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Handy-TV-Standard DMB verspürt Gegenwind (update)


Der Handy TV Standard DMB ist ein Derivat (Abkömmling) vom digitalen Rundfunkstandard DAB. Letzterer wurde erst vor kurzem - nach jahrelangem Versuchstadium in einigen Bundesländern – mittlerweile nahezu flächendeckend in Deutschland eingeführt. Während in Berlin und Brandenburg - jedoch noch nicht in allen Bundesländern - das analoge Fernsehen (außer im Kabel) durch DVB-T (T = terrestrisch) ersetzt wurde, war man in England konsequenter und hat bereits letztes Jahr den UKW Rundfunk gegen DAB aufgegeben. In Deutschland dagegen ist man sich über die digitale Rundfunk Zukunft und über einen einheitlichen Standard offensichtlich noch nicht ganz schlüssig.

Ab 2010 auch hierzulande der analoge UKW Rundfunk sukzessive abgeschaltet werden, doch eine Umrüstung auf Digitaltechnik ist vor allem den vielen kleinen privaten Rundfunkanstalten angeblich zu teuer. Zwar wurde das Digital Radio (DAB) schon vor einiger Zeit zum europäischen Standard gekürt, doch kürzlich ruderte die EU wieder zurück und propagiert plötzlich DVB-H als neuen Handy Standard einzuführen. DVB-H ist ein Abkömmling vom digitalen terrestrischen Fernsehen (DVB-T) und steht in scharfer Konkurrenz zum oben genannten DMB Standard. Bereits zur Fußball-Weltmeisterschaft stand DMB flächendeckend zur Verfügung während DVB-H noch keine Zulassung hatte. Unterschiede in den Systemen gibt es. DMB hat Vorteile beim Empfang auf dem Lande, während bei DVB-H mehr Frequenzen und damit mehr Programmanbieter in Ballungsräumen zur Verfügung ständen. Natürlich wäre es möglich Kombigeräte zu bauen die beides empfangen können.

Sollte die EU sich aber plötzlich nur noch für DVB-H einsetzen, könnte das nicht nur das Ende von DMB sein, sondern auch das Ende vom Digital Radio (DAB), denn auch diesem stehen nicht allzu viele Frequenzen bundesweit zur Verfügung. Dafür bietet DAB eine unheimlich gute Qualität. Ein Sender kann z.B. bei einer Autofahrt von Hamburg nach München quer durch die ganze Republik ohne Unterbrechung in allen Bundesländern empfangen werden. Ein Vorteil den UKW nicht bietet, der aber den lokalen privaten Sendeanstalten ein Dorn im Auge ist, weil sie befürchten nicht mehr gehört zu werden. In unserem Nachbarland Frankreich wurde übrigens eine Kombination aus DAB+ und einer digitalisierten Mittelwelle (DRM) mit etwas geringerer Qualität aber höherer Reichweite, staatlich verordnet. Insgesamt wird DAB derzeit in mehr als 40 Ländern eingesetzt.
Das Hick Hak, welche Technik in Deutschland Zukunft haben wird, bereitet auch den Konsumenten wenig Freude. Das Angebot an digitalen Rundfunkempfangsgeräten ist hierzulande gering. Importe sind häufig landesspezifisch modifiziert, so dass mit diesen Geräten bei uns nicht oder nur eingeschränkt der Digitale Rundfunk (DAB) empfangen werden kann. Für jemanden der kein Internet Radio, sondern HIFi aus der Stereo Anlage hören möchte, ist das Angebot zurzeit nicht gerade verlockend. Eine teure Anlage mit UKW Stereo Tuner dürfte bereits 2010, mit der Abschaltung der UKW Sendeketten, wieder schrottreif sein. Nur wenige Hersteller bieten Kombigeräte an. Viele Hersteller machen es dem Kunden nicht leicht, da sie fast jährlich das Design Ihrer Produktpaletten wechseln, so dass ein Nachkauf eines Zusatzbausteines sich für den Verbraucher nicht lohnt. Die Firma Sony z.B. hat einen ehemals lieferbaren DAB-Tuner wieder aus dem Programm genommen, da der Massenumsatz ausblieb. Das ist schade und so müsen wir mit einem evtl. Neukauf weiter warten bis die Fronten geklärt sind und der zukünftige Standard feststeht.
D-Plus vom Deutschlandradio vor dem aus!
In Deutschland ist dieser Tage noch eine Hiobsbotschaft zu vermelden.
D-Plus, der digitale Dokumentationskanal des Deutschlandradios, darf nicht weitersenden. Zum 31. Juli soll Schluss sein. Nach Ansicht der Rundfunkkommission der Länder verstößt D-Plus gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) hatte geklagt und bei einigen Landesmedienanstalten Gehör gefunden. Dabei war D-Plus, das seit Dezember 2006 auf digitalem Weg Sondersendungen und Wiederholungen aus den Programmen von Deutschlandfunk und Deutschlandradio überträgt, bei den Zuhörern beliebt. Doch nach Ansicht des VPRT verstoßen solche Zusatzangebote gegen die im Rundfunkstaatsvertrag vorgesehene Deckelung der bestehenden Programmzahl. Wer die frei werdende Frequenz dann füllen soll bleibt jedoch offen.

Unterstützt hatte das Verbot auch die Landesrundfunkanstalt in Berlin-Brandenburg. Obwohl Berlin eines der ersten Sendegebiete von DAB war, möchte der Vorsitzende der Landesrundfunkanstalt, Hans Hege, DAB zugunsten eines gut ausgebauten Handyfernsehens í  la DVB-H lieber wieder abschalten. Natürlich könnte über Fernsehfrequenzen, sozusagen als Unterträger auch Rundfunk übertragen werden. Allerdings in etwas schlechterer Qualität, nämlich stärker komprimiert, als es DAB bietet. Außerdem wären die Sender möglicherweise nur landesweit und nicht ohne weiteres länderübergreifend zu empfangen. Offensichtlich ein Kniefall vor den Privaten, denn letzten Endes geht es ums Geld. Mehr Sender mehr Einahmen. Der Wunsch des Zuhörers nach einem guten kulturellen und bundesweit empfangbaren Programm, wie es D-Radio wäre, bleibt dabei auf der Strecke.

Bereits am 2. Juli hatten wir im BAF Blog berichtet, dass der VPRT auch gegen die Expansionspläne von ARD und ZDF im Internet und beim Handy Fernsehen klagen will. Nach dem Willen der Privaten soll den Öffentlich Rechtlichen möglichst gar kein Zugang zu den neuen Technologien ermöglicht werden. Die Konkurrenz soll von Anfang an in Schach gehalten werden. Dabei haben die Privaten mit den Zeitungsverlegern insgeheim bereits Abkommen vorbereitet und die Aufteilung schon längst unter sich beschlossen. 40 Sender auf dem Handy sind angepeilt. Dennoch wettert auch der Verbande Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) gegen die digitalen Expansionspläne von ARD und ZDF. Seiner Ansicht nach gefährden Sie die Medienvielfalt in Deutschland.
„Die Zukunft der zur Digitalisierung gezwungenen freien Presse stehe auf dem Spiel und würde die schwierigen Rahmenbedingungen zur Finanzierung der Online-Presse durch staatlich finanzierte Konkurrenz noch weiter verschlechtert.“
Das klingt schon fast zynisch, da die Werbebranche zurzeit boomt und weder Zeitungsverlage noch private Fernsehsender am Hungertuch nagen. Dabei will der ARD-Vorsitzender Fritz Raff auf die Privatwirtschaft zugehen und im Digital-Streit den Verlegern Kooperationen anbieten.
"Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig bis aufs Messer bekämpfen, da wir doch alle dasselbe wollen: eine Zukunft für den Qualitätsjournalismus auch in den neuen Medien."



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