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Qualität versus Preis – Was ist eine gute Synchronarbeit wert?


Das alljährlichen Medienforum NRW, eine Veranstaltung der Landesanstalt für Medien (LfM), gefördert mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen, das vom 18.-20 Juni in Köln stattfand, trägt als moderne Kommunikationsplattform dazu bei, Dialoge und Debatten zu initiieren. In den drei Kongresstagen wurden etwa 3.600 Besucherinnen und Besucher gezählt. Diese diskutierten mit fast 400 Medien-Experten über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Rundfunk, Film, Print, Online und Telekommunikation. Das Spektrum des 19. medienforum.nrw reichte von Film- und Fernsehpräsentationen über Aus- und Weiterbildungsberatung bis zu zahlreichen Abendveranstaltungen, von Workshops bis zu Preisverleihungen und Panel-Highlights mit hochrangigen Vertretern aus Medienwirtschaft und Politik. Zu den zentralen Themen gehörten aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Web 2.0 und Mobile Media, neue digitale Plattformen und Netze, die Konvergenz von Fernsehen, Internet und Telephonie sowie Fragen der Medien-Regulierung in Europa.

Der Internationale Filmkongress stand in diesem Jahr unter dem Motto ‚grenzenlos film’ und stellte internationale Koproduktionen in den Mittelpunkt. Für den Nachwuchs der Filmbranche wurde auf Initiative der Filmstiftung eine neue Kooperation besiegelt: Die internationale filmschule köln (ifs), die polnische Andrzej Wajda Master School of Film Directing und die israelische Sam Spiegel Film & Television School starten ein neues gemeinsames Programm.


Einen der Veranstaltungstage wollen wir näher betrachten, da uns die Kollegen vom IVS (Interessenverband Synchronschauspieler) freundlicherweise ein ausführliches Protokoll geschickt haben.
Am 20. Juni 07 hatte nämlich der Bundesverband deutscher Synchronproduzenten, BVDSP e.V. zu einer Diskussionsrunde geladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Tilmann P. Gangloff (Journalist).

Thema war die Wertigkeit der Synchronarbeit in Deutschland, die wahrlich nicht immer fürstlich bezahlt wird. Die Einführung sprach Axel Malzacher, Schauspieler aus München, der vor allem den hohen künstlerischen Wert der Synchronarbeit betonte.

Dr. Stefan Sporn (RTL Television GmbH, Head of Business Affairs & Dubbing) begründete die durch RTL mehr oder weniger gut bezahlten Synchronisationen mit der jeweiligen guten bzw. schlechten Sendeplatzierung.
„Man könne an bestimmten nicht exponierten Sendeplätzen keine teuren, gut synchronisierten Filme und Serien zeigen, das ließe das Budget nicht zu, sein Haushalt sei begrenzt“.
Rasema Cibic wunderte sich über solche Unehrlichkeit / Scheinheiligkeit und fragte, wo denn das Geld bliebe, da doch die Branche so boomt?

Eine Antwort blieb Herr Sporn schuldig und wurde von Herrn B. Herbing darauf hingewiesen, dass die Filme in den Abnahmen von den Redakteuren der Sender und Auftraggeber allerdings immer in einwandfreier Qualität gefordert und abgenommen wurden und nie asynchron, oder fehlerhaft waren. Das wäre auch äußerst fatal, denn was sollten Kunden über solchen Pfusch denken. An eine Sendung eines solchen Werkes unter dem Namen einer Synchronfirma wäre für deren Ruf eine Katastrophe und außerdem keine Empfehlung für künftige Kunden. Herr Kallus (e-m-s media AG) beschrieb ähnliches aus den Internetforen seiner DVD- Kundschaft.

Herr Peter Reinhardt (IVS) fügte hinzu dass in der Fachzeitschrift „professional production“ ein Artikel erschienenen ist mit einem Interview von Herrn Dr. Sporn. Darin betone dieser stark die angestrebte hohe Synchronqualität des Senders RTL. Umso mehr sei es verwunderlich, dass in der praktischen Arbeit an Billigproduktionen meist der Wunsch gilt:
„Hauptsache es wird deutsch, alles andere ist egal.“
Dem widersprach Herr Dr. Sporn aufs Heftigste.
„Solch kolportierte Sätze wären dem Auftraggeber RTL fremd und somit unwahr, denn man strebe in solchen Fällen nur eine verminderte, gerade noch vertretbare, dem Preis angemessene Qualität an“.
Herr Reinhardt fragte daraufhin, wie denn das in der Praxis aussehen solle.
„Für eine gute Synchronisation spricht man sauber und hochdeutsch. Wie spricht man hingegen qualitätsgebremst?“
Zum Thema Verkaufschancen guter und schlechter DVD wurden von Herrn Kallus eindeutige Aussagen getroffen. Gut verkauft sich eben besser, ist aber vom Auftraggeber bei momentan rückläufigem Absatz nicht zu bezahlen.
Sowohl Dr. Sporn als auch Herr Kallus bedauerten, dass auf Grund der hohen Synchronkosten viel interessantes Filmmaterial noch in den Kellern liege, obwohl man es gerne zeigen würde.

Eine weitere Frage, die Dieter Issler an die Herren Kallus und Sporn richtete, ob denn das teurere Prominentensynchron den Gewinn steigere oder höhere Einschaltquoten brächte, wurde kurz und wenig eindeutig beantwortet mit: Ja und nein. Promigage käme aus anderen Töpfen, z.B. dem Werbeetat.

Bei beiden Synchronverbänden (BVDSP e.V. u. IVS) wurde das Bestreben nach Qualitätssicherung im Sinne des Credopapiers untermauert. Es gilt eine Branche zu erhalten und nicht durch schlechter werdende Qualität in der Untertitelung versinken zu lassen, denn NOCH gibt es laut Dr. Sporn ein Kulturgut, die Hör- und Sehgewohnheiten der deutschen Zuschauer.

Was also ist eine gute Synchro wert?

Zuvorderst ist sie es wert Synchronisation genannt zu werden, darüber hinaus sei sie unbezahlbar, behauptet Axel Malzacher und siedelt den Preis damit sehr hoch an. Realistisch wäre zu sagen, dass eine Synchronisation mehr wert ist als heute dafür bezahlt wird. Nur Herr Dr. Sporn meint, sie sei soviel wert wie ihr Sendeplatz und den bestimme er selber.

Bleibt für das nächste Medienforum eine Frage offen:
Wenn die Kreativen am Gewinn der Auftraggeber nicht beteiligt werden, warum sollen sie ausgerechnet den Verlust mit ihnen teilen?

Im nächsten Jahr findet das medienforum.nrw bereits zum 20. Mal statt, und zwar voraussichtlich vom 9. bis 11. Juni 2008 in Köln.


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