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Medientage fordern mehr Spielfilme zur Primetime

Filmverbände fordern prominenten Sendeplatz für Kinofilme auf den Medientagen München 2010.



Die öffentlich rechtlichen Programme senden Spielfilme zur Primetime nur äußerst selten. Meist werden anspruchsvolle Filme zu später Stunde ausgestrahlt. Doch eine aktuelle Änderung ist inzwischen spruchreif und wird viele erfreuen. Der neue Digitalkanal ZDFneo soll ausdrücklich mit mehr Kinoproduktionen bespielt werden. Außerdem wird ein verstärkter Einsatz von Spielfilmen im ZDF-Hauptprogramm vom ZDF geprüft. Dies ist eines der Ergebnisse der Medientage München, die vom 13. - 15. Oktober 2010 stattfanden.

Ursprünglich geplant war eine Einigung über die Eckpunkte noch vor der Sommerpause. Jetzt gilt die Vereinbarung, die das ZDF mit den Produzenten geschlossen hat, rückwirkend ab dem 1. März 2010 für zunächst vier Jahre bis zum 31. März 2014. Dafür sollen die Produzenten eine Erlösbeteiligung von 16 Prozent an sämtlichen Bruttoerlösen der Auswertung (Ausland, Pay-TV Inland, Kino, Video) erhalten, während die Synchronisationskosten abgezogen werden. Ausgenommen davon ist das neue Modell der Erlösbeteiligung, das nach zwei Jahren gemeinsam evaluiert wird. Anders als bei der ARD gehen Auswertungsrechte nur im Einzelfall an den Produzenten über. Dennoch zeigte sich Produzentenallianz-Geschäftsführer Christoph E. Palmer zufrieden, insgesamt nicht hinter der ARD-Vereinbarung zurückgeblieben zu sein. In den kommenden Monaten sollen Gespräche mit den beiden kommerziellen TV-Konzernen, ProSiebenSat.1 und RTL, aufgenommen werden, um eine ähnliche Vereinbarung zu erreichen.

Enttäuscht dagegen zeigte sich der BUNDESVERBAND DER FERNSEH- UND FILMREGISSEURE (BVR) über die immerwährende, viel zu späte, nächtliche Programmierung von deutschen Erfolgsfilmen in den öffentlich rechtlichen Sendern und fordert regelmäßige Sendeplätze für deutsche Filme in deren Hauptsendezeit. Getragen wurde die Forderung auch von folgenden Filmverbänden:

Bundesverband der Fernseh- und Filmregisseure e.V.
Allianz deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm / AG DOK
Bundesverband der Deutschen Film- und Fernsehschauspieler e.V.
BundesFilmVerband in ver.di
Bundesverband der bildgestaltenden Kameramänner und -frauen e.V.
Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V.


Anlass für diese neuerliche Forderung ist die geplante Ausstrahlung des deutschen Erfolgsfilms „Kirsch­blü­ten – Hanami“ von Doris Dörrie am Samstag, den 20. November 2010 als Free-TV-Premiere in der ARD erst um 22:15 Uhr.



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Der von der Kritik gelobte Film wurde u.a. mit Unterstützung des DFFF, des FFF Bayern und der FFA realisiert. Der Film hatte im Kino ca. 1,1 Mio. Be­sucher und bei einer vorausgehenden Programmierung auf ARTE in Deutschland 1,55 Mio. Zuschauer (Marktanteil 4,8 %) und damit eine der besten Zuschauerzahlen in der Geschichte von ARTE. Dazu kommen in Frankreich noch einmal ca. 500.000 Zuschauer. Von der Deutschen Film­bewertung wurde der Film mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet und er gewann den Deutschen und den Bayerischen Film­preis sowie viele internationale Auszeichnungen.

Die Forderung deutsche Spielfilme zur Primetime um 20:15 Uhr zu senden, halten 61,6 Prozent der Teilnehmer an der jüngsten Umfrage von blickpunktfilm.de für absolut berechtigt. Ihrer Ansicht nach sind ARD und ZDF zu sehr vom Quotendenken gesteuert und vergessen dabei ihren kulturellen Auftrag. 19,6 Prozent halten die Forderung für im Kern richtig, aber für zu weitreichend, da die Zahl der für diesen Sendeplatz infrage kommenden Kinofilm ihrer Meinung nach nicht ausreicht. 14,3 Prozent der Umfrageteilnehmer würden befürworten, wenn die TV-Sender auf den fest etablierten Sendeplätzen für Fernsehfilme auch Kinofilme ausstrahlen und dabei deren längere Laufzeiten in Kauf nehmen würden. Nur 4,5 Prozent der Umfrageteilnehmer halten es dagegen für nachvollziehbar, dass die Sender an ihrem Sendeschema festhalten wollen.

Leider handelt es sich bei dieser Programmierung um keinen Einzelfall. Zwar kann der deutsche Kinospiel- und Dokumentarfilm international seit Jahren erfreuliche Erfolge erzielen und auch eine deutliche Steigerung des Zuschaueranteils in Deutschland vorweisen. Dieser Erfolg wird durch ein wirksames System öffentlicher Förderung unterstützt. Zu den Hauptsen­dezeiten von ARD und ZDF kommt der deutsche Kinofilm jedoch kaum vor.

BVR und weitere Verbände wiederholen deshalb ihre Forderung nach einem wöchentlichen Sendetermin für deutsche Kinofilme in der Haupt­sen­de­zeit von ARD und ZDF. Kinofilm stellt ein wichtiges Element der Kultur in Deutschland dar und wird auch deshalb öffentlich gefördert. Dieses kul­turelle Schaffen auch dem breiten Publikum nahe zu bringen und hierfür attraktive Sendeplätze vorzusehen, ist Teil des Kulturauftrags der öffentlich-rechtlichen Sender.

Dennoch war es der ARD – wohl aufgrund des starren Sendeschemas – nicht möglich, für diesen Film einen Sendeplatz um 20:15 Uhr vorzusehen. Damit werden große Teile des Publikums diesen Film, der ein besonders erfolgreiches Beispiel für die heutige Qualität des filmischen Schaffens in Deutschland ist, nicht sehen.

Quelle: Blickpunkt:Film

Link: www.medientage.de

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