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56. Kurzfilmtage Oberhausen - Das Experiment Film

Vom Meeresgrund: Frühe Filme bei den 56. Kurzfilmtagen. (update)



Vom 29. April bis zum 4. Mai 2010 finden im Ruhrgebiet die 56. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen statt. Sie wurden 1954 gegründet und gelten als das älteste Kurzfilmfestival der Welt. Bekannte Filmemacher wie Wim Wenders, Martin Scorsese, George Lucas oder Werner Herzog nahmen an den Kurzfilmtagen teil und Roman Polanski schrieb:
"Der Kurzfilm ist ein großartiger erster Schritt für einen jungen Filmemacher. So habe ich angefangen, und Oberhausen war eine wichtige Station meiner Entwicklung zum Regisseur."


Fast 5.418 Einreichungen aus 86 Ländern haben dieses Jahr das Festival erreicht. Hiervon haben 145 Produktionen aus 40 Ländern ihren Weg in die Wettbewerbe gefunden. Durch sorgfältige Programmgestaltung und zukunftsweisende Themenwahl konnten die Kurzfilmtage sich behaupten und ihre bemerkenswerte Alleinstellung in einem immer unüberschaubarer werdenden Markt ausbauen. Bis in die Gegenwart hinein setzten die Kurzfilmtage immer wieder neue Trends - sei es die frühe Anerkennung von Videos, die Beschäftigung mit Musikvideos, die Reflektion neuer digitaler Formate oder die Offenheit für die Interaktionen zwischen Kunst und kurzer Form. Durch ihre unkonventionelle Sicht des Kurzfilms entzogen die Kurzfilmtage sich immer mit großem Erfolg einer Festlegung auf ein bestimmtes Image. Dazu beigetragen hat sicherlich auch das Oberhausener Manifest von 1962, in dem die Filmemacher sich gegen etablierte Kinoformen auflehnten und den „Jungen deutschen Film“ proklamierten.

Wettbewerbsfilme 2010

Die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) zeigt auf den Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen den dffb Film "KOKON" (R/B: Till Kleinert, K: Tom Akinleminu, P: Anna de Paoli).

Mit sieben Beiträgen ist die Kunsthochschule für Medien Köln (khm) besonders stark im Programm der Kurzfilmtage Oberhausen vertreten. Als einer von nur zwei deutschen Beiträgen im Internationalen Wettbewerb wird der experimentelle Dokumentarfilm von Jana Debus „Zueignung“ in Oberhausen uraufgeführt. Der 25minütige Film wird außerdem im deutschen Wettbewerb laufen. „Zueignung” beschreibt die Grenzen zwischen dem Anderen und dem Ich, dem Inneren Kern und der Oberfläche, der Rolle und der eigenen Identität.

In den Deutschen Wettbewerb wurde außerdem der dokumentarische Essay von Lea Hartlaub „Bensberg September 2009“ (2010, 12 Min.) über die Erdbebenstation in Bensberg bei Köln eingeladen. Dort werden Erdbewegungen überwacht und aufgezeichnet. Ausschnitthaft wird der Ort in 16 Tableaus abgebildet, begleitet von Geräuschen der Räume, Maschinen, gelegentlich der im Bild abwesenden Menschen. Eine statische Annäherung an eine permanente Bewegung. Informationen zu Objekten und Verweise aus dem Off erzeugen Relationen.

Im Wettbewerb der Filme aus Nordrhein-Westfalen sind „Legenden”, Diplom- und Experimentalfilm von Angélique Dubois (2009, 30 Min.), „Driving Élodie“ Kurzspielfilm von Lars Henning (2009, 18 Min.), „Die Frau am Meer“ (2010, 30 Min.), Diplomspielfilm von Rosa Hannah Ziegler sowie „Holding Still“ (2009, 26 Min.), Dokumentarfilm von Florian Riegel zu sehen. Die beiden Diplomprojekte wurden von der Filmstiftung NRW gefördert.

In das Kinder- und Jugendfilmprogramm wurde „Eni“ (2009, 25 Min.) von Ingo Monitor aufgenommen. Sein Diplomprojekt entstand in Kooperation mit der FH Dortmund.

Im Rahmen der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen wird auch der
12. Muvi-Preis für das beste deutsche Musikvideo verliehen. Die Herkunft der Musiker oder Interpreten ist unerheblich. Die Musikstücke müssen in Deutschland auf einem käuflich erwerbbaren Tonträger vorliegen oder im Internet öffentlich zugänglich sein und dürfen nicht vor Januar 2009 produziert worden sein.

Retrospektive:
"Vom Meeresgrund: Das Experiment Film 1898 - 1918" ist Thema der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2010:

Dieses Programm möchte das frühe Kino sichtbar und erlebbar machen als eine vergessene, aber hoch aktuelle Produktion und Aufführungspraxis und eine reale Alternative zu Kino und Museum in ihrer gegenwärtigen Form. Aus der Tiefe der Zeit vor 1918 wird ein wilder Kurzfilmkontinent an die Oberfläche der Gegenwart gebracht. Das frühe Kino entwickelte partizipatorische und hybride Formen der Aufführung; in den ersten Jahren ohne jegliche Zulassungsbeschränkungen, war es bis um 1910 ein gemeinsamer öffentlicher Ort für alle Altersgruppen und Klassen und das erste weltweite Netz: Zum ersten Mal sahen Menschen in vielen Teilen der Welt zur gleichen Zeit gleiche Darbietungen.

Die einzelnen Programme mit über 100 Filmen, Diskussionen und andere Begleitveranstaltungen illustrieren die Vielfalt der Experimente:
Von den angewandten Farbverfahren, die vom reinen Farblichtspiel bis zu illuminierten Versailles-Fontänen reichten, über die Entdeckung der Möglichkeiten von Raum und Bewegung bis zur lustvollen Demontage der Autoritäten in den zahllosen Filmen über rebellische Dienstboten oder unbestrafte böse Buben und Mädchen. Die innovativen Produktionen des damaligen Weltmarktführers Pathé Frí¨res werden ebenso gewürdigt wie die der Konkurrenten Gaumont, Lux und Star-Film oder der italienischen Konkurrenz mit ihren komischen Serien wie "Cretinetti".

Mit Vom Meeresgrund führen die Kurzfilmtage ihre Recherche für ein imaginäres Kinomuseum weiter, in dem das Museum durch das Kino neu erfunden wird. Die Festivalsituation erlaubt eine zeitgenössische Programmierung dieser Filme, deren Präsentation damals viel eher einer Form frei zugänglicher Ausstellungskunst ähnelte. So öffnet die Begegnung mit dem frühen Film dem Publikum neue Perspektiven auf das Medium Film, die mit der normalen Kino-Erfahrung wenig zu tun haben.

Die Kuratoren:
Mariann Lewinsky hat über japanische Avantgarde promoviert und leitet in Bologna seit 2004 das Projekt „A Hundred Years Ago“. Sie kuratiert Festivals und Ausstellungen, restauriert Filme (u.a. Ella Maillart) und lehrt (Universität Zürich). Eric de Kuyper ist Experimentalfilmer und Autor. Er entwickelt an inspirierenden Orten Kunstperformances mit frühen Filmen in Kombination mit Musik.

Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
vom 29. April-4. Mai 2010
Grillostr. 34
46045 Oberhausen
Eintrittspreis: Einzelticket: 6 Euro; 6er-Karte: 30 Euro
Spielstätten: Lichtburg Filmpalast
Mail: info@kurzfilmtage.de
Web: www.kurzfilmtage.de

TV-Tipp
ARTE, Mittwoch, 28. April, 23.25 Uhr
Kurzschluss – Das Magazin
Spezial „Internationale Kurzfilmtage Oberhausen“
Mit Beiträgen zu „Vom Meeresgrund“ und Amit Dutta und 3 Filme aus dem Internationalen Wettbewerb:
• [38,5], Grzegorz Debowski, Polen 2009, 10 min
• DEN MÖRKA ÖN (Dark Island), Jöns Mellgren, Großbritannien 2009, 9,5 min.
• ELECTRIC LIGHT WONDERLAND, Susanna Wallin, Großbritannien 2009, 12 min.

3Sat Förderpreis (update)
Anlässlich des 3Sat Förderpreises zeigt der Sender 7 aktuelle Kurzfilme im TV
3Sat, Dienstag, 4. Mai ab 22:25 Uhr
• ARNOS TONLABOR, Christoph Janetzko, Deutschland 2009, 9 Min.
• GROUND CONTROL, Adnan Softic, Deutschland 2009, 13 Min.
• FLÜSSIGES PAPIER, Michel Klöfkorn, Deutschland 2010, 4 Min.
• KUNG BAO HUHN, Bin Chuen Choi, Deutschland 2010, 14 Min.
• ZAGREB TRAM STATION, Jürgen Reble, Deutschland 2009, 8 Min.
• DIE KLAPPE, Stanislaw Mucha, Deutschland 2010, 10 Min.
• SHADOWS INSIDE, Moana Vonstadl, Deutschland 2009, 6 Min.
• REBECA, Gonzalo H. Rodriguez, Deutschland 2009, 24 Min.
• NICHT WIE JEDER, (Doku), D.Lütter & C.Losmann, Dt. 2009, 11 Min.
Filmbeschreibungen unter 3Sat. Programm


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