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Die Halbstarken Bisky-Boys – im Haus am Waldsee


Nur noch neun Tage, dann endet am 13.1.08 die erste Ausstellung von Norbert Bisky in einem städtischen Museumsgebäude, dem Haus am Waldsee. Während sich die Galerien schon seit geraumer Zeit um den jungen Maler reißen, hatten die Museen ihn bisher links liegen lassen. Norbert Bisky, Sohn des PDS Politikers, galt bisher eher als unpolitisch und malte zarte Jünglinge beim Ringelpiez. Die meist lebensgroßen Bilder, die nicht nur unter homoerotischen Freunden reißenden Absatz fanden, sondern gerade in betuchten, heterogenen und modern eingestellten Familien oft über dem Sofa hängen, sind inzwischen aber älter geworden und benehmen sich nicht mehr wie Kinder, sondern wie Halbstarke. Sie kämpfen und brandschatzen, so wie wir die augenblickliche Diskussion um rüpelhaftes, ja sogar kriminelles Benehmen von Jugendlichen täglich im Fernsehen erleben.

Durch seine Nähe zur Filmwelt, in der der Bisky viele Verehrer und Freunde hat, wurde ihm oft vorgeworfen mit seinen Bildern einen Leni Riefenstahl Stil kopieren zu wollen. Heldenhafte, sportliche Knaben in Posen, die an manchmal ein wenig an die Olympiafilme und Bilder der Regisseurin erinnern mögen. Doch der Künstler wehrt ab:
Ich war`s nicht“ ist deshalb der ironische aber auch sinnhafte Titel seiner neuesten Bilder, mit dem er sich sogleich von der z.T. brutalen Gewaltdarstellung seiner Protagonisten, die nur noch entfernt an seine früheren Bilder erinnern, wieder distanziert. Mit Leni Riefenstahl (1902-2003) verglichen zu werden, weist er weit von sich. "Mit Nazi-Scheiß habe ich nichts am Hut. Obendrein hat Sie wenig Eigenes geschaffen, sondern ihre filmischen Bildideen von dem schwulen Sergej Eisenstein (1898-1948) kopiert", äußerte sich der 37 jährige Künstler im Oktober 2007 in einem Spiegel Artikel.
Eisenstein bekanntestes Werk ist Panzerkreuzer Potemkin aus dem Jahre 1925 und zählt zu den Meilensteinen politischer Filme. Es wird die Meuterei der Besatzung eines russischen Kriegsschiffs gegen deren zaristische Offiziere nacherzählt. Damit lehnt sich Eisenstein frei an die tatsächlichen Ereignisse des russischen Revolutionsjahres 1905 an.

Leni Riefenstahl war dagegen naiv und unpolitisch, sagte sie im Nachhinein. Immer wieder wurde ihr vorgeworfen, die nationalsozialistische Ideologie zu glorifizieren. Eine Kritik, die sie jedoch Zeit ihres Lebens zurückwies. Die filmischen Ausdrucksmittel Riefenstahls werden von vielen Filmwissenschaftlern inzwischen wieder positiv bewertet. Der zeitliche Abstand zu Adolf Hitler und dem Nazi Reich ändert die Sichtweisen und politischen Bewertungen. Wer weiß wie man Norbert Biskys künstlerische Ausdrucksformen dereinst einmal einschätzen wird. Ein Besuch der Ausstellung im Haus am Waldsee, mit einem der erfolgreichsten deutschen Maler der Gegenwart, sollte man sich als Kunstliebhaber jedenfalls nicht entgehen lassen. Eine Fotostrecke zu seinen Bildern gibt es vom Spiegel unter folgendem Link: www.spiegel.de/fotostrecke/0,5538,26016,00.html

Haus am Waldsee
Austellung Norbert Bisky noch bis 13.01.2008


Argentinische Allee 30
14163 Berlin-Zehlendorf
Tel.: 030.8018935
Fax: 030.8022028
Mail: info@hausamwaldsee.de
Web: www.hausamwaldsee.de

Öffnungszeiten:. Täglich 11 bis 18 Uhr



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