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Wolfgang Joop baut großartige Filmkulisse


Modedesigner Joop inszeniert perfekte Show perfekte Show im Hamburger Bahnhof.


Erst kurz vor Mitternacht ist die Show des Potsdamer Modedesigners Wolfgang Joop gestern Abend im Hamburger Bahnhof zu Ende gegangen, dennoch können wir heute brandheiß von der Fashion Week berichten. Ein historischer Seitentrakt des Hamburger Bahnhofes, dem Museum für moderne Kunst, unweit vom Hauptbahnhof Berlin konnte einzigartig für die Berliner Fashion Week ausgestaltet werden. Eine Kulisse wurde dazu hergerichtet, die jede deutsche Filmproduktion neidisch gemacht hätte. Mit unerhörtem Aufwand wurde eine Station für Joop mit eigenem Bahntunnel errichtet.

Für den Empfang musste das Angrenzende Cafe von Sarah Wiener komplett ausgeräumt werden, um die Massen in Bahnen zu lenken. Um 21 Uhr war Einlass, doch die Show ging erst kurz vor 23:00 Uhr los und dauerte nur ca. 30 Minuten. Doch der Aufwand war bombastisch. In der künstlich errichteten Bahnhofshalle waren nicht nur jede Menge Kinoscheinwerfer aufgefahren, um die Models perfekt zu beleuchten. Die extra installierte Soundanlage unter dem Glaskuppeldach konnte jeden Kinogenuss toppen. Der Laufsteg war an Stelle der Gleisanlagen in der Mitte der Zuschauer auf einem endlos erscheinenden, ultralangen Bahnsteig platziert. Ähnliches haben wir bisher nur bei der Hugo Boss Modenschau im Juli 2003 gesehen. Damals war der Postbahnhof am Ostbahnhof mit einer Modenshow als Eventlocation eingeweiht worden. Heute beherbergt er den Fritz Club vom rbb. Doch so chic wie Hugo Boss die Location arrangiert hatte, ist es nie mehr geworden. Damals blieb das halb zerstörte Ende der Halle offen, so dass der freie Raum dahinter in der dunklen Sommernacht, einen unendlich langen Bahnsteig vorgaukelte.

Die Kulissenbauer hatten damals ganze Arbeit geleistet die perfekte Illusion zu schaffen. Und nun... gestern Nacht Joop im Hamburger Bahnhof. Die Kulisse war großartig, auch wenn offensichtlich keine perfekte Filmillusion im Vordergrund gestanden hat. Es sollte vielmehr ein neuer Look kreiert werden. Joop, der mehr auf Männer steht, ließ seine Models zunächst in tief dunkel-marineblauen Hemden und eng taillierten schwarzen Sakkos mit glatt geschniegelten schwarzen Haaren zu klassischer Musik durch den Tunnel herein marschieren. Man fühlte sich förmlich an Visconti und seinem Film "Tod in Venedig erinnert". Die Mädels folgten erst danach, uniform alle mit taillenlangen blonden, glatten Haaren. In der Stirn die Haare zum Pony frisiert. Dieses schwarz-weiß Bild zwischen Männer und Frauen wurde nur selten durchbrochen. Joops Kreativdirektor Dirk Schönberger lies allerdings kleine Variationen mal in beige oder grau zu. Ob die viskoseartigen Gummihemden, die den Hals unter dem Sakko der Männer eng umschlossen, auf einen Bezug zu der weiterhin bestehenden Aids Gefahr in der schwulen Männerwelt hindeuteten, ist nur eine vage zu Vermutung. Das Publikum verhielt sich jedenfalls recht still, um dann am Schluss mit einem frenetischen Applaus loszulegen.

Was Hugo Boss dieses Jahr einen Tag zuvor veranstaltete, konnten wir nicht persönlich miterleben. Hugo Boss ist mit seiner Linie Boss Black in die Fashion Week gestartet. Models wie Julia Stegner und Toni Garrn präsentierten die klassisch-elegante Kollektion für den kommenden Winter ebenfalls in klassischem Black schrieben andere Zeitungen. Besonders reizvoll: Die Show fand im Tropenhaus des Botanischen Gartens statt. Das Event ließen sich auch zahlreiche Promis nicht entgehen. Hunderte Fackeln zierten Mittwochabend die Einfahrt zum Großen neu eröffneten Tropenhaus im Botanischen Garten in Dahlem. Hugo Boss hatte zur Präsentation seiner neuen Boss-Black-Collection geladen – wie immer an einem ausgefallenen und stylish geschmückten Ort. Das Tropenhaus war gerade von Grund auf saniert worden und die Kulisse sah ebenfalls aus wie bei einem Filmdreh. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der in Begleitung von Model Eva Padberg kam, berichtete, wie stolz er sei, die Fashion Week in Berlin zu haben.

Noch am Vormittag gab es bereits eine weitere positive Überraschung. Karl-Heinz Müller von der Bread & Butter Modemesse verkündete den Standort in Barcelona nach fünf Jahren wieder zu verlassen. Er hat dafür einen Vertrag unterzeichnet, den Flughafen Tempelhof für zehn Jahre anzumieten. Alle Hangar und die Empfangshalle sollen für die Modemesse bereits diesen Sommer genutzt werden. Natürlich nicht das ganze Jahr über, denn das kann sich keine Messe leisten. Aber zweimal im Jahr kann die Show schon stattfinden. So wird man sich mit Babelsberg einigen müssen, denn auch die Filmstadt will zu bestimmten Zeiten die Hangar für internationale Produktionen anmieten.

Übrigens auch Wolfgang Joops (63) autobiografischer Roman „Im Wolfspelz“, der wochenlang in den Bestsellerlisten des Buchhandels stand, soll verfilmt werden. Im Oktober hieß es bereits, dass die Rolle des Modeschöpfers Hollywood-Star Thomas Kretschmann (46) spielen soll. Er ist groß, stark und schön wie Joop in seinen besten Jahren. Und der perfekte Film-Bösewicht. Millionen haben Kretschmann in Filmen wie „Stalingrad“, „King Kong“ und „Der Untergang“ gesehen. Jetzt soll der Dessauer mit Wohnsitz Los Angeles erste Wahl für den Joop-Film sein.

Die Story: Der umschwärmte Modeschöpfer Wolf, der Welt des Glamours und der Laufstege überdrüssig, entflieht 1996 in das freiwillige Exil des Hexenkessels von New York. Er verliebt sich in den heroinabhängigen Stripper Josh. Und wird am Ende doch nur ausgenommen und enttäuscht. Glücklicherweise können wir sagen, dass Joop nicht selber in dem Film auftritt. Im Gegensatz zu seinen Leistungen in der Modebranche sind seine schauspielerischen Fähigkeiten doch eher mangelhaft, auch wenn Rosa von Praunheim ihn bereits mehrfach vor die Kamera stellen konnte.

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