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Theater- und Filmautor Ulrich Plenzdorf verstorben


Gestern früh, am Donnerstag den 9. August verstarb im Alter von 72 Jahren Ulrich Plenzdorf in einer Klinik nahe Berlin. In den letzten Jahren hatte er sich ans Oderbruch zurückgezogen, nachdem seine kritische Stimme auch in der Akademie der Künste, deren Mitglied er war, immer weniger gefragt war.

Schon zu DDR Zeiten war er ein kritischer Zeitgenosse und dennoch einer der meistgespielten Dramatiker in jenem Land, in dem er als Spross einer Arbeiterfamilie aufgewachsen war. Zunächst galt er als überzeugter Kommunist. Vor wenigen Jahren beichtete er aber im MDR Fernsehen, dass er das Studium des Marxismus-Leninismus Mitte der 50-Jahre definitiv physisch nicht ausgehalten hatte.

Er wollte zum Film!
Also ging er zum „volkseigenen“ Filmstudio der DDR, der DEFA, wo er zunächst als Bühnenarbeiter tätig war. Von 1959 an studierte er an der Babelsberger Filmhochschule, wo Anfang der 60er-Jahre seine Karriere als Dramaturg begann.

Anfang der 70er Jahre schrieb er das autobiografisch geprägte Prosa Stück "Die Leiden des jungen W.", das eigentlich ein Drehbuch werden sollte. Es erzählt im Jargon der DDR Jugend die gesellschaftskritische Geschichte eines jungen Rebellen, der aus seiner kleinbürgerlichen Umwelt ausbrechen will und beim Lesen von Goethes Sturm und Drang Werk „Die Leiden des jungen Werthers“ immer wieder Ähnlichkeiten mit seinem eigenen Leben entdeckt. Ursprünglich nahm der Protagonist wie bei Johann Wolfgang Goethe verfassten Briefroman am Ende Selbstmord. Das Buch durfte jedoch mit dieser Tendenz in der DDR nicht erscheinen und musste umgeschrieben werden. Nach der Veröffentlichung 1972 wurde das Stück dennoch ein Sensationserfolg, auch jenseits des eisernen Vorhangs. Es zählt zur Weltliteratur und wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Plenzdorf allerdings, wurde wegen seiner kritischen Haltung aus der SED Volkspartei ausgeschlossen und konnte das Stück selber nicht verfilmen. Die Erlaubnis zum Dreh erhielt später 1976 im Westen Eberhard Itzenplitz, der das Theaterstück als Film in der Bundesrepublik Deutschland umsetzte.

Aber auch in der DDR schrieb Ulrich Plenzdorf Kinogeschichte. 1973 entstand Plenzdorfs Klassiker "Die Legende von Paul und Paula" der im dritten TV Programm des rbb Fernsehens am Montagabend, den 13. August um 23:00 Uhr noch einmal gezeigt wird.

Nach der Wende wurde Plenzdorf als Autor und Co Regisseur für die Drehbücher zur ARD-Fernsehserie "Liebling Kreuzberg" 1995 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.



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