Public» gezeigt, darunter fünf mit deutscher Beteilung. Kostenlos ist der Eintritt jedoch nicht. Für Karten zur Veranstaltung auf der Piazza Grande muss man wie in Berlin anstehen oder online buchen.

(update)
Nur zum Auftakt des Festival del film von Locarno wird am (heutigen) Dienstag auf der Piazza Grande mit "La nostra vita" von Daniele Luchetti eine Gratisvorführung geboten. Hauptdarsteller Elio Germano erhielt für seine Leistung in Cannes die Goldene Palme. Für die anderen Voführungen können allerdings auf der Schweizer Website "Moon and Stars" nicht nur Tickets für die Konzertsaison, sondern angeblich auch für einige Filmvorführungen gewonnen werden. Am Freitag, den 6. August läuft bespielsweise "Rammbock" von Marvin Kren, der schon beim Achtung Berlin Award das Festival in Berlin eröffnete.

Im internationalen Wettbewerb, der täglich im Theater- und Gemeindesaal sowie in den Kinosälen des Rialto il cinema schon um 14:00 Uhr beginnt, laufen drei weitere Filme unter deutscher Beteiligung. Darunter der nicht jugendfreie Film "La.Zombie" von Bruce LaBruce über einen ausserirdischen, schwulen Untoten. Der Film «enthält Szenen, die sensible Zuschauer schockieren könnten», heisst es im Festivalprogramm von Locarno und sei für unter 18-Jährige strikt untersagt. Im Vorfeld sorgte er für Schlagzeilen, weil die australischen Behörden seine Vorführung im Rahmen des Filmfestivals von Melbourne untersagten. Somit zeigt das Festival ausgerechnet aus Deutschland Horror und Vampirfilmen nach den schrecklichen Bildern von Duisburg. Vielleicht um alternatives und jüngeres Publikum anzulocken? Bei der Programmierung des Festivals war von den Schreckensnachrichten der vergangenen Tage ja noch nichts ahnen. Am Ende wird man sehen ob die Rechnung aufgegangen ist und wie sich die neue Ausrichtung in der Presse und bei der Verleihung der Preise niederschlägt.

Bis jetzt wurde in der deutschen Presse wenig über das Schweizer Film Festival berichtet. Mag sein, dass es an der unfreundlichen Festnahme von Roman Polanski lag, der inzwischen wieder frei ist und nicht an die USA ausgeliefert wurde. Vielleicht liegt es aber auch an fehlenden Hollywood Stars, die erst zum anschließenden 63. Filmfestival in Venedig erwartet werden, das vom 1. bis 11. September 2010 stattfindet.

Insgesamt werden vom 4. bis 14. August 280 Filme auf dem Festival in Locarno gezeigt, etwa 100 weniger als letztes Jahr. Auch sonst hat der neue Direktor Olivier Pí¨re sein Versprechen, das Programm zu straffen, wahr gemacht: Die Sektion «Ici et ailleurs» - früher ein Gefäss für alles, was in keine andere Sektion passte - wurde gestrichen, ebenso der sogenannte «Schweizer Tag». Mit über 60 Filmen - davon je zwei auf der Piazza und im Wettbewerb - ist die Schweiz aber dennoch sehr gut vertreten mit den Beiträgen "La Petite Chambre" von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond und "Songs of Love and Hate" von Katalin Gödrös, ein Familiendrama aus dem Tessin.

Link: www.pardo.ch/jahia/Jahia/home/lang/en


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