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Film & Filmschauspieler auf der Bühne erleben (update)

Lange Nacht der Opern und Theater mit sensationellem Erfolg.



Ein Hauch von Festivalstimmung herrschte am 10. März in Berlin, als die zweite Lange Nacht der Opern und Theater in Berlin diesmal mit 68 Bühnen an den Start ging. Zur visuellen Einstimmung war vor dem ehemaligen Schiller Theater an der Bismarckallee in Charlottenburg eine riesige Videoleinwand aufgespannt und Radio eins vom rbb übertrug live aus der Baustelle des Foyers volkstümliche Klassik Pop Stücke mit der Staatskapelle der Staatsoper Berlin. Auch die Schillertheater Werkstatt wird im Zuge der Renovierung umgebaut. In dem entkernten Saal liefen ebenfalls auf einer Leinwand Videotrailer und Ausschnitte aus der Opernsaison 2010 & 2011.

(update)
Morgen, am Samstag, den 17. April 2010, folgt nun »Die Lange Nacht der Autoren« ab 19:00 Uhr im Deutschen Theater Berlin mit vier bisher nicht uraufgeführter Werkstattinszenierungen ausgewählter Stücke. Darunter das Stück "süßer vogel undsoweiter" der 20jährigen Laura Naumann, das vom Zerbrechen einer Clique ostdeutscher Provinzjugendlicher auf dem Weg in die Zukunft erzählt. Die Veranstaltung ist zwar ausverkauft, doch Restkarten gibt es an der Abendkasse.

Deutsches Theater Berlin
Schumannstraße 13
10117 Berlin
Tel: 030 / 28441-225
Web: www.deutschestheater.de

Bereits letztes Jahr war die erste »Lange Nacht der Opern und Theater« ein Überraschungserfolg gewesen, an dem nun auch die großen, bekannten Bühnen teilhaben wollten. Diesmal kamen mehr als 20.000 Besucher und für 18 Bühnen war es eine Premiere. Auch wir vom BAF machten uns auf, um viel zu entdecken und vielleicht den einen oder anderen Filmschauspieler live auf der Bühne erleben zu können. Da der BAF seine Wurzeln in Berlin-Charlottenburg hat, war es naheliegend eine von acht Theaterrouten auszusuchen, die uns zum zentralen Treffpunkt am Brandenburger Tor bringen würde und vielleicht weiter zum Theater am Potsdamer Platz, das zu den Internationalen Film Festspielen immer zum Berlinale Palast umgestaltet wird. Dort sollte die Bühnenversion des bekannten Blockbuster Films "Dirty Dancing" laufen. Doch soweit kamen wir gar nicht - wie wir gleich noch sehen werden.

Neben sechs Theaterrouten, die mit Bussen der BVG am Brandenburger Tor im 10-Minuten-Takt starteten und die Berliner und Besucher zu den meisten Spielstätten brachten, ergänzten zwei weitere Routen - eine in Neukölln und eine in Charlottenburg - das Spektakel. »Die lange Nacht der Museen« ist bereits auch in anderen Städten Deutschlands zum kulturellen Highlight geworden, doch »Die Lange Nacht der Opern und Theater« war dennoch für viele Berliner Bühnen Neuland und zugleich ein ungewohnter Anfang. So war unser Ausgangspunkt an der Deutschen Oper bereits total überlaufen, sodass wir schnell in den Bus stiegen um zur Tribühne am Theodor-Heuss-Platz zu fahren. Die traditionsreiche Bühne, die im vergangenen Jahr ihr 90-jähriges Jubiläum feierte, war lange Zeit geschlossen und widmet sich nun fast ausschließlich der Adaption von Filmen und Romanen. Der Publikumsansturm war auch dort überraschend groß, doch man disponierte schnell um und öffnete eine zweite Bühne, um noch öfter mit Ausschnitten aus dem aktuellen Loriot Programm das Publikum zum Lachen zu bringen. Dennoch war die Enttäuschung groß, dass wir auf den Beginn einer nächsten Vorstellung wegen Überfüllung des Saals eine halbe Stunde warten mussten. Zur Entschädigung durften wir anschließend zusätzlich in den großen Saal betreten, wo wir zwei Stunden lang das ganze Stück "Mondscheintarif" der deutschen Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy hätten ansehen können. Auf der Bühne brillierte Stella Dennis, während in der Verfilmung (2001) des Frauenromans von Ralf Huettner die Hauptdarstellerin Gruschenka Stevens hieß.

Eigentlich wollten wir gar nicht vorzeitig gehen, so gut war die Aufführung. Doch um über Weiteres hier berichten zu können, mussten wir leider aufbrechen, denn die Vorführung sollte bis nach 22:00 Uhr dauern und um Mitternacht wäre der ganze Theaterspuk schon fast wieder vorbei gewesen. Zum Renaissance Theater in der Hardenbergstraße, dem ältesten noch erhaltenen Art déco Theater in Deutschland, ist es jedoch nicht weit, sodass wir diesmal in keinen Bus einstiegen, sondern zu Fuß gingen. Dort sollten Führungen mit Blick hinter die Bühne stattfinden. Auch hier wieder lange Schlangen am Einlass und eine halbe Stunde Warten oder Weiterlaufen zum Theater des Westens. Wir warteten und nutzten die Gelegenheit mit den Angestellten des Theaters zu plaudern. Im Kassenraum erblickten wir Fotos von den Filmschauspielern Otto Sander und Marlene Dietrich und fragten nach:
Marlene ist ein Dauerbrenner am Renaissance Theater, erhielten wir als Antwort. Das Stück wurde auch 2000 von Joseph Vilsmaier unter anderem mit Otto Sander als Bühnenmanager verfilmt. Marlenes Deutschlandrückkehr im Jahre 1960, nach ihrer Emigration 1930 in die USA, wo sie bei Paramount Pictures unter der Regie Josef von Sternberg beim Film "Marokko" ihre einzige Oscar-Nominierung erhielt, verlief zwiespältig. Obwohl das Publikum der Nachkriegszeit in Berlin von ihrer Show begeistert war, wurde Sie in Düsseldorf als angebliche „Vaterlandsverräterin“ mit Eiern beworfen. Genau davon handelt das Stück Marlene, dass seit mehr als 12 Jahren erfolgreich im Renaissance Theater gepielt wird.
Das Theater wurde 1902 ursprünglich als Filmtheater eröffnet. Erst in den goldenen 20er Jahren wurde ein Rang eingezogen und der Raum zum Jugendstiltheater mit 554 Plätzen umgebaut. Die einzigartigen und original erhaltenen Holzvertäfelungen sind reich mit Intarsienbildern verziert. Die Bühne ist dagegen winzig klein und die Kulissen lagern im Hof nahezu unter freiem Himmel. Alles ist fast wie in alten Zeiten. Sogar der Vorhang fällt auf Zuruf nur per Seilzug durch Handbetrieb und ohne elektrische Unterstützung. In der Schminke entdeckten wir ein Schwarzes Brett auf dem Schauspieler im Alter zwischen 60 und 70 Jahren gesucht werden.

Inzwischen war es fast 22:30 und wir eilten zur Schaubühne, denn dort war Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz" angekündigt. Die Verfilmung über den Straßenhändler und Zeitungsverkäufer Franz Biberkopf kennt fast jeder - die Theaterinszenierung war gänzlich anders und wahnsinnig aufregend. Die Schaubühne, die bereits 1962 als privates Theater mit einem politisch und sozial engagierten Spielplan gegründet worden war, erhebt immer noch den Anspruch und den Geist die '68 Studentenrevolte weiter in der heutigen Zeit zu verkörpern und stellt sich damit gegen die allgemeine Gleichmacherei von Staat und Gesellschaft. Kein Wunder dass u. A. Nigel Williams "Der Klassenfeind" auf dem Progamm des Spielplans steht. Der revolutionäre Spirit war auch in dem an diesem Abend präsentierten Ausschnitt aus dem Stück "Berlin Alexanderplatz" anzumerken. Mehr als 25. Schauspieler mischten sich anfänglich unerkannt auf den Rängen unter die Zuschauer, um dann plötzlich und unerwartet aufzustehen und direkt neben Dir politische Parolen zu verkünden. So nah ist man Schauspielern selten. Was danach visuell auf der Bühne passierte grenzt an die Möglichkeit jeder anderen Bühne und ist normalerweise nur im Film möglich.

Gegen 01:30 Uhr nachts verließen wir die Spielstätte, nachdem wir am Abend genug erlebt hatten. Die Abschlussparty in der Volksbühne ließen wir um diese Uhrzeit ausfallen. Vielleicht feiern wir dort beim nächsten Mal am 16. April 2011.

Link: www.kulturprojekte-berlin.de
Web: www.berlin-buehnen.de/langenacht

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