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Filmgespräch zu DEFA-Film "Die Lügnerin"

Berliner FFV präsentiert Entdeckungen aus dem Archiv der DEFA-Stiftung.



In seiner Reihe monatlichen Reihe "Kontakte" zeigt der Berliner Film- und Fersehverband e.V. diesmal am 28.06.2010, dem letzten Montag im Monat im Kino Toni/Tonino den DEFA Spielfilm "DIE LÜGNERIN" von 1992. In der Hauptrolle ist die herausragende Katharina von Thalbach als »Titta« zu sehen.

Titta, eine Frau Mitte dreißig, ist angeödet von Mann, Familie und Dolmetscherberuf und will aussteigen. Vom Alltagsleben belastet, tischt sie ihrem Partner ständig neu ausgedachte Geschichten auf. Auf Streifzügen entdeckt sie ihre Stadt Berlin neu, angelt sich einen Liebhaber und verfolgt ihren Traum nach Neuseeland zu gehen, um sich eine völlig neue Existenz aufzubauen. Trotz Rrückschlägen resigniert sie nicht. Allein die Welt scheint nicht auf sie vorbereitet zu sein.

Regisseur Siegfried Kühn (geb. 1935) beginnt 1958 an der Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg sein Studium. Schon ein Jahr später studiert er an der Moskauer Filmhochschule (WGIK) beim Regisseur und Mentor Sergej A. Gerassimow. Während des Studiums beschäftigt sich Kühn intensiv mit Aufführungen von Bertolt Brecht. 1964 schließt er mit dem Diplom ab und bleibt in Moskau. Erst 1966 kehrt Siegfried Kühn in die DDR zurück und arbeitet zunächst am Deutschen Theater in Berlin. Ab 1967, nach Vorlage seines ersten Dokumentarfilmes, wird er dauerhaft im DEFA-Studio für Spielfilme angestellt.

1973 dreht er in Babelsberg einen der wichtigsten Filme der Zeit: "DAS ZWEITE LEBEN DES FRIEDRICH WILHELM GEORG PLATOW". Geschildert wird die Geschichte des 57jährigen Bahnwärters Platow, der überflüssig wird, weil sein Streckenabschnitt elektrifiziert wird. Der Film zählt zu den interessantesten Werken des Regisseurs und ist eine der besten Komödien der DEFA. Dennoch kommt es nicht zu einer offiziellen Premierenfeier. Auch Rezensionen sind unerwünscht, da der Film kritische Untertöne aufweist und mit hintergründigen Bildern und Dialogen aufwartet.

Nach weniger erfolgreichen Versuchen mit Literaturverfilmungen wendet sich Kühn wieder Gegenwartsstoffen zu. Nach dem Zusammenbruch der DDR kann der Regisseur nur noch zwei Filme bei der DEFA realisieren, einer davon ist "DIE LÜGNERIN". Danach erhält der Regisseur keine Möglichkeiten mehr, Filme zu inszenieren.

Die Autorin Regine Kühn (geb. 1941) setzt bereits 1969 mit "Zeit der Störche" die in Moskau begonnene Zusammenarbeit mit Siegfried Kühn bei der DEFA fort. Ab 1968 arbeitet sie als Übersetzerin aus dem Russischen und als Szenaristin an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF "Konrad Wolf") in Babelsberg. Die Dramaturgie, die Regine Kühn wählt, ist oft ungewöhnlich, denn Sie erzählt Geschichten manchmal in Kapiteln, wodurch ihr Film einen eigenständigen, sehr genau strukturierten Charakter erhält. Ihr letztes Drehbuch entstand im Jahre 2003.

DIE LÜGNERIN
Länge: 86 Min.
Regie: Siegfried Kühn
Drehbuch: Regine Kühn
Kamera: Peter Ziesche
Musik: Simone Danaylowa; Thomas Klemm
Filmverleih: defa spektrum

Darsteller: Katharina Thalbach, Vadim Glowna, Reiner Heise, Peter Prager, Lotti Huber, Klaus Pönitz, Axel Werner, Rita Feldmeier, Klaus Piontek und Katka Kurze.

Produktionsfirma DEFA-Studio Babelsberg GmbH (Potsdam-Babelsberg)

Kino Toni am Antonplatz
28. Juni 2010 um 20:00 Uhr
Max–Steinke-Str. 43
13086 Berlin
Tel: 030 / 9279120-0
Web: www.kino-toni.de

Im Anschluß an die Vorstellung leitet in gewohnter Weise Frank-Burkhard Habel das Gespräch mit den Filmschöpfern.


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