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ARD stoppt Filmproduktionen nach Skandal bei DEGETO

Untersuchungskommission soll DEGETO Produktionsfirma überprüfen.



Nachdem Ende September bekannt wurde, dass die Degeto Film GmbH auf einen Berg an neuen Programmen sitzt, für die nicht mal ein Sendestart vorliegt und vorerst keine neuen Produktionsaufträge mehr vergibt, bangen nicht wenige Produktionsunternehmen um ihre wirtschaftliche Existenz. Die Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen (Produzentenallianz e.V.) hat in einem Schreiben an den Aufsichtsrat der ARD-Tochter und die Geschäftsführung der Degeto um Aufklärung gebeten. Erst wenn diese Antworten vorliegen, will sich der Verband zu den Vorgängen äußern.

Derweil ist aus der Branche zu vernehmen, dass die chaotische Auftragsvergabe von ex Degeto-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan weite Kreise in der Produzentenlandschaft zieht. So soll es mehrere Fälle geben, in denen Projekte kurz vor Drehstart plötzlich gestoppt wurden, ungeachtet der bereits erbrachten Vorleistungen der Produzenten. Inzwischen ist bekanntgeworden, dass Jurgan noch vor Amtsantritt der neuen Degeto-Chefin Bettina Reitz bereits im Frühjahr die Budgets bis Ende 2013 verplant hatte und nunmehr kein weiteres Geld zum Beenden weiterer Produktionen zur Verfügung steht.

Laut ARD heißt es: "Vor 2014 können Produzenten kein Geld für Neuproduktionen erwarten. Die ARD Degeto bittet um Verständnis, dass sie im sorgsamen Umgang mit Gebührengeldern verpflichtet ist, zunächst vorrangig ihren Programmvorrat einzubringen, bevor wieder verstärkt Aufträge in den Markt vergeben werden können“.

Nun soll der ehemalige ZDF-Journalist und Intendant des Hessischen Rundfunks, Helmut Reitze, die Vorgänge um die ARD-Produktionsfirma Degeto untersuchen. Dies berichtete der Branchendienst Kontakter am Montag, den 26.09.2011.
"Die Aufsichtsgremien der Degeto haben entschieden, eine Untersuchungskommission einzuberufen. Den Vorsitz der Kommission hat Helmut Reitze inne", bestätigt der Sender MDR, der den Aufsichtsratsvorsitz einnimmt.
Damit muss die ARD bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Monate Prüfer bemühen. Nach dem Betrugsskandal beim Kindersender Kika werden aktuell noch die Machenschaften um den entlassenen Unterhaltungschef des MDR, Udo Foht, untersucht.

Bei der Produktionstochter Degeto sind die Budgets offenbar bis ins Jahr 2013 vergeben worden, so dass das Unternehmen damit nahezu handlungsunfähig ist. Jetzt muss die Kommission unter Reitze unter anderem klären, wie viele Alleingänge Degeto-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan, ehe er seinen Posten an Nachfolgerin Bettina Reitz abgegeben hat, verantworten muss. Auffällig oft wurden laut Kontakter von ihm Produktionsfirmen wie Ziegler Film Berlin, aber auch die zu Karl Spiehs österreichischem Firmenimperium zählenden Mona Film Produktion, Lisa Film und Tivoli Film beauftragt. Außerdem waren es meist Produktionen, die an teure, exotische Orte, wie beispielsweise nach Thailand, Südafrika, Mexiko und Vietnam führten. Jurgan und der nebenamtliche Degeto-Geschäftsführer Volker Herres wollten vor Abschluss des Prüfverfahrens keine Statements abgeben.


DEGETO ist die gemeinsame Filmeinkaufsorganisation der ARD. Bereits 1928 als Deutsche Gesellschaft für Ton und Film gegründet, war die Degeto von 1954 an zunächst für die Filmbeschaffung des HR zuständig. Seit 1959 sind die Landesrundfunkanstalten der ARD bzw. ihre Werbetöchter Gesellschafter der Firma. Firmensitz ist Frankfurt am Main.

Geschäftszweck der Degeto sind die Beschaffung und der Erwerb von Lizenzen an Fernsehsendungen aller Art, auch in Form von Kofinanzierungen, Produktionsbeteiligungen und Auftragsproduktionen. Vornehmlich sind das Spielfilme und Serien für die Programme ihrer Gesellschafter. Dazu zählen Das Erste einschließlich des Vorabendprogramms, der Kinderkanal KI.KA, 3sat, ARTE, PHOENIX, das digitale Programmangebot Einsfestival sowie die Dritten Programme. Neben der Auswahl und Beschaffung der Spielfilme und Serien ist die Degeto auch zuständig für deren Einsatz in den Programmen. Außerdem betreut sie Auftrags- und Koproduktionen, insbesondere für die Hauptabend-Sendeplätze an Freitagen.

Daneben übernimmt die Degeto auch die technische und redaktionelle Aufbereitung der Programme – einschließlich Synchronisation oder Untertitelung – bis hin zur Sendefähigkeit. Weiterhin gehört die Verwaltung der Programmbestände und deren Bereitstellung für alle Programminitiativen der ARD zu den Aufgaben der Gesellschaft.

Die Degeto hat derzeit 73 Mitarbeiter. 2009 wandte sie für Lizenzeinkäufe, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen, Kofinanzierungen, Materialbeschaffung und Synchronisation 426 Mio Euro auf.

Quellen: W&V Werben & Verkaufen | ARD | Blickpunkt:Film | OTS news aktuell


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Kommentare

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inge am :

ARD-Degeto:
Das kann ich nicht nachvollziehen, wieso die wundervollen Filme, die DEGETO dreht, ins Abseits geraten. Und warum wird diese Filmfirma nicht weiter unterstützt? Skandal hin oder her. So schöne Filme, wie Degeto sie dreht, bezahlt und ins TV bringt, sind es wert, gezeitgt zu werden. Dafür gebe ich gerne GEZ-Gebühren aus! Aber es zählt ja leider nur das Volk, der zwischen 14 und 49jährigen, das ist ja die "Zielgruppe", aber die müssen zum Ausstrahlungszeigpunkt wohl arbeiten und können die schönen Filme nicht sehen. Wie wäre es, wenn mal die Zielgruppe der Rentner und Vorruheständler, der Behinderten angestrebt würde? Die sitzen nämlich vor dem TV, wenn die Degeto-Filme laufen!!! Bitte das mal zu überdenken. Diese Gruppe ist höher als die "Zielgruppe"!!!

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