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Publikum wählte beim Contravision Filmfestival anders!

Am Wahlabend wurde der Sieger des Internationalen Kurzfilmfestivals Contravision in Berliner gekürt.



Gleich am ersten Tag des Festivals konnte der Hip-Hop-Film Dancin' the Streets der Lichtenberger BSE-Crew das meist junge Publikum so überzeugen, dass er zur Endausscheidung am 27. September in die nähere Wahl mit einbezogen wurde. Deutschland Premiere des Films war allerdings bereits am 18.06.09 beim 19. Internationalen Videofestival in Bochum gewesen. Doch genau dies zeichnet die Qualität des Films aus, weil er nicht auf nur den Lokalpatriotismus des Berliner Publikums setzt, sondern auch überregional Erfolg hat. Wir zeigen deshalb hier einen Ausschnitt:



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Bei dem Internationalen Jugend- und Kurzfilmfestival Contravision erfolgt die Bewertung der Filme nicht durch eine Jury, sondern das Publikum entscheidet mit Stimmzetteln über die Vergabe der Preise. Deshalb wurden an den insgesamt fünf Festivaltagen Wahlscheine an das Publikum vergeben. Die Sieger der einzelnen Veranstaltungstage kamen am Wahlabend zur Endausscheidung.

Noch spannender verlief jedoch der erste Festivaltag, an dem zusätzlich eine zweite Wahl über die Wahlwerbespots der Parteien abgehalten wurde. Das Publikum bekam noch einmal die aktuellen Kino- oder TV-Spots der Parteien auf der großen Leinwand zu Gesicht und musste diese nach rein künstlerischen Kriterien bewerten. Es kam dabei nicht auf politische Vorlieben an, sondern allein die Botschaft, die Aussagekraft und die Machart mussten bewertet werden. Ein klein wenig dürfte dabei dennoch der Veranstaltungsort den Ausschlag gegeben haben, der mitten im ehemaligen Ost-Berlin, im Kino Blow Up in Prenzlauer Berg stattfand.

Gewinner der Wahlwerbespots war:

• "Die Linke" mit einem kurzen Krimi zur Wirtschaftskrise.

Gefolgt ganz knapp von den "Piraten", die mit einer gut gemachten Animation über den Überwachungsstaat, die anderen Parteien weit abgeschlagen hinter sich ließen. Vor allem die sich sehr ähnelnde Spots von CDU und FDP ernteten sogar Buhrufe, da sie nur aus einer Aneinanderreihung von mehr oder weniger beliebigen Wahlversprechen bestanden, unterlegt mit plätschernder Musik und Hochglanz Bildern aus Deutschland. Besser schnitt da schon der SPD-Spot beim Publikum ab, da er gar kein Bewegtbild zeigte, sondern nur ein Foto eines jungen Frank-Walter Steinmeier mit Stoppelbart, unterlegt mit Tonfragmenten aus seiner Spontizeit bei der '68er Generation. So kannten wir ihn bisher nicht. Ganz das Gegenteil eines heutigen grauhaarigen ex Kanzlerkandidaten der SPD.

Wie wir inzwischen wissen, haben auch die besseren Spots bei der Bundestagswahl wenig erwirkt. Die Mehrheit der Wähler wählte - ganz im Gegensatz zu dem bunt gemischten Publikum aus jung und alt beim Contravison Filmfest - konservativ. Dennoch waren die Durchsagen über das Abschneiden der Grünen im Umkreis des Kinos interessant. Die Abschlußveranstaltung wurde nämlich von aktuellen Wahlberichterstattungen immer wieder unterbrochen. So brach im Kino Jubel aus, als verkündet wurde, dass Hans-Christian Ströbele von den Grünen in seinem naheliegenden Wahlkreis 401 mehr als 51% erringen konnte und damit die absolute Mehrheit in der Direktwahl als Bundestsagsabgeordneter erreichte. Am Schluß erreichte Ströbele in Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg 46,9 % und insgesamt lagen die Grünen in Berlin mit 17,4 % nur 5,4 % Punkte hinter der stärksten Partei, der CDU mit 22,8%. SPD und Linke hätten im Falle einer Landtagswahl mit zusammen 40,5 % in Berlin keine Regierungsmehrheit mehr.

Zurück zum Contravison Festival: gestern am Sonntag, den 27.09.09 kamen auch zweit- und drittplatzierte Plätze der vorangegangenen Festivaltage zur Wahl, so dass die Endauscheidung mit insgesamt 12 Filmen noch einmal spannend wurde. Da wir vom BAF in der Auswahlkommission mitgewirkt hatten, freut uns besonders, dass das Publikum auch die langen, anspruchsvollen und sozialkritischen Filme gewürdigt hatte. Viele hatten eine Länge von mehr als 30 Minuten, sodass die Preisvereihung erst weit nach Mitternacht stattfinden konnte.

Die Gewinner des Contravision Kurzfilm Festivals:

• 1. Preis: Beton von Piet Esch, Berlin (Kammerspiel über die Angst eines Schriftstellers mit seiner Veröffentlichung zu scheitern)
• 2. Preis: Dancin' the Streets von Anett Harksen, Berlin (Dokumentarfilm über Berliner Hip-Hop Tänzer)
• 3. Preis: Simon's Cat von Simon Tofield, Großbritannien (Zeichentrickfilm über die fast authentische Verhaltensweise eines Katers gegenüber seinem Herrn. Die ironisch lieb gezeichnete Animation muß Katzenfreunde einfach begeistern.

Link: www.contravision.de

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