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Seefestspiele am Berliner Strandbad Wannsee (Update)

Berlin eifert den Bregenzern Festspielen nach.



Nichts ist unmöglich - das Sprichwort eines japanischen Automobilherstellers soll auch für die Berliner Kulturlandschaft vom 11. bis 28. August 2011 gelten. Doch wer Bregenzer Festspiele auf dem Berliner Wannsee ausprobieren will, muss viele Hürden nehmen.

Ursprünglich sollten die Seefestspiele nach dem großen Vorbild der Bregenzer Festspiele in Potsdam stattfinden. Doch Naturschützer werden nicht gleich zu Mozart-Freunden, auch wenn die herzerfrischende Katharina Thalbach das Regiezepter schwingt. Das "Zauberflöten"-Event der bekannten Theater- und Filmschauspielerin auf der Potsdamer Halbinsel Hermannswerder wurde jedenfalls konsequent verhindert.

Zuletzt gab es aber auch Probleme mit der Genehmigung am Strandbad Wannsee. Der Ausweichstandort, der bereits in den Jahren zuvor, bei den großen Feuerwerksevents "Wannsee in Flammen", tausende Besucher zum Strandbad anlockte, soll plötzlich nicht mehr sicher sein. Zum Jahrestag der "Love-Parade" Katastrophe legte Umweltsenatorin Katrin Lompscher aus der Kalitionspartei "Die Linke" zunächst ihr Veto ein, obwohl DEAG Veranstalter Peter Schwenkow bereits mehr als 30.000 Karten verkauft hatte. Aber Herr Schwenkow ist Mitglied der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus und somit im Wahljahr für einige in der Regierungskoalition des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, eine eher unbeliebte Konkurrenz.

Im Fall des neuen Spielortes im Strandbad Wannsee ging es offensichtlich gar nicht in erster Linie um den berechtigten Wasserschutz in einem Wasserschutzgebiet, sondern angeblich um den Schutz der Opernfans und Künstler. Denn der Veranstalter des Großereignisses hatte versäumt, wichtige Nachweise abzuliefern. Standsicherheit der schwimmenden Seebühne und ihrer Stege bei Wind und Wellen, Stabilität von Videoleinwänden, Evakuierungskonzepte - alles das stand lange Zeit zu sehr in den Sternen. Nach letzten Meldungen dürfe das Festspiel-Programm nicht wie geplant auf einer schwimmenden Bühne stattfinden, sondern müsse aus nunmehr Lärmschutzgründen ans Ufer des Strandbades Wannsee umziehen. Offensichtlich wurden immer neue Gründe gesucht, die Veranstaltung zu verhindern.



Möglicherweise sind Großveranstaltungen in der Hauptstadt inzwischen prinzipell dem Senat suspekt geworden und mehr oder weniger unerwünscht. Etliche Anträge verschiedener Organisatoren, diverse Straßenumzüge, Partys oder Open-Air Filmaufführungen in der City durchführen zu dürfen, werden zunehmend abgelehnt oder mit fast unerfüllbaren Auflagen versehen. Die Kultur muss sich wohl den strengen Auflagen eines Regierungssitzes beugen und hat das Nachsehen. Angesichts der schrecklichen Ereignisse von Oslo zwar verständlich. Als deutsche Kulturhauptstadt sind zu hohe Hürden von Behörden aber auf Dauer nicht tragbar, sonst wird Berlin provinziell. Für nächstes Jahr haben Organisatoren der B-parade für Berlins Raver ein Remake der Love Parade versprochen und planen wieder mit Trucks über die Sraße des 17. Juni im Bezirk Tiergarten zu fahren. Damit auch aus den Seefestspielen am Wannsee ein Erfolg wird, müssen jeden Abend 4.000 Besucher kommen - sogar bei schlechtem Wetter.

Diesmal hat Katharina Thalbach wahrscheinlich noch einmal Glück gehabt. Beim Koalitionspartner SPD geniesst die Schauspielerin hohes Ansehen als politsch engagierte Darstellerin. Im Jahre 2007 wurde nämlich die Premiere von Volker Schlöndorffs Film „Strajk" mit Katharina als Heldin von Danzig sogar in der Berliner SPD-Parteizentrale aufgeführt, wie wir am 9. März 2007 berichteten. Außerdem liegt der Wannsee nicht in der City, sondern "janz weit draußen", wie der Berliner sagt. So muss der Papageno des Herrn Schwenkow wahrscheinlich diesmal nicht baden gehen, auch wenn die Zuschauertribühne etwas kleiner ausfallen muss, als ursprünglich geplant.

U P D A T E vom 13.08.2011

Die Premiere hat pünktlich am 11. August stattgefunden. Allerdings nicht auf dem Wasser, sondern etwas weiter oben an Land mit Blick auf die untergehende Sonne über dem Wasser. Der Wettergott war gnädig und die Zuschauer zufrieden, denn die drei Berliner Opernhäuser spielen partout nicht in den Sommermonaten. Mit dem Erfolg der ersten Wannseeoper ist nicht die letzte Arie gesungen, sondern die erste Prüfung überstanden, schreibt der Tagesspiegel. Es wird im nächsten Jahr neue Ideen geben, das Opernrepertoire ist groß.

Weitere Vorstellungen am 13., 14., 18. bis 21., 24., 25., 27. und 28. August.

Link: www.seefestspiele-berlin.de

Quellen: Tagesspiegel | Neue Osnabrücker Zeitung | rbb | Die Welt


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