Skip to content

In deutschen Medien bleibt nichts so, wie es einmal war.

Axel-Springer-Verlag will in Deutschland Paid-Content-Vorreiter werden.



Noch vor der Krise hatten die Deutschen Verlage neue Geschäftsmodelle ausgelobt, um mit neuem Content neue Einnahmequellen zu erschließen. Schon zur Fußballweltmeisterschaft 2006 sollte es das Handyfernsehen sein, in das vor allem der Holtzbrinck Verlag große Hoffnungen setzte. Doch auch zur Europameisterschaft 2008 gab es keinen Durchbruch und das Konsortium gab die Lizenz zurück. Dafür zeigten die Mobile-Fon Hersteller, dass über DVB-T auch kostenloses Fernsehen mit dem Handy möglich ist. Der Traum vom großen Geld verdienen war zunächst ausgeträumt.

Doch dann tauchte am Horizont ein neuer Stern auf. Mit dem iPhone von Apple und ähnlichen Smartphone Geräten wurde ein Durchbruch erzielt. Plötzlich waren dank UMTS alle multimedialen Anwendungen in speziellen Handy-Browsern möglich. Nicht nur Musik, sondern auch Filme lassen sich gegen Entgeld herunterladen und auf dem kleinen Display mehr oder weniger gut ansehen. Bezahlte Zusatzangebote, sogenannte Apps sprießen überall hervor und auf der IFA wurde mit dem HD-Fernsehen auch der neue hochauflösende Videotext präsentiert, der richtige Bilder wie im Internet anzeigen kann.

Dieser neue Content soll natürlich nicht kostenlos angeboten werden, dafür aber auf jedem zukünftigen Endgerät darstellbar sein. Die Zeitungsverlage, die bisher in Deutschland noch sehr gut von den Printmedien leben konnten und im Internet nur wenig durch Werbung verdienten, setzen in den nächsten Jahren u.a. auf den eBook Reader, das Netbook und das iPhone. Auf allen Geräten soll die tägliche Tageszeitung sowie Streaming Media Angebote zukünftig darstellbar sein, denn Internet und Broadcast sind keine Gegensätze mehr, sondern das Fernsehen ist bereits ein wichtiger Teil des Internets. Das Amazon Kindle eBook aus den USA, das hierzulande noch nicht lieferbar ist, soll durch weitere Geräte und passende Software Konkurrenz bekommen. Vor allem die junge Generation, die Spaß an diesen Spielereien hat, soll zukünftig mit News und anderem Content permament beliefert werden. Der Erfolg der Twitter Plattform gab den Anlass. Im Gegensatz zum Printmedium lässt sich auf den elektronischen Lesegeräten nämlich der Text durch Bewegtbild und Filme ergänzen. Durch die Adressierbarkeit und Rückkanalfähigkeit dieser Geräte, werden neue Produktwelten geschaffen, die neben dem Medium Fernsehen eine neue Relevanz erreichen können.

Ganz besonders die Bildzeitung aus dem Hause Springer, die meistgelesene Zeitung Deutschlands, will ihren Namen zum Programm machen und noch mehr Bilder oder Filme und weniger Text aufs Handy bringen. Natürlich nicht kostenlos. Der Mehrwert soll teuer bezahlt werden. Dafür soll die Abwanderung der jungen Generation ins Internet und in die Sozialen Netzwerke vermieden werden. Dr. Andreas Wiele vom Axel Springer Verlag versprach bei der Eröffnung der Medienkonferenz@IFA ganz besondere Inhalte und eventuell Glücksspiele als Anreiz. Konkurrenz durch kostenlose Angebote von Blogger und Networkern sieht er dabei nicht, denn deren permanent steigendes Informationsangebot im Internet ist für ihn keine Alternative zum guten Journalismus.

Doch seit wann macht die Bildzeitung guten Journalismus?

Dies fragt sich auch Mario Sixtus (Der freie Journalist für Print- und Online-Medien mit den Schwerpunkten Technologie, Internet und Netzkultur) in einem Internet-Manifest "Wie Journalismus heute funktioniert. 17 Behauptungen." Auf seine Initiative haben sich einige Journalisten und Blogger in die "Debatte über den 'Untergang des sogenannten Qualitätsjournalismus' und der latenten Internetfeindlichkeit in vielen Medien" eingeschaltet.
"Das Internet ist anders.", heißt es in der ersten der 17 Thesen, es schaffe andere Öffentlichkeiten, andere Austauschverhältnisse und andere Kulturtechniken, an die die Medien ihre Arbeitsweise anpassen müssten, "statt sie zu ignorieren oder zu bekämpfen". Medien hätten die Pflicht, "auf Basis der zur Verfügung stehenden Technik den bestmöglichen Journalismus zu entwickeln". Dabei sei die "Freiheit des Internet... unantastbar", Netzsperren jeder Art abzulehnen, da sie den freien Austausch von Informationen gefährdeten und das grundlegende Recht auf selbstbestimmte Informiertheit beschädigten. "Online müssen Texte, Töne und Bilder nicht mehr flüchtig sein. Sie bleiben abrufbar und werden so zu einem Archiv der Zeitgeschichte." Verlinkungen seien dabei ein zentraler Bestandteil des Systems, auch wenn dies im bestehenden Rechtssystem ganz neue Probleme schafft. Die Pressefreiheit müsse unter den neuen Bedingungen auch für Amateure gelten, denn das Internet hebe die technologischen Grenzen zwischen Amateur und Profi auf: "Qualitativ zu unterscheiden ist nicht zwischen bezahltem und unbezahltem, sondern zwischen gutem und schlechtem Journalismus."
Ganz im Gegensatz dazu ruft der Axel-Springer-Verlag die Medienbranche auf, verstärkt auf kostenpflichtigen Content zu setzen. "Deutschland hat die Chance, zum Vorreiter beim Paid Content zu werden", sagte Andreas Wiele auf der medienwoche@ifa 09 und erntete dafür vom WAZ-Verlag Zustimmung. Für Musik, Spiele und Handyinhalte würden die Nutzer bereits selbstverständlich Geld ausgeben, sagte er weiter, während es die Verlage bisher nicht wagten, für die gesammelte journalistische Kompetenz im Internet Geld zu verlangen.

Springer müsse spätestens bis 2019 die Hälfte seines Umsatzes im Internet generieren, beteuerte Wiele, da die Umsätze bei den Printmedien auf längere Sicht zurückgehen.

Anzeige