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Filmverbändetreffen beim ACHTUNG BERLIN Festival

Kurz vor Halbzeit des Festivals hatte der Achtung Berlin - new berlin film award am Rande des Wettbewerbs zum Podiumsgespräch eingeladen.

Vier Berliner Filmverbände waren der Einladung gefolgt und stellten sich dem Publikum in entspannter Atmosphäre eines recht kleinen Kinosaals. Allerdings ist in Zeiten der Krise das Festival auch nicht überlaufen, sodass für fast alle Veranstaltungen immer noch Karten zu bekommen sind. Die Preisverleihung des Achtung Berlin - new berlin film award erfolgt am Mittwoch, den 22.04.09 um 20:00 Uhr im Kino Babylon:Mitte.

Für diverse Vorstellungen und Veranstaltungen des Festivals können noch telefonisch Karten reserviert werden!
Kartentelefon Kino Babylon: 030 / 2425969
Passage Kino Neukölln: 030 / 68237018

Zwiespältige Eröffnung

Auch bei der Eröffnungsveranstaltung blieben im großen Kinosaal des Babylon Berlin:Mitte noch ein paar Plätze leer. Dennoch gab es großen Applaus für den fast 70jährigen Hauptdarsteller des Vorfilms „Edgar“, der extra aus Hamburg angereist war. Nach dem Erfolg des Films verkündete der Schauspieler auf der Bühne, dass die kleine Geschichte um noch rüstige Rentner zu einer Fernsehserie ausgebaut werden soll. Das beeindruckte sogar das meist jüngere Studentenkinopublikum.

Nicht so gut kam dagegen kam der Hauptfilm „Zwischen heute und Morgen“ in allen Altersklassen an. Eine Beziehungskiste mit viel Gerede um Sex war allen zu klischeehaft angelegt, auch wenn die Vorlage des Films auf einem erfolgreichen Buch basiert. Die Reihen lichteten sich merklich während der Vorführung und im Anschluss gab es Publikumsbeschimpfung vom Regisseur Fred Beinersdorfer wegen ständigem Gelächter und Buhs während des Films. Doch schließlich meisterte er souverän die Kritik und gestand Fehler ein. Einen Tag später folgte eine spannend aufgebaute Story um einen vom Arbeitsstress gehetzten Redakteur eines Berliner Boulevard Blattes. Obwohl der Geschichte „Im nächsten Leben“ von Marco Mittelstaedt ein richtiger Plot fehlte und somit auch das Happy End vorhersehbar war, honorierte das Publikum diesmal die mühsame Arbeit der Darsteller.

Positives Fazit des Verbändetreffens

Es ist nicht immer leicht, allen gerecht zu werden. Das war auch das Fazit des Verbändetreffens. Zweieinhalb Jahre hatten die in Berlin konkurrierenden Verbände nicht mehr miteinander gesprochen. Dabei ist es 20 Jahre nach der Wende Zeit sich zusammenzuschließen, um gemeinsam die wirtschaftlichen Schwierigkeiten meistern zu können. Es ist den Veranstaltern des Festivals zu danken, dass sie den Anstoß für ein Treffen gegeben hatten. Dabei ist es nicht immer sinnvoll einen teuren Dachverband, wie die ehemalige BUFI (Bundesvereinigung Film) zu haben. Besserer Informationsaustausch und gemeinsame Abstimmung im Vorgehen von Resolutionen können den einzelnen Verbandsmitgliedern oft bereits helfen. Bereits im Mai wollen die Vorstände der Filmverbände AG Dok, BFV, FFV und BAF zu einem weiteren Informationsaustausch wieder zusammenkommen.

Auf dem Treffen wurde vom Vertreter des Bundesfilmverbandes (BFV) in ver.di vor dem gespannt zuhörenden Publikum verkündet, dass die Interessenvertretung von Medienschaffenden connexx.av beim Bundesarbeitsminister Olaf Scholz endlich mit der Forderung '5statt12' Gehör gefunden hat. Mehr als 8000 Unterschriften von Film- und Kulturschaffenden waren Ende März in einer "symbolischen" Aktion an den Minister für Kultur und Medien, Bernd Neumann sowie den Minister für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz übergeben worden. Mit der Kampagne '5statt12' sollte für die Verbesserung sozialer Absicherung von Film- und Kulturschaffenden geworben werden und vor allem auf die typischen Rahmenbedingungen und Beschäftigungsverläufe von kurzzeitig und unstetig beschäftigten Filmschaffenden hingewiesen werden. Seit der Einführung des Arbeitslosgengeldes II (Hartz IV) waren die Verhandlungen mit Regierungsvertreter zu diesem Thema bislang immer wieder gescheitert. Nun soll der Vorschlag zur erforderlichen Verbesserung der sozialen Absicherung von Filmschaffenden über die Verkürzung der Anwartschaftszeit von 12 auf 6 Monate als Alternative von der Regierung ins Spiel gebracht worden sein. Auch die filmpolitische Sprecherin Angelika Krüger-Leißner begrüßt die neue Regelung, die allerdings noch im Bundesrat ratifiziert werden muss.

Nur durch eine deutliche Reduzierung der Anwartschaftszeiten entstehen bei typischen Beschäftigungsverläufen der Filmschaffenden regelmäßig wieder neue Anspruchszeiten auf ALG I während der Rahmenfrist von zwei Jahren. Nur das verhindert einen immer wiederkehrenden Hartz-IV-Status. Filmschaffende in Serien, Mehrteilern und Kinoprojekten haben bisher kaum eine Chance, innerhalb der Rahmenfrist von zwei Jahren sozial so abgesichert zu sein, dass sie keine Hartz-IV-Zeiten bekommen. Denn: Hier ist erforderlich, insgesamt 480 Sozialversicherungstage vorzuweisen, um 8 Monate ALG I Anspruch zu erreichen. Nur dann wären Film- und Kulturschaffende innerhalb von zwei Jahren wirklich sozial abgesichert, ohne in einen Hartz-IV-Status zu fallen.

Nun hat Olaf Scholz offensichtlich einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der dem ver.di-Vorschlag weitgehend folgt, nämlich 6statt12. Einzelheiten hierzu sind noch nicht bekannt. Auf alle Fälle wäre diese Lösung - unter der Voraussetzung, dass der Koalitionpartner CDU zustimmt, eine höchst akzeptable Lösung. Und ver.di begrüßt, diesen Vorstoß von Scholz ausdrücklich.

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