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ARD plant öffentlich-rechtlichen Jugendkanal

ARD plant gemeinsamen Jugendkanal mit ZDF - Jürgen Doetz vom VPTR kontert.



Schon vor ca. eineinhalb Jahren schrieben wir am 18. Februar 2011, dass es vom SWR Überlegungen gibt, einen gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF - analog zum erfolgreichen KIKA Kinderkanal - einzurichten. Weil die Jugendlichen zunehmend ARD und ZDF den Rücken kehren, soll jetzt endlich ein eigener TV-Sender für Jugendliche die Zuschauerabwanderung stoppen. Dabei unternimmt die ARD zunächst allein einen neuen Vorstoß für einen Jugendkanal. Unter Führung des MDR soll jetzt ein Senderkonzept entwickelt werden, an dem das ZDF als gleichwertiger Partner mit im Boot sein soll. Ziel ist ein "trimedialer" öffentlich-rechtlicher Jungendkanal für die Zielgruppe ab 14 Jahre. Das Angebot soll TV-Programme, Hörfunkbeiträge und Internetinhalte aller ARD-Anstalten und des ZDF umfassen und die Lücke zwischen Kinderkanal und den anderen Kanälen schließen, teilte kürzlich der MDR-Rundfunkrat in Leipzig mit.

"Die Zeit ist reif", sagte der MDR-Rundfunkratsvorsitzende Horst Saage. "Die Mediennutzung junger Leute weicht stark von herkömmlichen Mustern ab. Sie wollen Angebote nutzen, wann sie wollen, wo sie wollen und auf welchem Weg sie wollen.", so auch MDR-Intendantin Karola Wille. "Deshalb soll der Kanal TV, Internet und Radio eng verknüpfen." Sollte das ZDF nicht mitziehen, werde die ARD den Sender "aus eigener Kraft stemmen".

Das Angebot soll Inhalte der jeweiligen Landesrundfunkanstalten enthalten, dazu gehörten die Angebote der Hörfunkwellen und der Telemedien. Ein solcher Kanal sei Bestandteil eines Gesamtkonzepts zur Erreichung junger Zielgruppen. Der neue Kanal dürfe aber nicht automatisch zu finanziellen Mehrbelastungen der ARD-Anstalten führen. Laut MDR unterstütze die Politik die Pläne für einen Jugendsender.

Ob das ZDF, das mit ZDFneo bereits einen Sender für jüngere Zielgruppen betreibt, bereit ist mit der ARD einen neuen Jugendkanal auf die Beine zu stellen, ist allerdings offen. In den Sommerferien setzte ZDFneo nämlich eine Woche lang - den ganzen Abend über - auf Horrorfilme, um mehr Jugendliche für den neu ausgerichteten, digital ausgestrahlten ZDFneo Kanal zu begeistern. Ob dies der psychologisch richtige Ansatz ist, mag bezweifelt werden, aber den Sendern ist jedes Mittel recht, um die Quoten für die Werbewirtschaft verbessern zu können. Dabei sind die öffentlich-rechtlichen Programme gar nicht so sehr auf Werbung angewiesen, denn der Zuschauer zahlt ja bereits die GEZ Rundfunkgebühren, die den Bestand der TV-Programme von ARD und ZDF sichern sollen. Und eigentlich hat auch die ARD schon ein junges Angebot - den vor Kurzem auf jung getrimmten Digitalkanal EinsPlus.




Schluss mit dem Verwirrspiel - gesamtes Digitalkanal-Konzept muss auf den Prüfstand!

Zu den Meldungen des MDR-Rundfunkrates, unter Führung des MDR ein Konzept für einen neuen TV-Jugendsender zu entwickeln, erklärte Jürgen Doetz, Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT):

"Diese Forderung dokumentiert einmal mehr die unausgegorene Programmstrategie der Anstalten. Gerade noch wurden entsprechende Planungen vom MDR dementiert, jetzt wieder favorisiert. Feststeht: Der Digital-Auftrag mit sechs Kanälen ist auf breiter Basis gescheitert - und die Hauptprogramme überaltern weiter vor sich hin. Die Medienpolitik ist dringend aufgerufen, die entsprechende Sonderbeauftragung aus dem Gesetz zu streichen. Sie muss alle Kanäle auf den Prüfstand stellen und den öffentlich-rechtlichen Auftrag insgesamt präzisieren. In diese Überlegungen ist auch das Hörfunkangebot einschließlich der Webchannels einzubeziehen."

Im Zusammenhang mit den digitalen TV-Kanälen wies Doetz auf die nach wie vor verschwindend geringe Zuschauerresonanz nahezu aller Programme hin. Gleichzeitig werde der im Verhältnis dazu noch relativ erfolgreiche Sender ZDFneo teilkommerziell zulasten der privaten Programmanbieter ausgerichtet. Im Radiobereich hatte sich der VPRT unlängst gegen eine Umgehung der Deckelung der Programmzahl, die fehlende Ermächtigung für bundesweite Programme (ARD Sportradio) sowie gegen eine Ausweitung der lediglich regional bzw. auf Länderebene beauftragten Programme in andere Gebiete gewandt.

Doetz: "Schreitet die Politik nicht ein, wächst die Gefahr, dass die Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter beschädigt wird. Dies zu verhindern sollte erste Pflicht vor allem auch der internen Aufsichtsorgane der Anstalten sein. Im Interesse einer leistungsfähigen Kreativwirtschaft und eines ausgewogenen dualen Systems muss sich auch der private Rundfunk engagiert an dieser Diskussion beteiligen."

Auch die Junge Union Thüringen kritisierte das Vorhaben des MDR. Landesvorsitzender Stefan Gruhner wandte sich gegen einen zusätzlichen Sender, der neue Kosten verursacht. Hintergrund der Kritik Gruhners sind Bestrebungen der CDU, das Programmangebot der öffentlich-rechtlichen Anstalten einzuschränken. Die sächsische Staatskanzlei etwa fordert seit längerem von ARD und ZDF, ihre sechs Digitalkanäle wieder einzustellen. Dieser Forderung schloss sich Gruhner an, indem er verlangt, die Kanäle zu überprüfen. Doch auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte sich kürzlich für den Verzicht auf einzelne Kanäle ausgesprochen.

Es habe keinen Sinn, Seniorenfernsehen und Jugend-TV parallel zu etablieren, die für ein paar Fernsehfunktionäre neue Posten bringen" so Gruhner. Er verlangt vielmehr, die unserer Meinung nach im heutigen Medienzeitalter längst überholte und eher altmodische Anschauungeines Hauptprogrammes, bei dem sich alle wiederfinden können“.

Dagegen fordert der MDR mehr Vielfalt und mischt sich jetzt - nach WDR und NDR - nun ebenfalls an der Kritik der im Fernsehen überhandnehmenden Talkformate ein. In der Debatte erwarten die Sender, dass die Anzahl der fünf wöchentlichen ARD-Talkshows wieder reduziert würde und zugleich eine stärkere inhaltliche Abgrenzung erfahren. Doch so schnell geht das leider nicht: Die Verträge mit den Talkmastern der ARD laufen teils erst im Jahr 2013 aus. Bis dahin wollen sich die Rundfunkräte der ARD-Sender nun auf eine gemeinsame Linie einigen.

Quellen: ots news aktuell | Blickpunkt:Film | w&V - werben und verkaufen | dapd | Handelsblatt

Über den VPRT:

Der VPRT ist die Interessenvertretung der privaten Rundfunk- und Telemedienunternehmen. Mit ihren TV-, Radio-, Online- und Mobileangeboten bereichern seine rund 140 Mitglieder Deutschlands Medienlandschaft durch Vielfalt, Kreativität und Innovation. Ihr redegewandter Präsident ist regelmäßig in zahlreichen Talkshows vertreten und hat dabei schon mehrfach Politiker erzürnt. Unter anderem wandte er sich gegen die Regulierung des privaten Rundfunks und trat bei einer Debatte über die Zulassungsbedingungen von Sat.1 überraschend für die Abschaffung der kostenintensiven Nachrichtensendungen in den privaten Vollprogrammen ein. Als Wirtschaftsverband versucht der VPRT seine Unternehmen im Dialog mit Politik und Marktpartnern beim Erreichen dieses Ziels - national und auf EU-Ebene zu unterstützen. Damit das auch in der digitalen Welt so bleibt, müssen die regulatorischen, technologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen und ggf. auf den Prüfstand kommen.


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