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Filmfest „Première Brasil“ in der HKW

Filme des Rio de Janeiro International Film Festival



Das Haus der Kulturen der Welt muss sparen. Mit großer Sorge beobachten die Geschäftsführer der Internationalen Filmfestspiele Berlin, der Berliner Festspiele und der Dachgesellschaft Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH (KBB) das Vorhaben des Auswärtigen Amtes, die Regelförderung des Hauses der Kulturen der Welt um 20 Prozent zu kürzen. Das Sparvorhaben setzt falsche Signale: Damit wird eine Institution existenziell gefährdet, die mit gutem Grund weltweites Renommee genießt.

Doch bevor es soweit ist und etliche Veranstaltungen im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr durchgeführt werden können, versammelt das Berliner Filmfest „Premií¨re Brasil“ im Haus der Kulturen der Welt vom 8. - 19. Dezember 2010 noch einmal die Höhepunkte des Internationalen Filmfestivals von Rio de Janeiro. Außerdem werden während der Berlinale die beiden Kinderfilmsektionen der Internationalen Filmfestspiele Berlin endlich wieder vereint und zeigen für Kinder und Jugendliche das ganze Generation-Programm im Haus der Kulturen der Welt, da der Zoo Palast der Berlinale im nächsten Jahr wegen umfangreicher Umbauarbeiten am Kinogebäude und im benachbarten "Bikini-Haus" leider nicht zur Verfügung steht.

Das Umdisponieren bietet auch eine Chance, denn das HKW (dem Berliner Volksmund besser bekannt unter "Schwangere Auster") rückt somit wieder verstärkt ins Interesse der Öffentlichkeit. Der Streit um die weitere Finanzierung ist gerade erst entbrannt und die geplanten Kürzungen können vielleicht noch abgewendet werden.

Technisch ist das Haus nach länger Renovierung wieder auf der Höhe der Zeit und sowohl das große Auditorium, wie auch der kleinere Theater- und Kinosaal können fast alle Filmformate abspielen und mit optimalen Kinoambiente aufwarten. Eindrucksvoll konnte man dies schon im letzten Winter bei der Transmediale erleben, die auch im nächsten Jahr wieder vom 1.-6. Februar 2011 kurz vor der Berlinale (10.-20. Februar 2011) in der HKW neben Performance auf der Bühne ihr Videoprogramm auch auf den großen Leinwänden zeigen wird.

Premií¨re Brasil: Schwerpunkt Coming-Of-Age

Seit vorgestern läuft das brasilianische Festival in der HKW. Auch wenn wir erst heute berichten können, so hat der interessierte Zuschauer nichts versäumt, was er nicht in einer der Wiederholungen evtl. nachholen könnte.

Gestern lief in Anwesenheit des Regisseurs Jeferson De der aktuelle Film "Bróder!", der noch einmal am Samstag, den 18.12.2010 um 20:00 Uhr gezeigt wird.
Die drei Jugendfreunde Macu, Jaiminho und Pibe treffen sich nach Jahren auf einer Überraschungsparty wieder. Ihre Wege haben sie in ganz unterschiedliche Richtungen geführt: Während Macu immer noch im Armenviertel am Stadtrand São Paulos lebt, ist Jaiminho ein gefeierter Fußballstar in Spanien, und Pibe ist im Begriff, Versicherungsagent zu werden. Als Macu sich wegen massiver Geldsorgen mit der Drogenmafia einlässt, muss er sich plötzlich entscheiden, ob er zu seinem alten Freund Jaiminho hält – und sich den Forderungen der Drogendealer widersetzt.

Weitere Filme mit dem Schwerpunkt Coming-Of-Age sind:
Sonhos roubados
Sa 11.12.2010 | 20:00 h | Do 16.12.2010 | 19:00 h mehr...
As melhores coisas do mundo
So 12.12.2010 | 18:00 h | So 19.12.2010 | 16:00 h mehr...
Os famosos e os duendes da morte
So 12.12.2010 | 16:00 h | So 19.12.2010 | 14:00 h mehr...

In Sandra Wernecks Spielfilm „Sonhos roubados“ (Gestohlene Träume) sehen die minderjährigen Prostituierten Jessica, Daiane und Sabrina ihr Leben am Rande von Rio de Janeiro trotz Aids Gefahr ziemlich locker. Der Film erzählt schwungvoll und musikalisch von drei Mädchen und ihrem ganz normalen knallbunten Poptraum vom Glück.

Ganz anders Esmir Filhos „Os famosos e os duendes da morte“ (Die Berühmten und die Toten): Der Film trägt die Last der Welt auf den Schultern. Held ist ein 16-jähriger Außenseiter und Bob Dylan-Fan, genannt Mr. Tambourine Man. Fußball findet er doof, seine Mutter versteht ihn nicht und ihre spießige Mittelklasseexistenz engt ihn ein. Sein einziger Weg aus der Enge seiner dörflichen Umgebung ist das Internet, in dessen virtueller Welt er sich zunehmend verliert. Nachts träumt er davon, sein vernebeltes Heimatdorf zu verlassen. Der Weg führt über eine Brücke. Manche nehmen den Bus, andere springen in den Tod.
Als Vorfilm gibt es dazu den 18minütigen Kurzfilm "Café com leite" (You, Me and Him) der 2008 auf der Berlinale mit dem Gläsernen Bären Generation 14plus ausgezeichnet worden war. Es ist die Geschichte eines jungen homosexuellen Paares, dessen Zukunftspläne vollständig umgeworfen werden, als die Eltern des Einen sterben.

Auch die weitere Bandbreite der Sujets ist groß: von der Kunst, aus Müll Häuser zu bauen, über den undurchdringlich lähmenden Nebel des Hinterlandes bis zu einem Psychothriller mit tödlichen Nachbarn. Und dazu ein Rückblick auf Brasilien, das Land der Zukunft, als das es in den 50er-Jahren galt: Dokumentationen über Oscar Niemeyer, Affonso Eduardo Reidy, Lúcio Costa, die Architekten von Rio de Janeiro und der Hauptstadt Brasilia – einer Realität gewordenen Utopie, die heute eher eine Illusion zu sein scheint. Publikumsgespräche mit Ilda Santiago und den Regisseuren erlauben einen Einblick in die aktuelle Szene, von etablierten Könnern wie Karim Aïnouz bis hin zu vielversprechenden Talenten wie Esmir Filho.

Der brasilianische Film boomt! In seiner Sektion „Premií¨re Brasil“ zeigt das Festival do Rio die besten heimischen Produktionen des Jahres. Darunter auch nochmals das Roadmovie "I travel, because I have to..." von Marcelo Gomes, das vor wenigen Tagen beim ambitionierten, Independent Filmfestival "14 Films Around The World" erstmals dem Berliner Publikum von Wim Wenders als Filmpaten persönlich vorgestellt worden war. Das komplette Programm der nächsten Veranstaltungen in dem HKW ist hier abrufbar. Festivalleiterin Ilda Santiago wählte 17 Spiel- und Kurzfilme sowie Dokumentationen aus den letzten beiden Jahrgängen aus. Einen Schwerpunkt legte sie dabei auf Architektur mit Filmen über Oscar Niemeyer und Lúcio Costa. Sowohl hier wie in den Spielfilmen ist das Ergebnis ästhetisch und thematisch vielfältig und anregend.

Haus der Kulturen der Welt, bis 19.12.2010.

Link: www.hkw.de


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