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Die Deutschen haben weniger Lust auf Kino


Die Zahl der Kino-Besucher ist auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren meldete dieser Tage die Nachrichtenagentur dpa. Auch große Streifen mit mehr als einer Million Zuschauern werden seltener. Im vergangenen Jahr schafften es gerade mal sechs einheimische Filme in diese Liga. Allerdings zeigt eine neue Studie der Filmförderungsanstalt (ffa), dass die Deutschen bei der Filmwahl überraschend spontan sind. Ein Drittel aller Kinobesucher in Deutschland (32%) entscheidet sich erst am selben Tag, ins Kino zu gehen - und wenn, dann fast immer (92%) in Begleitung. Mehr noch: Jeder Achte (13%) lässt sich sogar erst im Filmtheater über das Programmangebot von einem Filmbesuch überzeugen.

Dennoch ist die Zahl der Kinobesucher in Deutschland im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995 gesunken. Sie verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent auf 125 Millionen, der Umsatz schrumpfte von 814 auf 758 Millionen Euro, wie die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin mitteilte. Vor allem die etwa einmal im Jahr kommenden „sporadischen Kinobesucher“, die 2006 für einen Zuwachs im Kinomarkt gesorgt hatten, blieben weg, wie eine Studie der FFA in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ergab. Nur insgesamt 26 Filme erreichten in Deutschland ein Millionenpublikum, darunter vier deutsche Produktionen. Im Vorjahr schafften dies noch acht deutsche und 25 ausländische Filme.Allein die drei erstplatzierten Filme der Jahres-Hitliste – „Harry Potter und der Orden des Phönix“, „Pirates of the Carribbean - Am Ende der Welt“ oder der Animationsfilm „Ratatouille“ lockten insgesamt 19 Millionen Zuschauer in die 1812 Filmtheater. Jede dritte Eintrittskarte wurde für einen der Top-Ten-Filme gelöst. Darunter befand sich mit dem vierten Teil des Jugend-Abenteuers „Die wilden Kerle“ nur eine deutsche Produktion. Mit knapp 2,5 Millionen insbesondere jungen Zuschauern landete der Film auf Rang neun. Die Trickfilm-Komödie „Lissi und der wilde Kaiser“ auf Platz elf sahen sich knapp 2,3 Millionen Kinobesucher an.

Insgesamt erreichten deutsche Filme einen Marktanteil von fast 19 Prozent – zwei Punkte mehr als im Durchschnitt der zehn vergangenen Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr aber sank der Marktanteil einheimischer Produktionen um etwa sieben Prozentpunkte. 2006 habe es etwa mit „Das Parfum“, der Fußball-Dokumentation „Deutschland – Ein Sommermärchen“ oder „Sieben Zwerge – der Wald ist nicht genug“ mehr erfolgreiche deutsche Filme gegeben, sagte eine FFA-Sprecherin. Warum die Zahl der Besucher insgesamt abnahm – also ob es etwa an den Filmen oder am Wetter lag – lasse sich angeblich nur schwer feststellen.

Doch eines ist offensichtlich. Durch die rundum gestiegenen Preise, vor allem für Lebensmittel, versuchen die Konsumenten an anderen Dingen zu sparen, denn der Preis für eine Kinokarte hat ebenfalls zugelegt: Sie kostete im Schnitt 6,04 Euro und damit acht Cent mehr als im Vorjahr. Inklusive der Ausgaben für Popcorn, Getränke und Co. kostete ein Kinobesuch nach GfK-Berechnungen durchschnittlich 8,76 Euro – knapp 40 Cent mehr als noch 2006. Die Hälfte aller Kinobesuche machen die Deutschen am Wochenende, nur eine Minderheit von acht Prozent geht allein ins Filmtheater. Ein Drittel aller Kinobesuche wird erst am selben Tag verabredet, und jeder achte entscheidet sich sogar erst vor Ort für einen bestimmten Film. Für die Studie wurden 20.000 Menschen befragt.

Nicht berücksichtigt wurde in der Studie die stetig steigende Anzahl an Heimkino Systemen. Mit der Systementscheidung für das DVD Nachfolgeformat Blu-Ray Disc und dem Ende der HD-DVD, setzte bei einigen Händlern ein wahrer run auf die neuen Player ein. Beliebt sind vor allem auch noch größere, aber im Preis deutlich gesunkene HD-taugliche Flachbildfernseher. So ersetzt der Familienkinoabend zu Hause zunehmend das gemeinsame Kinoerlebnis.

Downlink zur kompletten Studie im pdf. Format
Downlink zur Vergleichstabelle 2007

Der Filmindustrie ist der Besucherschwund nicht entgangen. Deshalb versucht sie in witzigen Werbespots auf den Mißstand aufmerksam zu machen. Wir hatten in unseren Artikeln zum Schutz des geistigen Eigentums vom 14. Mai und in 'Trommeln fürs Kinoerlebnis' am 21. April bereits den folgenden Link der Filmbefreier www.filmbefreier.de kurz erwähnt.

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