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Neues Urheberrecht 2008 mit neuen Regeln


Seit 1.1.2008 gilt ein neues Urheberrecht für Downloads und Kopien. Wer gerne die eine oder andere CD brennt, sollte einige Regeln beachten, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.

„Nach wie vor ist ein Musik-Mix für gute Freunde oder private Feiern erlaubt“, sagt Bernhard Rohleder vom Branchenverband BITKOM. „Bei illegalen Downloads im Internet hat sich die Rechtslage aber verschärft.“ Alle Rechte liegen weiter beim Urheber eines Werks. Privatkopien werden lediglich geduldet – ein Recht darauf gibt es nicht. Wer Familienmitgliedern und engsten Freunden einen Musik-Mix brennen will oder eine Sicherungskopie anfertigt, darf das weiter tun. Allerdings ist nur eine geringe Anzahl von Kopien für den Eigenbedarf zulässig.

Wichtig ist, dass man über die Originale verfügt oder sich diese legal besorgt hat; z.B. durch Bezahlung in einem zugelassenen Downloadshop. Offensichtlich rechtswidrige Angebote im Internet dürfen nicht heruntergeladen werden. Das hat der Gesetzgeber jetzt klargestellt. Wenn Originale einen Kopierschutz haben, dürfen sie nur analog kopiert werden – zum Beispiel von CD auf Cassette.

Letzteres dürfte für viele kaum mehr möglich sein. Cassettengeräte werden von der Industrie kaum noch hergestellt. Die Medien werden ebenfalls nur noch vereinzelt angeboten. Ähnlich verhält es sich mittlerweile bei VHS Videocassetten. Die Nachfrage sinkt gegen null und sogar die Büchereien streichen das Angebot aus ihrem Verleihsortiment.

Allerdings haben die Hersteller von CDs mit Kopierschutz auch herbe Verkaufsverluste eingefahren. Allen voran die Firma Sony, die nach Protesten von Microsoft zugab, dass ihr Kopierschutz, sogenannte Schadstoffware enthielt und damit illegal war. Viele Computer waren nach Benutzung solcher CDs nicht mehr fähig Musik abzuspielen. Sogar in vielen Autoradios konnten oft solche CDs nicht zum Laufen gebracht werden. Beim Download setzte man bei Sony allerdings bisher weiterhin auf DRM (Digtal Rights Management), so dass deren Musik nicht auf allen portablen Abspielgeräten lief.

Der Erfolg von Apple iPods und der schleppende Verkauf eigener Player und eigener DRM behafteter Musik, veranlasst nun auch Sony BMG Music Entertainment den Kopierschutz fallen zu lassen und DRM freie MP3 Musik anzubieten. Die Sony Player der neuesten Generation verzichten auf das Sony eigene Atrac Format und können jede MP3 Musik per drag & drop auf ihre Player laden. Spezielle Software, wie in früheren Zeiten oder wie sie mit iTunes immer noch bei Apple üblich ist, wird bei Sony nunmmehr nicht mehr nötig sein. Zugleich verkündete auch der US-Online-Musikdienst Napster, alle Songs noch im ersten Quartal 2008 ohne Kopierschutz anzbieten. Nutzer können damit die Musik praktisch auf alle Musikplayer laden und sind nicht mehr wie bisher an die Windows Mediensoftware gebunden, die ein Laden von Napsters Musik auf den Apple iPod-Player bisher verhinderte hatte.

Der Gesetzgeber hinkt somit ein wenig dem Marktgesetzen hinterher, die ihre eigene Dynamic entwickeln. Häufig versucht der Staat gewissen Interessensgruppen und der Industrie mit neuen Gesetzen entgegenzukommen, angeblich zum Wohle des Volkes. Die Leute aber wehren sich gegen eine Bevormundung in allen Bereichen, in dem sie gewisse Produkte einfach ignorieren und nicht kaufen. Vieleicht erleben wir bald ähnliches im Bereich der Blu-Ray Disc von Sony, die einen absolut sicheren DRM-Kopierschutz eingebaut hat. Die weltweite Zurückhaltung beim Kauf dieser hochpreisigen Produkte lässt es erahnen.

In diesem Zusammenhang ist eine weitere Meldung aus den USA hoch interessant. Ab dem 1. Februar will Pepsi in Kooperation mit Amazon.com mehrere Millionen Songs ohne Kopierschutz zum Download zur Verfügung stellen, berichtet die New York Times. Die Aktion wird von EMI, Warner und Sony BMG unterstützt. Lediglich Universal Music verweigerte die Teilnahme, obwohl auch dessen DRM-freie Music bereits seit September im Amazon-mp3-store erhältlich ist. Mit dem Vorhaben wollen die Labels gegen die Marktmacht von iTunes angehen und den Bekanntheitsgrad anderer Musikdienste fördern. Amazon.com bietet in den USA nach eigenen Angaben über 3,25 Millionen DRM-freie Lieder, die teilweise weniger kosten als bei iTunes. Wann der deutsche Ableger von Amazon hierzulande Musik zum download anbietet, ist noch nicht bekannt. Dafür können bei uns unter Amazon.de jede Menge Filme als DVDs, HD-DVDs und Blu-rays nicht nur gekauft, sondern auf dem Postwege auch ausgeliehen werden.

Natürlich konterte die Firma Apple sofort und will ebenfalls ab Februar noch einen draufsetzen und Filme fast aller großen Majors vermieten, wurde auf der MacWorld Expo in San Francisco verkündet. Apple hat das Kunststück vollbracht, in den USA die großen Studios für das Apple TV System zu begeistern, darunter 20th Century Fox, Warner Bros., Walt Disney, Paramount, Universal, Newline Cinema, Touchstone, Miramax, MGM, Lionsgate und Sony Pictures. Einige Filme können mit der Box sogar in HD Qualität 24 Stunden angesehen werden. Dazu ist kein weiterer Computer nötig, um die Filme als download empfangen zu können. Das System funktioniert ähnlich autark wie Videoload von T-Com hierzulande. Die Daten können allerdings sogar per WiFi Stream auf den heimischen Flachbildschirm direkt mit der äußerst kleinen Apple-TV-Box 2.0 beamen lassen und wären dann sogar im Großformat anzuschauen. Die moderne DRM Verschlüsselungstechnik des Videostroms von «iTunes Movie Rentals» ist in diesem Falle dann doch noch zu etwas nutze, nämlich dazu, dass der Nachbar nicht illegal mitschaut. Jeder soll für seinen Content selbst bezahlen. Immerhin ist Apple, Gründer der Pixar Studios, inzwischen größter Einzelaktionär bei Walt Disney und möchte, dass das Gemeinschaftsunternehmen weiter floriert.

Wir berichteten, dass Twentieth Century Fox außerdem ein Abkommen geschlossen habe, Apples DRM-Technik Fairplay zu lizenzieren und auf seinen DVDs einsetzen wird. Die normalerweise kopiergeschützten Inhalte der DVD sollen sich durch einen zusätzlich beigelegten Code zum Kopieren freischalten lassen. Sie können dann mit iTunes auf Festplatte gerippt und auf iPods oder iPhones übertragen werden. Ob dieses "Mäusekino" wirklich sinnvoll und zukunftsträchtig ist... stellen wir hier gern für Kommentare zur Diskussion.



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