Einzige Wiederaufführung eines preisgekrönten Films
Berliner Filmverband zeigt noch einmal Rafael Fuster-Pardos "In der Wüste" Berlins.
Es gibt sie leider immer wieder: Auf Festivals preisgekrönte Filme, die dann auf nimmer Wiedersehen in den Archiven verschwinden. Erst jüngst hat die Rainer Werner Fassbinder Foundation auf der Berlinale einen Film des großen Regisseurs von 1973 präsentiert, der nie zuvor im Kino gezeigt worden war. Das Science-Fiction-Werk „Welt am Draht“ kennen die Wenigsten, denn der Film lief nur zweimal im WDR Fernsehen. Nicht zuletzt wegen vieler Anfragen nach einer Neuveröffentlichung wurden inzwischen die Rechtsfragen geklärt und eine restaurierte Fassung erstellt, die erst jetzt auf DVD erhältlich ist, obwohl die Regiearbeit unter Genre-Fans als Kultfilm und Vorläufer von „Matrix“ (1999) gilt.
Wüste Gegenden in Berlin ?
Weniger futuristisch, sondern sehr zeitnah wirkt der 1985 an der an der Deutschen Film und Fernsehakademie (dffb) entstandene Film "In der Wüste" von Rafael Fuster-Pardo. Der Film beschreibt 24 Stunden im Leben zweier Freunde, Fremde in einer großen Stadt. Der Film entstand vornehmlich in Berlins Bezirken mit hohem Ausländeranteil und beschreibt zwei junge Migranten; nur mit der Ausnahme, dass man das Wort »Migranten« damals noch recht selten benutzte. Doch viel hat sich an der Situation der ausländischen Mitbürger in den Bezirken Kreuzberg, Neukölln oder Wedding bis heute nicht geändert, sodass der Film auch immer noch sehr aktuell und authentisch wirkt.
Die Kritiken damals waren nahezu überschwänglich: Das Berliner Stadtmagazin "Zitty" schrieb: "(...) einer der schönsten Berlin-Filme. Ein bewundernswert heiterer Film, der in knapp-pointierten Szenen einprägsam ein Stück Berliner Realität einfängt." Und Volker Baer im Berliner Tagesspiegel ergänzt: "Exakt erfaßt die Kamera die weniger attraktiven Teile Berlins, durch die sich die beiden [Hauptfiguren] bewegen ... Die Straßenfluchten, die Kahlschläge durch Krieg oder falsche Sanierung spiegeln zugleich den inneren Zustand der beiden wider, wie zu einem späteren Zeitpunkt die vorweihnachtliche Atmosphäre der Innenstadt eine vorübergehende Hochstimmung anzudeuten scheint(...) Fuster-Pardo jedenfalls läßt das Ende offen in dieser Geschichte, in der die Hinterhöfe und Seitenstraßen Berlins eine nicht unwesentliche Rolle spielen ..."
Die einzige erhaltene original 16mm Kopie ist inzwischen etwas gealtert und die Faben haben gelitten. Doch Rafael Fuster-Pardo, langjähriges Mitglied des Berliner Arbeitskreises Film e.V. (BAF) hat in aufwendiger Kleinarbeit eine farbkorrigierte DVD aus dem Sendemitschnitt des ehemaligen Sender Freies Berlin (SFB), heute Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), erstellt und mit Dolby-Digitalton versehen. Da der Film, wie auch der obengenannte Fassbinder Film, ansonsten nie einen richtigen professionellen Verleih gesehen hat und nur einmal im SFB-Fernsehen lief, wird der zweite Berliner Filmverband, der Berliner Film und Fernsehverband (BFFV), der übrigens gerne mit dem BAF fusionieren möchte, den Film in seiner Reihe »Kontakte« am Montag, den 29. März 2010 im Kino Toni öffentlich noch einmal präsentieren.
Das Kino Toni am Antonplatz ist eines der ältesten Berliner Kinos in der ehemaligen historischen Filmstadt Weißensee. Der Regisseur Michael Verhoeven und seine Frau, die Schauspielerin Senta Berger, haben das Kino nach der Wende gekauft, modernisiert und mit dem Tonino eine zweite kleinere Abspielstelle hinzugefügt. Das Kino war zu diesjährigen Berlinale auch Abspielstätte für die Kiezkino-Reihe des Festivals. Alle Veranstaltungen waren total ausverkauft gewesen. Darüber hinaus war Michael Verhoeven in der Jury des besten Nachwuchsfilms gewählt worden. Seit Jahren bemüht er sich immer wieder anspruchsvolles Kino seinem Publikum zu bieten.
"In der Wüste"
29.03.2010 um 20:00 Uhr
Kino Toni (und Tonino) am Antonplatz
Max-Steinke-Straße 43
13086 Berlin
Tel: 030 / 9279120-0
Web: www.kino-toni.de Link: YouTube Trailer
Es gibt sie leider immer wieder: Auf Festivals preisgekrönte Filme, die dann auf nimmer Wiedersehen in den Archiven verschwinden. Erst jüngst hat die Rainer Werner Fassbinder Foundation auf der Berlinale einen Film des großen Regisseurs von 1973 präsentiert, der nie zuvor im Kino gezeigt worden war. Das Science-Fiction-Werk „Welt am Draht“ kennen die Wenigsten, denn der Film lief nur zweimal im WDR Fernsehen. Nicht zuletzt wegen vieler Anfragen nach einer Neuveröffentlichung wurden inzwischen die Rechtsfragen geklärt und eine restaurierte Fassung erstellt, die erst jetzt auf DVD erhältlich ist, obwohl die Regiearbeit unter Genre-Fans als Kultfilm und Vorläufer von „Matrix“ (1999) gilt.
Der Protagonist Fred Stiller (Klaus Löwitsch) erfährt bald die entsetzliche Wahrheit: Auch er selbst sei nur „ein Bündel elektronischer Schaltkreise“ in einer Simulation und muss befürchten, buchstäblich abgeschaltet zu werden.Fassbinders Film stellt geradeheraus die Frage nach der Existenz. Ist die Welt, in der wir leben, überhaupt real? Auf genreübliche Spezialeffekte wurde damals verzichtet. Fassbinder und sein Kameramann Michael Ballhaus zeigen die Geschichte nicht in der fernen Zukunft, sondern im typischen Siebzigerjahre-Dekor, denn die eigentliche Geschichte sollte in den Köpfen der Zuschauer stattfinden. Dafür ließ Fassbinder sein Ensemble gewollt künstlich agieren, während Ballhaus vieles durch Spiegel filmte. Für damalige Verhältnisse futuristisch wirkt allenfalls der Simulatorraum, schrieb unlängst der Tagesspiegel am 04.03.2010.
Wüste Gegenden in Berlin ?
Weniger futuristisch, sondern sehr zeitnah wirkt der 1985 an der an der Deutschen Film und Fernsehakademie (dffb) entstandene Film "In der Wüste" von Rafael Fuster-Pardo. Der Film beschreibt 24 Stunden im Leben zweier Freunde, Fremde in einer großen Stadt. Der Film entstand vornehmlich in Berlins Bezirken mit hohem Ausländeranteil und beschreibt zwei junge Migranten; nur mit der Ausnahme, dass man das Wort »Migranten« damals noch recht selten benutzte. Doch viel hat sich an der Situation der ausländischen Mitbürger in den Bezirken Kreuzberg, Neukölln oder Wedding bis heute nicht geändert, sodass der Film auch immer noch sehr aktuell und authentisch wirkt.
Arbeitslos und ohne einen Pfennig Geld sind die Aussichten mehr als schlecht, vor allem weil ihnen der Magen knurrt. Fernando, der Chilene, ist am Tiefpunkt seiner seelischen Verfassung angelangt, und es wäre alles wirklich aussichtslos, wenn nicht sein Freund Timur, der Türke, immer wieder einen Ausweg finden würde. So machen sie sich auf, zu einer Odyssee durch das damals noch eingemauerte Westberlin. Es gelingt ihnen zu einer warmen Mahlzeit zu kommen und so mit neuen Kräften, die Lage besser beurteilen zu können. Fernando lernt Anna kennen, die zusammen mit Timurs türkischer Freundin Sema in einem Kaufhaus arbeitet. Zu viert verbringen sie den Abend in Kneipen und Musikkellern der Berliner Szene. Für einen Moment, während eines Konzerts im „Quasimodo“, scheint die Zeit zur Performance von Jocelyn B. Smith stillzustehen. Über die Musik und das Tanzen kommen sich Anna und Fernando näher und schließlich bleibt Anna über Nacht bei Fernando. Am nächsten Morgen hat die Magie der Liebe Fernando verändert; sie lässt ihn die Welt mit anderen Augen sehen, auch wenn die Nachrichten aus der Heimat immer noch mehr als schlecht sein sollten.Der Film wurde auf dem Saarbrücker Filmfestival Max Ophüls Preis 1987 mit dem Förderpreis der Jury bedacht und lief anschließend auf dem spanischen A-Filmfestival von San Sebastian in der Zabaltegi Reihe, eine Art "Best Of" der Wettbewerbe anderer Festivals. Außerdem bekam er das Prädikat „wertvoll“ und wurde vom Internationalen Jugendfilmtest als „besonders geeignet“ empfohlen.
Die Kritiken damals waren nahezu überschwänglich: Das Berliner Stadtmagazin "Zitty" schrieb: "(...) einer der schönsten Berlin-Filme. Ein bewundernswert heiterer Film, der in knapp-pointierten Szenen einprägsam ein Stück Berliner Realität einfängt." Und Volker Baer im Berliner Tagesspiegel ergänzt: "Exakt erfaßt die Kamera die weniger attraktiven Teile Berlins, durch die sich die beiden [Hauptfiguren] bewegen ... Die Straßenfluchten, die Kahlschläge durch Krieg oder falsche Sanierung spiegeln zugleich den inneren Zustand der beiden wider, wie zu einem späteren Zeitpunkt die vorweihnachtliche Atmosphäre der Innenstadt eine vorübergehende Hochstimmung anzudeuten scheint(...) Fuster-Pardo jedenfalls läßt das Ende offen in dieser Geschichte, in der die Hinterhöfe und Seitenstraßen Berlins eine nicht unwesentliche Rolle spielen ..."
Die einzige erhaltene original 16mm Kopie ist inzwischen etwas gealtert und die Faben haben gelitten. Doch Rafael Fuster-Pardo, langjähriges Mitglied des Berliner Arbeitskreises Film e.V. (BAF) hat in aufwendiger Kleinarbeit eine farbkorrigierte DVD aus dem Sendemitschnitt des ehemaligen Sender Freies Berlin (SFB), heute Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), erstellt und mit Dolby-Digitalton versehen. Da der Film, wie auch der obengenannte Fassbinder Film, ansonsten nie einen richtigen professionellen Verleih gesehen hat und nur einmal im SFB-Fernsehen lief, wird der zweite Berliner Filmverband, der Berliner Film und Fernsehverband (BFFV), der übrigens gerne mit dem BAF fusionieren möchte, den Film in seiner Reihe »Kontakte« am Montag, den 29. März 2010 im Kino Toni öffentlich noch einmal präsentieren.
Das Kino Toni am Antonplatz ist eines der ältesten Berliner Kinos in der ehemaligen historischen Filmstadt Weißensee. Der Regisseur Michael Verhoeven und seine Frau, die Schauspielerin Senta Berger, haben das Kino nach der Wende gekauft, modernisiert und mit dem Tonino eine zweite kleinere Abspielstelle hinzugefügt. Das Kino war zu diesjährigen Berlinale auch Abspielstätte für die Kiezkino-Reihe des Festivals. Alle Veranstaltungen waren total ausverkauft gewesen. Darüber hinaus war Michael Verhoeven in der Jury des besten Nachwuchsfilms gewählt worden. Seit Jahren bemüht er sich immer wieder anspruchsvolles Kino seinem Publikum zu bieten.
"In der Wüste"
29.03.2010 um 20:00 Uhr
Kino Toni (und Tonino) am Antonplatz
Max-Steinke-Straße 43
13086 Berlin
Tel: 030 / 9279120-0
Web: www.kino-toni.de Link: YouTube Trailer