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Vom Café Achteck ins nächste Jahrtausend

Berlins immer noch grösstes Kino und ehemaliges Aushängeschild der Zoopalast ist leider schon lange nicht mehr so nobel, wie einst zu seiner Eröffnung in den 50er Jahren. Zwischendurch zwar renoviert, wartet er inzwischen auf sein Ende. Zumindest das Atelier am Zoo unter dem grossen Saal soll verschwinden. Damit erleidet es das gleiche Schicksal wie die ehemaligen Ku’damm Kinos Gloria-Palast, Marmorhaus, Filmbühne Wien und Astor, die alle zur Shopping Mall umfunktioniert wurden, auch wenn die äussere Hülle stehen blieb. Das gleiche Schicksal soll der Zoopalast erleiden, auch wenn der Denkmalschutz sich durchgesetzt hat und das Gebäude äusserlich unangetastet lassen will, wird der Zoopalast innen deutlich verkleinert werden, wie wir in unserem Blogeintrag vom 30. Mai zum 50 jährigen Jubiläum des Kinopalastes bereits geschrieben haben.

Wer dieser Tage den Zoopalast noch besucht, dem mag die grosse Leinwand mit dem tollen Vorhang und der guten Projektion noch gefallen, aber die Pissoirs sind undiskutabel. Nur aus einigen Wasserhähnen sprudelt noch etwas kühles Nass. Warmes Wasser zum Säubern oder gar Handtücher sind zum Erschrecken vieler internationaler Gäste nicht vorhanden.

Ganz anders die Kinos in der Schweiz. Zurzeit halte ich mich in Locarno auf, der Stadt, wo ebenfalls ein internationales Filmfestival jedes Jahr mit Berlin um die Gunst der Zuschauer buhlt. Das Festival läuft zwar im August, doch die Stadt am Lago Maggiore, im italienischen Teil der Schweiz, hat auch im Oktober nichts an seinem Charme eingebüsst und es ist immer wieder ein Erlebnis, wie Andere ihre Filmkultur pflegen.

Auf dem Weg hierher über Zürich fühlt man sich z.B. im Bereich der Multiplexkinos der Arena Filmcity im Erlebniszentrum Sihlcity in ein ganz anderes Jahrtausend versetzt. Während oben beschriebene Toilettenanlage des Zoopalastes eher an ein rustikales Café Achteck ohne fliessend Wasser erinnert, fühlt man sich beim Händewaschen des elektronischen Systems in Zürich gleich ins nächste Jahrtausend gebeamt. Nicht nur, dass es bereits optisch für Verblüffung sorgt und den Zuschauer richtig Lust beschert weitere Überraschungen im Kino zu erleben, nein hier werden wahrhaftige Neuheiten präsentiert. Normalerweise laufen Trocknungsversuche in öffentlichen WC’s ohne Tuch oder Papier wenig erfolgreich ab, weil der Föhn nicht genug Luft spendiert, so dass man letztendlich doch mehr oder weniger verstohlen seine Hände am Hosenhintern abwischt. Nicht jedoch im Multiplexkino in Zürich wo ein Airblade in der Männertoilette steht. Endlich ein Händetrockner, der funktioniert. Erfinder James Dyson hält sein Versprechen. Man steckt die Hände senkrecht in eine Öffnung und ein erhitzter Orkan mit 640km/h streift beim langsamen Herausziehen der Hände flugs sämtliche Feuchtigkeit ab. Die neue Technik soll auch in andere Kinos der Schweiz exportiert werden. Ob nach Umbau des Zoopalastes im nächsten Jahr dann wenigstens Papierhandtücher vorzufinden sind? Vom Einzug so moderner Technik wie in Schweizer Kinos, davon werden wir wohl noch einige Jahrzehnte in Berlin träumen.

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