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SAT1 will keine News Sendung mehr! (update)

Wie heute die NETZEITUNG auf Ihrer Titelseite schreibt, droht die Landesmedienbehörde SAT1 die Sendelizenz zu entziehen.

Was war geschehen?
Sat1 Nachrichten Moderator Thomas Kausch hat heute, einen Tag vor seinem Sommerurlaub, sein komplettes Büro ausgeräumt. Auf Nachfrage ob er für längere Zeit beurlaubt sei, hieß es lapidar dass er sich quasi ab jetzt im Dauerurlaub befinde. Gleichzeitig wurde der ganzen Mannschaft überraschend mitgeteilt, dass dies die letzte Nachrichtensendung gewesen sei, die sie produziert habe.



Auf der Hauptversammlung in München wurde dann heute deutlich, dass die ProSiebenSat1 Media Kosten einsparen möchte, und deshalb kein Vollprogramm mehr produziert. Daraufhin drohte die rheinland-pfälzische Landesanstalt für Medien und Kommunikation (LMK) Konsequenzen an. LMK-Direktor Manfred Helmes sagte.
"Es könne nicht sein, dass das Programm baden gehe, um die Renditeziele der Eigentümer zu erreichen. Die Privilegien, die der Sender als Vollprogramm bei der Einspeisung in die Kabelnetze genieße, könnten wegfallen. Nicht allein die öffentlich-rechtlichen Sender hätten bestimmte Aufgaben bei der medialen Versorgung der Bevölkerung: «Auch private Sender sind zu einem Vollprogramm in abgespeckter Form verpflichtet und ich hoffe, dass die Politik dies auch so sieht»"
Der LMK-Direktor warnte außerdem vor den Folgen eines wirtschaftlichen «Schneeballsystems», bei dem Medienkonzerne sich gegenseitig aufkaufen und zerlegen würden. Dies würden die Medienwächter auf die Dauer nicht mitmachen.

Sat1 hat zwar seinen Sitz mittlerweile in Berlin, wurde aber 1984 als erster deutscher Privatsender in Ludwigshafen gegründet. Aus diesem Grund ist die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt weiter für die Medienaufsicht über den Sender verantwortlich und kann ihm auch seine Lizenz entziehen.

Ein Verzicht auf Nachrichten- und Informationssendungen bei ProSiebenSat1 würde die Fernsehsender der Gruppe nach Ansicht des DJV-Vorsitzenden Michael Konken «zu reinen Abspielkanälen von Filmen und Unterhaltungsshows degradieren». Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Kultur und Medien der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen, und der medienpolitische Berichterstatter, Reinhard Grindel, erklärten:
"Die Sparmaßnahmen bei ProSiebenSat1 gingen offenbar einseitig zu Lasten der Informations- und Nachrichtenprogramme und es bestätigte sich wieder einmal, dass für die neuen Investoren bei Sat1 (KKR und Permira) Fernsehen kein Kulturgut mehr ist, sondern die Wirtschaftsinteressen überwiegen".
Die Deutsche Presse-Agentur dpa berichtete, dass die Nachrichtensendungen «Sat1 am Mittag», «Sat1 am Abend» und «Sat1 News» eingestellt werden. Die Sat1-Hauptnachrichten um 18.30 Uhr sollen trotz der geplanten Streichung von 180 Arbeitsstellen in Berlin und München zunächst «unangetastet bleiben».

Zum besseren Verständnis können wir bestätigen, das die Produktion von News Sendungen sehr kosten- und personalintensiv ist. Sendungen, die ohne Moderation auskommen, quasi nur noch reine Abspielkanäle von vorproduziertem Material sind, lassen sich natürlich wesentlich billiger betreiben. Auf teure Studios, mit eigenem Equipment und Personal kann verzichtet werden. Aber Kameraleute, Beleuchter, Nachrichtensprecher, Maske, Cutter, Redakteure, Regisseure, Bildmischer, Grafiker etc., all die Leute werden arbeitslos. Das dürfte ein großer Schock sein für Berlin als Medienstadt. Bereits die Schließung des N-TV Studios in Berlin Mitte, das dem Konkurrenzunternehmen RTL zugerechnet werden kann, war eine Hiobsbotschaft für Berlins Medienbeschäftigte. Jetzt fürchten wir dass die Abwicklung von N24, dem Nachrichtensender, der zur Sat1 Gruppe gehört, als nächstes ansteht.

(Update vom 20. Juli) Bereits einen Tag später hat SAT1 verlauten lassen, dass der Nachrichtensender N24 nicht zur Disposition steht, sondern nur neue Räume beziehen wird. Zuletzt lag der Schwerpunkt im Abspielen von Konserven mit vielen Dokumentationen, die allerdings teilweise hoch interessant sind. Nachrichtensendungen im Stunden Takt, wie man es von N-TV gewohnt war, wurden dagegen immer weniger gesendet.

Das negative Image, das entstanden war, nicht mehr aktuell genug zu sein, wollte man bei SAT1 so schnell wie möglich wieder los werden und sicherte sich noch am gleichen Tag die Rechte der Tour de France. ARD und ZDF hatten die Berichterstattung, wegen eines erneuten Dopingfalles, abgesetzt. Jetzt empörte sich die Politik erst recht über Sat 1, wegen des scheinheiligen, unmoralischen Vorgehens, nur im Interesse eines maximalen Gewinns.



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