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Berliner Regisseur gewann den Max-Ophüls-Preis 2010

Das Filmfestival in Saarbrücken versteht sich als wichtigstes Forum für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm.



Diesen Monat blickt die Filmwelt auf Deutschland, denn in 10 Tagen beginnt die 60. Berlinale, die sich unter ihrem jetzigen Leiter Dieter Kosslik besonders für die Präsentation deutschsprachiger Filme einsetzt. Sein Vorgänger Moritz de Hadeln war früher oft angeprangert worden, allzu sehr auf amerikanische Produktionen zu schielen. Allerdings hat sich die Filmlandschaft inzwischen stark geändert und niemand hätte früher daran geglaubt, dass ein in Deutschland hergestellter schwarz-weiß Arthouse Film, wie das "Das weiße Band" des Österreichers Michael Haneke jemals die ‚Goldene Palme‘ in Cannes gewinnen könnte und darüber hinaus erst letzten Monat bei den ‚Golden Globes‘ zum besten fremdsprachigen Film gekürt wurde.

Auch beim Festival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken trat mit „South“ ein österreichischer Arthouse Film an, der überwiegend in schwarz-weiß gedreht wurde. Gerhard Fillei & Joachim Krenn haben zwölf Jahre (!) gebraucht, um ihr filmisches Vexierspiel um einen Bankräuber fertigzustellen. Herausgekommen ist ein kleines Meisterwerk, ein stakkatohaftes Montage-Feuerwerk großartiger Schwarz-Weiß-Bilder, denen man auf den ersten Blick schwerlich entnehmen kann, ob sie nun einen Traum, eine Erinnerung oder die aktuelle (Film-)Wirklichkeit der Figuren widerspiegeln. Die Ausschnitte, die wir in 3Sat bei einer Berichterstattung über das Festival zu Gesicht bekamen, überzeugten vollends, dennoch ging der Film leer aus und es ist zu hoffen, dass die Mühe auf einem anderen Festival doch noch belohnt wird. Wenn nicht wäre das eigentlich ein Skandal schrieb der Tagesspiegel am 26.01.2010.

Als klarer Sieger konnte der Berliner dffb-Absolvent Maximilian Erlenwein für seinen ersten Spielfilm "Schwerkraft" den mit 18.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis mit nach Hause nehmen, der durch absolute Stilsicherheit im Wettbewerb herausstach. Im vergangenen August gewann der 34-jährige Maximilian Erlenwein bereits den First Steps Award als bester deutscher Nachwuchsfilmer, nun überzeugte der Berliner auch die Jury des renommierten Max-Ophüls-Preises.

In 95 Minuten erzählt "Schwerkraft" die Geschichte von Frederik (Fabian Hinrichs), einem jungen Bankangestellten, dessen Leben völlig normal verläuft, bis er einem Kunden mitten in der Bankenkrise einen Kredit kündigt. Als der sich daraufhin vor Frederiks Augen erschießt, ist plötzlich nichts mehr, wie es einmal war. Mit seinem Freund Vince, einem Ex-Häftling gespielt vom Haudegen Jürgen Vogel, beginnt er ein Doppelleben als Einbrecher.
"Der Film taucht seine Geschichte in absurden, schwarzen Humor und erzählt sie doch mit Wärme, Romantik und Herzlichkeit, was eine delikate Genre-Mischung und einen schwierigen Akt der Balance für den Regisseur und die Darsteller bedeutet, die sie bravourös gemeistert haben", urteilte die Jury und verlieh der jungen Schauspielerin Nora von Waldstätten für ihre Rolle in dem Film darüber hinaus die Auszeichnung ‚Beste Nachwuchsdarstellerin‘. Außerdem wurde Hauptdarsteller Fabian Hinrichs wurde mit einem Sonderpreis der Jury für seine herausragende Leistung geehrt.

Erlenweins Film gewann auch den mit 13.000 Euro dotierten Drehbuchpreis des ZDF und des Saarländischen Rundfunks. Der Film kommt am 25. März in die Kinos.

Mit "Bis auf's Blut" zeigte das Saarbrücker Filmfestival noch einen weiteren Film, bei dem es um Kriminelle geht. Die brutalen, oft schonungslosen Gewaltszenen in einer Jugendstrafanstalt konnte allerdings nicht jeder Zuschauer ertragen. Im Zentrum steht die Freundschaft zwischen Tommy und Sule. Nach Tommys Entlassung ist nichts mehr wie vorher. Regisseur Oliver Kienles dennoch prämiertes Spielfilmdebüt war einer von knapp 50 Filmen auf dem 31. Max-Ophüls Festival. Ein anderer ist "Die Entbehrlichen": Jacob wächst in asozialen Verhältnissen auf. Nach dem Tod der Mutter verliert der Vater die Arbeit, wird gewaltätig und begeht Selbstmord. Aus Angst in ein Heim zu kommen, lebt Jacob mit dem toten Vater weiter in der Wohnung. "Die Entbehrlichen" erzählt die authentische Geschichte eines verwaisten Jungen.

Insgesamt wurden 14. Auszeichnungen, die mit insgesamt 100.000 Euro dotiert waren, beim 31. Ophüls-Festivals vergeben, das vom 18. bis 24. Januar 2010 stattfand. Für den Wettbewerb waren mehr als 700 Produktionen eingereicht worden. Der Preis des saarländischen Ministerpräsidenten ging an "Picco" von Regisseur Philip Koch, der Preis für den Besten Kurzfilm an "Schonzeit" von Irene Ledermann. Die Auszeichnung für den Besten Dokumentarfilm vergab die Jury zu gleichen Teilen an "Nirgendwo.Kosovo" und "My globe is broken in Rwanda". Als ‚Bester Nachwuchsdarsteller‘ wurde Sebastian Urzendowsky geehrt. Der Publikumspreis ging an den Film "Bis aufs Blut - Brüder auf Bewährung" von Oliver Kienle.

Link: www.max-ophuels-preis.de

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