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HEIMWEH NACH DEM KURFÜRSTENDAMM

Geschichte, Gegenwart und Perspektiven des Berliner Boulevards



Die Universität der Künste liegt nur wenige hundert Meter vom Kurfürstendamm und Bahnhof Zoo entfernt. Älteren Mitbürgern dürfte sie noch als Hochschule der Künste bekannt sein, als die digitalen Medien noch nicht so weit wie heute verbreitet waren. Die Ausbildung zum Künstler oder zum Architekten stand damals im Vordergrund. Heute hat sich eine Vielzahl an künstlerischen Aspekten herausgebildet, unter denen die Multivision mit Video und Film und Musik nicht mehr wegzudenken ist. Um so überraschter dürfte der Leser sein, wenn wir an dieser Stelle auf ein Buch aufmerksam machen, das erstaunlicherweise von der UDK produziert wurde, denn das kommt nicht alle Tage vor. Doch die Umwälzungen in der alten West-City hinterlassen auch Spuren bei den Professoren und den Studierenden, sodass man sich eines brandaktuellen Themas mit dem Buch HEIMWEH NACH DEM KURFÜRSTENDAMM umfassend angenommen hat. Der berühmte, naheliegende Kurfürstendamm hat sich verändert. Von den großen Kinopalästen ist kaum einer übrig geblieben, sodass die jungen Leute, die meist das Kino lieben, oft nach Mitte, dem alten Ost-Berliner Zentrum fahren müssen, um wichtige Filme sehen zu können. Nur noch wenige Kinos, u.a. der Zoo Palast, das Multiplexkino am Bahnhof Zoo, mit Berlins größtem Kinosaal sind stehen geblieben und letzterer soll dennoch Veränderungen erfahren.

Der Ku’damm erfindet sich neu

Trotz der Wirtschaftskrise ist das Vertrauen von Investoren in der West-City offenbar ungebrochen. Erst kürzlich, am 23.12.09, meldete der Tagesspiegel: bald werde man „weite Teile der City-West nicht mehr wiedererkennen“. Im Vorfeld des 125-jährigen Bestehens des Kurfürstendamms, das 2011 gefeiert wird, werden neue Ideen für einen der längsten „Shopping-Boulevards“ der Welt entwickelt. Neue Straßencafés zum Verweilen sollen entstehen. Eine Rückkehr zu den Kinopalästen dagegen nicht. Nur das Buch zeigt eindrucksvolle Aufnahmen aus vergangenen Tagen des Gloria-Palastes und vom Marmorhaus sowie von der Filmbühne im Haus Wien, in dem die Berlinale bis in die 60er Jahre residierte; aber es bietet auch interessante Einblicke in die Zukunft, von dem was die Städteplaner vorhaben. Von den 16 Autoren und Bildautoren, die an dem Buch mitgewirkt haben, möchten wir neben den beiden Kunsthistorikern Michael Zajonz und Sven Kuhrau, die als Herausgeber fungieren, besonders Christina Tilmann - Redakteurin beim Tagesspiegel mit Schwerpunkt Film und Dozentin für Kulturjournalismus an der UDK - sowie Ulrike Gentz erwähnen, die das Studium der Film- und Fernsehwissenschaft/Dramaturgie an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam Babelsberg erlernt hat und sich daher im Metier des Film bestens auskennt. Sie hat in ihrem Beitrag Hans Helmut Prinzler, den ehemaligen Studienleiter an der Deutschen Film und Fernsehakademie sowie Gründungsdirektor des Filmmuseums Berlin und Mitglied der Akademie der Künste interviewt und somit zu weiteren filmischen Aspekten und Ansichten im Buch beigesteuert.

Nach langen Debatten und mehreren Protesten der Berlinale gegen einen geplanten Abriss des ZOO-PALASTES (siehe BAF-Blog vom 30.05.07 und 15.10.08) soll das Kino jetzt den denkmalgeschützten Hauptsaal mit mindestens 850 Plätzen behalten. Kleinere Kinosäle im Anbau schließen, doch dafür entstehen drei neue. Insgesamt biete der Zoo-Palast künftig mehr als 2100 Sitze. Ende 2012 soll alles fertig sein. Dann ist das Jubiläum des Ku'damms zwar schon wieder vorüber, doch der Kurfürstendamm in Berlin ist seit rund einhundert Jahren ein Wahrzeichen der Stadt und ein nationales Symbol. Er gehört zu den bekanntesten Straßen Deutschlands. "Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm", sang Hildegard Knef einst mit der für Berlin angeblich so typischen Mischung aus Schnoddrigkeit und Sentiment, dass im letzten Jahr sogar ein Film über die Künstlerin mit Heike Makatsch als Hauptdarstellerin seine Premiere auf der Berlinale hatte. Hilde hieß er und zeigte ebenfalls viel vom alten Berliner Flair wie hier bei dem 45 Jahre alten Hildegard Knef Song "Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm" auf YouTube.

Ganz ohne nostalgische Verklärung erzählt dagegen das Buch die Geschichte(n) des Kurfürstendamms. Aus kulturhistorischer Perspektive behandeln acht Essays Architektur und Städtebau, öffentliches Leben, geschäftiges Treiben und den vielfältigen Kulturbetrieb dieser Großstadtstraße - von den Anfängen während der Kaiserzeit bis in die Gegenwart. In Interviews kommen zudem prominente und weniger bekannte Zeitzeugen zu Wort. Ob Theaterintendant, Nachtklubbesitzer oder Pfarrerin: Sie alle verbinden persönliche Geschichten mit dem Boulevard. Individuell ist auch die Annäherung von Studierenden der Architektur an der Berliner Universität der Künste. Ihr außergewöhnliches Ausstellungsprojekt in den Straßenvitrinen auf dem Kurfürstendamm wird in dem Band dokumentiert.

Michael Imhof Verlag 2009
ISBN 978-3-86568-473-8

Bücher und Videos im Tagesspiegel-Shop erhältlich

Erhältlich im Buchhandel, hier bei Amazon und im Tagesspiegel Shop in der Potsdamer Straße. Ein Umzug des Ladens in das neue Haus des Verlags am Anhalter Bahnhof ist noch nicht absehbar, sodass man vorerst weiterhin schräg gegenüber vom Varieté Wintergarten viele interessante Dinge bekommt. Unter anderem ist kurz vor Weihnachten die dritte Folge der DVD-Serie "Berlin - Eine Zeitreise durch unbekannte Filmschätze" erschienen. Oder "Potsdam - wiederentdeckt", historische Filmschätze aus fünf Jahrzehnten. Genauso spannend ist die DVD Berlin Zehlendorf. Irmgard von zur Mühlen schildert eine fantastische Zeitreise: vom mittelalterlichen Dorf zu einem modernen Berliner Stadtteil.


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