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Goldene Henne knapp am Streik vorbeigeschrammt (update)

RBB übertrug "Die Goldene Henne" live aus dem Friedrichstadtpalast, Berlin



Die 15. Verleihung des ostdeutschen Medienpreises GOLDENE HENNE letzten Mittwochabend, den 30.09.09 stand nicht nur im Zeichen des 20-jährigen Mauerfalljubiläums, sondern auch im Zeichen der Streikandrohung beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), der für die mehr als dreistündige Übertragung live aus dem Berliner Friedrichstadtpalast verantwortlich war.

Noch am gleichen Tag verkündeten die Gewerkschaften ver.di und der DJV die langwierigen Gehalts- und Honorartarifverhandlungen mit dem Sender für gescheitert und verließen den Verhandlungstisch. Glücklicherweise beschlossen sie nach einer Urabstimmung erst für den nächsten Tag, den 1.10.2009 einen Warnstreik im Sender, sodass die Übertragung, bei der auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem ersten Gala-Auftritt nach der Bundestagswahl zugegen war, nicht gestört wurde. Ausgezeichnet wurden u.a. Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Vaclav Havel für ihre politischen Leistungen in der Wendezeit. Außerdem gingen Publikumspreise an Fernsehentertainer wie Stafan Raab und an Musiker wie die Ostrocker Puhdys. Der Ehrenpreis Lebenswerk ging an die Schauspielerin Ursula Karusseit, die in über 50 DFF- und DEFA-Filmen mitgewirkt hat.

Wegen des drohenden Streiks hätte die Übertragung aus dem Friedrichstadtpalast beinahe schief gehen können. Immerhin waren insgesamt 2.000 Besucher im ehemaligen staatlichen Revuetheater der DDR versammelt. Prominente aus Film und Fernsehen, der Musikbranche, Top-Sportler, Wirtschaftsbosse und Politiker folgten dem Ruf der Zeitschriften SUPERillu und Super TV sowie dem MDR, die jährlich den Publikumspreis Goldene Henne vergeben. Der Preis ist der ehemaligen DDR Entertainerin, Kabarettistin und Schauspielerin Helga Hahnemann, auch Henne und Big Helga genannt, gewidmet. Seit 1961 war sie beim Deutschen Fernsehfunk in Ost-Berlin tätig und entwickelte sich mit ihrer Berliner Art und Schnauze zur beliebtesten Entertainerin der DDR. 1991 verstarb sie nach einem langen Krebsleiden in Berlin-Buch.

Bei dem Streik geht es einerseits um die Angleichung der Gehälter des ehemaligen Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) an die Westgehälter im ehemaligen Sender Freies Berlin (SFB). Auch 20 Jahre nach der Wende werden nach der Zusammenlegung beider Sender zum RBB, immer noch unterschiedliche Gehälter gezahlt. Insbesondere sehen sich die freien Mitarbeiter von den Sparmaßnahmen des Senders betroffen. Deren Interessensvertretung "rbbpro" bilanziert wie folgt:
"Die tarifierten Honorare sind im Ex-SFB über 12 Jahre alt und im Ex-ORB gibt es gar keine tarifierten Honorare".
Dazu sagt rbb-Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter:
"Der rbb hat ein gutes Angebot unterbreitet, das sich im Rahmen anderer ARD-Sender bewegt: 2,2 Prozent am 1.10.2009 und weitere 2,2 Prozent am 1.10.2010. Dazu wollen wir den Familienzuschlag von derzeit 89 Euro beziehungsweise 97 Euro auf einheitlich 120 Euro pro Kind erhöhen.

Stufenweise abschaffen wollen wir eine an Dienstjahre gebundene finanzielle Extraleistung, die lediglich einige Kolleginnen und Kollegen des früheren SFB beziehen, nicht aber Mitarbeiter des früheren ORB. Dadurch sollen Jahre nach der Fusion der beiden Sender endlich einheitliche Verhältnisse im rbb entstehen. Aber es gilt hier absoluter Bestandsschutz. Keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter muss auf bereits bestehende Zahlungen verzichten."
Die Forderung der Gewerkschaft läuft dagegen auf eine Lohnsteigerung von elf Prozent hinaus. Mit dem Warnstreik wollen sie eine Gehalts- und Honorarerhöhung auf dem Niveau der anderen ARD-Anstalten durchsetzen.

update vom 4. Okt.

Zur Premiere des ersten offiziellen Warnstreiks in der Geschichte des rbb kamen rund 500 feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen und von allen Standorten vor das Fernsehzentrum in Berlin. Das zeigt, die Beschäftigten des rbb lassen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern für ihre Interessen auf die Straße gehen und zeigen Stärke zeigen. In Berlin, Potsdam und im Hauptstadtstudio waren einige Bereiche in der Technik komplett lahmgelegt, zum Beispiel Kamera, Schnitt und Schaltraum. Inforadio konnte von 13 bis 16 Uhr überhaupt nicht senden, stattdesssen lief das MDR-Programm. Und das war nur ein erster Warnstreik!

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