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Wirtschaftskrise erfasst Berliner Film- & TV-Branche


Nach dem Fernsehsender FAB meldet auch die Berliner Union-Film Insolvenz an.




Laut einer Meldung des Tagessspiegels vom 27. Februar 09 droht der Berliner Union-Film die Zahlungsunfähigkeit. Das traditionsreiche Unternehmen mit Sitz in Tempelhof hat am 18. Februar die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt, obwohl die Auftragslage zur Zeit noch relativ gut ist und deshalb im Augenblick noch weitergearbeitet wird.

Damit zieht die Wirtschaftskrise bereits das zweite größere Berliner Medienunternehmen in den Strudel der weltweiten Pleiten. Bereits am 29. Januar 09 hatte FAB (Fernsehen aus Berlin), einer der beiden regionalen TV-Sender der Hauptstadt, Insolvenz angemeldet. Nach rund 18 Jahren Sendebetrieb informierte einen Tag zuvor Geschäftsführer Mike Meier-Hormann in einem etwa halbstündigen Interview in der FAB-Sendung "Hallo Berlin" über die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens. Als Grund für die Insolvenz gab Meier-Hormann offene Verbindlichkeiten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem im vergangenen Jahr neu bezogenen Medienhaus des Senders an der Genthiner Straße an.



Als einer der ersten regionalen TV-Sender Deutschlands hatte die 1990 als Fensehen aus Berlin gegründete Aktiengesellschaft im Jahre 2007 das vierstöckige Gebäude, das ebenfalls als Veranstaltungsort für Medienevents gedacht war und Platz für rund 900 Gäste bietet, bauen lassen. Auf einer Gesamtfläche von 2000 Quadratmetern sollten zudem weitere "Medienpartner" einziehen, doch zwei Etagen stehen bis heute leer. Auch für das Medien-Café im Erdgeschoss fand sich kein Pächter. Zahlreiche Baumängel sollen mit an der Misere schuld sein. Nach Senderangaben lag die Investitionssumme für das Medienhaus bei rund zehn Millionen Euro. Der Sendebetrieb mit derzeit 29 Mitarbeitern und fünf Auszubildenden wird zwar vorerst aufrechterhalten, doch ohne Entlassungen und Einsparungen am Programm wird auch ein Insolvenzverwalter den Sender kaum retten können. Probleme bereiten vor allem die stark gesunkenen Einnahmen durch das Wegbrechen von Werbeaufträgen in der Fernsehbranche.

Ähnlich verhält es sich bei der Berliner Union-Film. Für den Ausbau der Studios hatte man sich in den letzten Jahren Kredite aufgenommen, deren Rückzahlungen offensichtlich jetzt Probleme bereiten. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg bestellte den Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff aus Potsdam zum Insolvenzverwalter. Dieser sei nun dabei zu prüfen, ob das Unternehmen sanierungsfähig ist. Mit einer stark verkleinerter Mannschaft glaube die Geschäftsleitung, dass das Unternehmen durchaus überlebensfähig sei und wieder in die Gewinnzone zurückgebracht werden könne. Ohne Entlassungen wird es auch hier nicht vorangehen. Davon könnten 60 der aktuell 80 festen Mitarbeiter betroffen sein.

Die Berliner Union-Film ist ein Dienstleister für die Film- und Fernseh-Branche. Das Unternehmen betreibt fünf voll ausgestattete Studios. Diese werden heute vor allem für TV-Produktionen genutzt. Hinzu kommt ein Verleih von Kamera- und Filmtechnik auf dem historischen Gelände der früheren UFA-Studios an der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof. Im Jahr 1914 drehte Paul Wegener dort den Stummfilm „Golem“. Später entstanden auf dem Studiogelände auch so berühmte Filme wie „Dr. Mabuse“ von Fritz Lang, „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich und „Große Freiheit Nr. 7“ mit Hans Albers. In der Nachkriegszeit wurde das ZDF zum wichtigsten Kunden. Vor dem Umzug der Berliner Dependance nach der Wiedervereinigung in den Zollernhof an der Staße 'Unter den Linden', befand sich das ZDF direkt vis í  vis von den UFA-Studios in Neukölln.

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Auch Studio Babelsberg fürchtet Einnahmeverluste



Gestern abend betätigte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) eine Meldung des Spiegels, dass Studio Babelsberg eine Unterlassungsklage gegen den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit eingereicht hat. Wowereit darf demnach nicht mehr öffentlich behaupten, dass die Modemesse Bread & Butter ein höheres Angebot als die Filmbetriebe abgegeben haben.

Studio Babelsberg hatte ebenfalls Interesse an der Nutzung mehrerer Hangar und weiterer Gebäudeteile des stillgelegten Flughafens. Durch die überraschende Entscheidung Entscheidung des Senats, die Flächen für zehn Jahre mit Option auf Verlängerung an die Bread & Butter zu vermieten, sei der Filmbetrieb jetzt angeblich in seinem Handlungsspielraum eingeängt. Dadurch könnten einige Produktionen eventuell nicht mehr in dem geplanten Umfang durchgeführt werden, so dass auch für Berlin finanzieller Verlust entsteht. Ursprünglich hatte man vor das Land Berlin von den Verlusten des Flughafens „freizustellen“ und eine Jahresmiete von bis zu 14 Millionen Euro in Aussicht gestellt, sagte Christoph Fisser, einer der Geschäftsführer der Filmbetriebe Berlin Brandenburg (FFB) gegenüber dem Spiegel. Dieses Angebot bestreitet jedoch Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin.

Wie wir bereits am 12. Juli 08 im BAF-Blog berichteten, wären die Berliner Konkurrenten der Babelsberger Filmbetriebe über eine Vergabe des Flughafens an das Studio Babelsberg nicht besonders glücklich gewesen. Martin Willich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Studio Hamburg Gruppe und seit vielen Jahren auch in Berlin Adlershof fest etabliert, befürchtete schon damals einen argen Verdrängungswettbewerb auf dem Berliner Markt. Mit der plötzlichen Insolvenz der Berliner Union-Film scheinen seine Befürchtungen real zu werden.


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