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Wieder Verlust bei Berliner Kiezkinos

Die Kurbel Ende schließt des Jahres - Kino am Bundesplatz wurde wiederöffnet.



Zum 21. Dezember 2011 soll das traditionsreiche Berliner Filmtheater "Die Kurbel" geschlossen werden, die ein jüdischer Betreiber 1934 in einem vierstöckigen Wohn- und Geschäftshaus eröffnete, wie das Kinokompendium schreibt. Der Eigentümer des Gebäudes in Berlin-Charlottenburg, die Terra-Real Verwaltungs-Gesellschaft mbH plant jedoch eine Komplettsanierung, die Räume der Kurbel sollen danach an eine Supermarktkette vermietet werden, obwohl an der naheliegenden Wilmersdorfer Straße genügend Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind. Allerdings wird am ebenfalls ganz in der Nähe liegenden Adenauer Platz demnächst ein großer Edeka Markt - ehemals Bolle Markt - schließen müssen, weil an dem Platz ein nobler Neubau mit Hotel entstehen soll. Es wäre kein Wunder, wenn zwischen Edeka und dem Hausvermieter der Kurbel schon eine einvernehmliche Absprache getroffen wurde. Aber auch von einem Biosupermarkt ist inzwischen die Rede, der einen höheren Quadratmeterpreis zahlen kann, als Kinobetreiber.

Gegen dieses Vorhaben wendet sich die Initiative "Rettet die Kurbel", ein Verbund aus Nachbarn, Cineasten, Kulturschaffende und Kunstfreunden, der am Donnerstag, den 24. November 2011 eine Demo vor dem Kino in Berlin-Charlottenburg mit mehr als 150 Anwohnern und Kulturschaffenden veranstaltete. Mit Wunderkerzen in der Hand skandieren Prominente wie Schauspieler Otto Sander und Regisseur Rosa von Praunheim sowie Berlinale-Chef Dieter Kosslik für den Erhalt des Kiezkinos:

"Die Kurbel soll aus rein kommerziellen Gründen weichen. Wir sagen nein! Dieser Kulturstandort muss weiterbestehen! Er ist für den Giesebrecht-Kiez Anziehungspunkt und Lebensnerv zugleich. Die Kurbel verleiht dem idyllischen Meyerinckplatz sein einzigartiges Flair. Viele Kurbel- und Kinofreunde sind bereits zu uns gestoßen. Das Medienboard Berlin-Brandenburg steht engagiert an unserer Seite. Persönlichkeiten aus der hiesigen Kulturlandschaft exponieren sich für dieses Anliegen. Nicht noch ein Kino - schon gar nicht dieses!", so die Initiative.


Die Initiative "Rettet die Kurbel" versucht derzeit, möglichst große Öffentlichkeit für ihr Anliegen zu finden, unter anderem mit Handzetteln, Plakaten und dem Auslegen von Unterschriftenlisten. Weitere Aufmerksamkeit erhofft man sich vom Facebook-Auftritt www.facebook.com/rettetdiekurbel oder von der Unterschriftenliste zum Ausdrucken und Weitersenden auf der Webseite www.rettetdiekurbel.de. An der Kurbel hatten sich schon mehrere Betreiber versucht. Zuletzt übernahm die Hausverwaltung das Kino in Eigenregie vor sechs Jahren. Da jedoch Hausverwalter wenig Erfahrung mit Programmgestaltung haben und einen teuren Theaterleiter engagieren mussten, dürfte ihnen die Entscheidung nicht schwer gefallen sein, das Objekt schnellstmöglich anderweitig zu nutzen. Supermärkte übernehmen gerne leerstehende Kinos, wie unser Bericht vom 17. Juni 2011 unterstreicht. Die letzte Vorführung in der Kurbel wird "Vom Winde verweht" sein, ein Film mit dem 'Die Kurbel' besonders verbunden ist, da der Film in dem Kino seine Deutschlandpremiere am 04. Dezember 1953 feierte.

Das Bundesplatz Studio wurde als Bundesplatz Kino neu eröffnet.
Etwas mehr Glück hat das Kino am Bundesplatz, das zu den 59. Internationalen Filmfestspielen 2009 von der Berlinale als Kiezkino mitbenutzt worden war und nun seine Wiedereröffnung feiern konnte. Anlass für die Beteiligung der Berlinale am Kiezkino war damals die Serie "Berlin – Ecke Bundesplatz" von den Wilmersdorfer Filmemachern Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm (beide ehemalige BAF Mitglieder), die bereits 1986 mit dem Doku-Langzeit-Projekt über Leben und Sterben in Berlin begonnen hatten. Die entstandenen fünf Dokumentarfilme sind zugleich Spielfilme mit anderen Mitteln und wurden nur im Kiezkino aufgeführt und nicht im Berlinale Palast.

Allerdings schloss der Betreiber das etwas heruntergekommene Kino im Sommer dieses Jahres und konzentrierte sich auf seine zweite, naheliegende Spielstätte des Cosima Kinos in Berlin-Friedenau. Doch drei wagemute Filmfreunde, darunter der Betreiber der Eva-Lichtspiele in Berlin-Wilmersdorf, besorgten sich die besten Stücke aus dem ausrangierten Mobilar des seit 2010 geschlossenen Zoo-Palastes und werkelten mehrere Monate, um das Bundesplatz Kino am 23. Oktober 2011 mit bequemer Bestuhlung wiedereröffnen zu können. Hoffen wir, dass es mit der Kurbel auch noch einmal klappt. Der erfolgreiche Umbau der Astor Film Lounge am Ku'damm hat gezeigt, wie es auch anders gehen kann. Christian Berg vom Medienboard Berlin-Brandenburg hat inzwischen sogar zwei solvente und investitionsfreudige Kinobetreiber an der Hand, die es noch einmal mit der Kurbel versuchen würden. Allein die Zustimmung des Vermieters fehlt bisher.

Quellen: Blickpunkt:Film | Tagesspiegel | Kinokompendium


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