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Von Hollywood zurück nach Berlin

Michael Ballhaus fördert Nachwuchs.



Michael Ballhaus Deutschlands berühmtester Kameramann mit dem Faible für die 360-Grad-Kamera will seine Heimatstadt Berlin auf die Leinwand bringen und jede Menge Berlin-Prominenz soll in dem Film mitwirken. Der Starregisseur sucht dazu immer noch interessante Persönlichkeiten, ihre Sicht auf die Stadt, warum sie hier leben und nicht woanders: Der Film mit Berlin als Hauptdarsteller soll noch im Oktober abgedreht sein und womöglich auf der nächsten Berlinale im Februar 2009 laufen. Immerhin soll Berlinale-Chef Dieter Kosslick selbst zu Worte kommen.

Michael Ballhaus (72) der mehr als zwei Jahrzehnte in Hollywood lebte und mit Regisseuren wie Martin Scorsese, Mike Nichols oder Francis Coppola zusammenarbeitete, ist inzwischen wieder in seine Geburtstadt und in seine Zehlendorfer Altbauwohnung zurückgekehrt. Nach langer Abstinenz hat er hier erneut seinen Lebensmittelpunkt und will alles jetzt in einem Dokumentarfilm über seine Heimatstadt verarbeiten und zusammen mit dem argentinische Filmregisseur Ciro Cappellari (48) realisieren.

Als Gastprofessor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) arbeitete Ballhaus zuletzt mit den Studenten an einem luftigen Drehort: Hoch oben auf dem Dach des im Abriss befindlichen Palastes der Republik wurde bereits am Showdown für den Kurzfilm "Von der Hingabe" gedreht. Der Altmeister gab de Youngstern wichtige Hinweise, wie sie die schwindelerregende Kulisse am besten in Szene setzen können. "Ich liebe die Filme von Michael Ballhaus", sagt die Regiestudentin Nina Vukovic. Allerdings sei es am Anfang nicht leicht gewesen, seine Berühmtheit auszublenden: "Mittlerweile ist er aber für uns alle ein wunderbarer Mentor und Problemlöser", so die 29-Jährige. Der Film über eine tragische Liebesaffäre, die mit einem Balanceakt auf einem Stahlträger für einen der beiden Liebenden (Darsteller: Florian Bartholomäi, Deborah Gros) tödlich endet, soll auf Filmfestivals und später auch im Fernsehen zu sehen sein.

Zukünftig will sich Michael Ballhaus wieder mehr um die Nachwuchsförderung kümmern. Gemeinsam mit seinen Studenten arbeitet er unter anderem an einem "Ballhaus-Projekt", in dem es um Werbefilme gegen die Klimaerwärmung geht. Aus zeitlichen Gründen konnte er bisher nur alle zwei bis drei Jahre mal ein Seminar in Berlin geben doch das soll anders werden. In Berlin gibt es so vieles, wofür es sich lohnt, in der Millionenstadt zu leben; etwa zusammen mit alten freunden die riesige Auswahl an Theatern und Kinos genießen oder auch nur ein Spaziergang am Schlachtensee. Sein Haus in Kalifornien will er aber vorerst behalten. Schließlich leben seine beiden Söhne Jan Sebastian (Regieassistent) und Florian (Kameramann wie sein Vater bei "Flightplan" mit Jodie Foster in Potsdam und "Der Teufel trägt Prada") noch dort. Er arbeitet eng mit ihnen zusammen. Doch nach dem Tod seiner Frau, der Schauspielerin und Filmausstatterin Helga Ballhaus vor zwei Jahren in Los Angeles zieht es den gebürtigen Berliner wieder zurück zu seinen Wurzeln. Schließlich begann hier Ende der 60er-Jahre durch die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder, mit dem er allein 17 Filme drehte, seine steile Karriere.


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