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Comeback der Videoclips in der Popkultur

Spex, das Musikmagazin für Popkultur, liebt es wieder bunter.



Ostern ohne bunte Ostereier, wäre wie Weihnachten ohne Christbaum. Beide Feiertage haben eins gemeinsam, sie erwecken Kindheitsträume bei den Erwachsenen. Mit Traumwelten befasst sich auch Spex, das Magazin für Popkultur, wie es im Untertitel heißt. Das Kölner Hochglanzmagazin, das 2007 die gesamte Redaktion ausgetauscht hatte und nach Berlin umgezog, blieb dennoch das führende Musikmagazin in Deutschland. Inzwischen befasst es sich zunehmend auch mit Film. In der aktuellen Ausgabe von April/Mai, die noch bis zum 13. des Monats an ausgesuchten Kiosken erhältlich ist, wird anhand des schrill-bunten 3D-Films "Alice in Wonderland" u.a. über verfilmte Kinderbücher gesprochen. Natürlich kommen auch die beliebten "Adventures of Huckleberry Finn" ebenso zu Sprache wie die allgemeine Diskussion über absurde Autoritäten.

Ein anderer Artikel beschäftigt sich mit dem bei uns gerade erst angelaufenen Film "Precious", der zu Recht einen Oscar erlangt hat und viel zu ehrlich ist, um als Ermutigungskitsch abgetan zu werden, denn erstmals versucht ein US-Film die Vergewaltigung und den Missbrauch einer schwarzen übergewichtigen Jugendlichen aufzuarbeiten und schreibt damit Filmgeschichte. Dass Spex dann den Musiker Lenny Kravitz, der in dem Film einen Krankenpfleger spielt, heraushebt, sowie die Sängerin Mariah Carey als ungeschminkte Sozialamtsangestellte beschreibt, zeigen die Wurzeln des Magazins, die in der Pop Kultur liegen und sich von anderen Filmmagazinen in Sprache und Thematik doch ein wenig unterscheiden. Sozusagen ein Cross-over Medienmagazin.

Jedem alle zwei Monate erscheinenden Heft liegt eine Musik-CD mit brandaktuellen Songs aus allen Sparten der Musikszene bei. Das relativiert den 5.- Euro teueren Preis des Heftes. Abschweifungen in technische Hintergründe der Film-, Video oder Musikszene sind für Spex nicht relevant. Dafür gibt es ander Zeitschriften, wie beispielsweise das Groove Magazin für elektronische Musik aus Berlin, das sich in seiner aktuellen Ausgabe ausgiebig mit den beiden Berliner Firmen Ableton und Native Instruments befasst. Beide Softwareschmieden gehören zu den Weltmarktführern von DJ-Software und DJ-Equipment. Letztere hat übrigens vorige Woche einen begehrten Preis beim eComm E-Commerce Wettbewerb, der besten Berlin-Brandenburger Internetseiten, gewonnen. Erfolgreich über Bewegtbilder verkaufen war das siegreiche Motto. Mehr als 100 Mitarbeiter können jede der beiden Firmen inzwischen vorweisen. Damit haben sie mehr Angestellte als manche der großen Labelfirmen.

Technische Spielereien liebt Spex dennoch. Die neu gestaltete Website geht mit der Zeit und präsentiert Spex TV. Seitdem MTV und ViVA immer weniger Musikvideos senden und sich albernen Klingeltönen und irrwitzigen Klamaukgeschichten hinwenden, erlebt im Internet das Musikvideo ein Comeback. In Zusammenarbeit mit tape.tv kann pausenlos Musik gehört und gesehen werden. Zwar muss man sich auf der Website anmelden, um werbefrei auf die Clips zugreifen zu können und Wiederholungen auszuschließen, doch alles ist kostenlos anzusehen. Durch direkte Kaufoption der gespielten Songs kann der Sender nämlich Geld verdienen. Videoclips erleben überall eine Renaissance. Sony Music plant beispielsweise, zu Weihnachten eine Blu-ray Compilation mit sämtlichen preisgekrönten Videoclips vom verstorbenen Michael Jackson auf den Markt zu bringen. In den Musikgeschäften finden sich schon jetzt etliche DVDs vieler anderer Labels. Kaum eine Band kann es sich heute noch leisten, ohne Videoclips eine Compilation auf den Markt zu bringen. Die Berliner bbfilm von unserem BAF-Mitglied Andreas Bernhardt hat erst letztes Jahr das Berliner Open-Air-Konzert von Tangerine Dream in der Spandauer Zitadelle mit sieben Kameras gleichzeitig aufgenommen. Der DVD-Mitschnitt war so erfolgreich, dass jetzt auch das Tokyo Konzert der Band, zu dem 20.000 Anhänger pilgerten, als DVD erhältlich ist.

Spex geht sogar noch einen Schritt weiter und wendet sich an echte Filmfreaks und Arthause Fans. Für ein Jahresabo bekommt man die Arte Box mit vier DVDs von Claude Lanzmanns "Shoah" aus dem Filmverlag Absolut Medien oder alternativ Jean-Luc Godards Alphaville, das jetzt erstmals in Deutschland auf DVD erschienen ist.

Link: www.spex.de

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