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Podcast statt Filmvorführung

Good Bye - rbb "Filmvorführer" wurde eingestellt.



Die wöchentlichen Kinotipps des rbb-Fernsehens sind bereits Legende: Die Sendung der "Filmvorführer" wurde letzte Woche eingestellt, denn der rbb muss sparen. Früher hat Michael Strauven erfolgreich beim SFB eine wöchentliche Filmsendung moderiert. Mit der Strukturreform beim rbb wurde die Sendung allerdings vor sechs Jahren abgesetzt. Nach viele Protesten, an denen sich auch der BAF beteiligte, wurde erst zwei Jahre später mit dem Filmvorführer eine neue Sendung ins Leben gerufen, die seitdem von Peter Twiehaus immer Dienstags ab 22:35 moderiert wurde.

Im Dezember vor vier Jahren gab es den ersten "Filmvorführer". Am Anfang kümmerten sich freundlicherweise auch die Kollegen von zibb um Peter Twiehaus und verschafften dem Filmvorführer eine solide Ausbildung. Fortan zog Peter Twiehaus samt Dreh-Team durch die Kinos der Region. Durch große und kleine, repräsentative und kiezige – 160 Mal insgesamt und nun ist schon wieder Schluß. Dabei steht Anfang 2010 die 60. Berlinale wieder vor der Tür, zu der auch der Filmvorführer jeweils eine Woche lang allabendlich zu sehen war. Das alles soll nun wieder einmal vorbei sein? Im Internet liest man breits zahlreiche Proteste.

Die Produzentenallianz begrüßt dagegen die Einstellung einer manchmal sehr kritischen Sendung und hofft auf positivere Darstellung ihrer Filme in anderen Sendungen des rbb. Somit verkommt das Fernsehen zum gesponserten Programm der Industrie und kritischer Journalismus bleibt Mangelware. Wir empfehlen deshalb die Sendung "Kino Kino" des Filmmagazin im Bayerischen Fernsehens: Immer mittwochs um 23.15 Uhr erfahren Sie alles über Filmemacher und Ihre Stars, Filmpreise und Filmfestivals, die wichtigsten Kino-Neustarts der Woche. Das Bayerische Fernsehen im dritten Programm der ARD ist nicht nur über Satellit, sondern auch im Berliner Kabelfernsehen zu empfangen. Die Bayern sind offensichtlich kulturell etwas anspruchsvoller und leisten sich weiterhin eine eigene Kinosendung.

Als im Sommer 2007 dem WDR-„Filmtipp“ das Aus drohte, erschrak so mancher Kinofan. Weil da eine tapfere kleine TV-Bastion der Filmkritik verschwinden sollte. Der letzte Ort, an dem jenseits des Mainstreams nicht fix über Tops und Flops geurteilt, sondern an dem von Bildern erzählt wird. Um die Schaulust – nein, nicht zu verderben, sondern zu steigern. Die Sprache der Bilder entziffern, ihre Wirkung erkunden, ihre fantastischen Möglichkeiten ausbreiten – das ist immens wichtig in unserer bilderhörigen Welt. Dieses Nach-Schauen gehört unbedingt zum Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Den „Filmtipp“ gibt es nun leider nur noch einmal pro Monat. Doch es wird weiter über gute große und kleine Filme berichtet, die nicht so marktschreierisch für sich werben können: zehn, zwölf Minuten am Stück über „Alle Anderen“ oder den „Sturm“ von Hans-Christian Schmid. Auch im MDR hält sich die Sendung „Kino Royal“, sie beugen sich jedoch zunehmend dem Primat des Entertainments.

Vielleicht sollte man wieder öfter Radio hören. Das Kopfkino aus der Filmbranche ist so gut aufbereitet, dass vieles nachdrücklich hängen bleibt. Auf Radio Eins ist Knut Elstermanns samstägliche Zweistunden-Kinosendung „12 Uhr mittags“ eine Erfolgsnummer. Da geht’s unterhaltsam und anspruchsvoll zu. Wie wär’s, in der Hauptstadt des Films, mit einer 30 Minuten Kinosendung im Fernsehen als Zulieferung für die ARD, 3Sat und die anderen öffentlich-rechtlichen Programme? Gute Sendungen sollten sich gut verkaufen lassen, dann kommt auch wieder Geld in die leere Kasse.

rbb Podcast
www.radioeins.de/programm/sendungen/zwoelf_uhr_mittags/index.html

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