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Stereoscopic -3D - ein Erfahrungsbericht.

Gespräch mit der Fraunhofer Gesellschaft auf der IFA.



Filme wie "Piranha 3D" sollten laut James Cameron nicht in 3D in die Kinos kommen. Das erklärte der "Avatar"-Regisseur gegenüber der Zeitschrift VanityFair.com.

"Eigentlich mache ich das ja nicht, dass ich schlecht über andere Filme rede, aber 'Piranha 3D' ist ein gutes Beispiel dafür, was wir nicht in 3D drehen sollten. So ein Film wertet das Medium nur ab und erinnerte einen an schlechte 3D-Horrorfilme aus den 70er und 80er Jahren wie 'Freitag der 13.'. Wenn die Filmemacher mit ihrer Kreativität und ihren finanziellen Mitteln am Ende waren, machten sie einfach eine 3D-Version daraus, um noch etwas mehr herausholen zu können."


Leider wird der Fehler auch heute noch wiederholt, um vom gewinnträchtigen 3D-Image zu profitieren, ohne die negativen Auswirkungen zu beachten. Wenn pausenlos Blut und Wasser dem Zuschauer aus der Leinwand entgegenspritzt, ohne dass der Betrachter dabei nass wird, so wirkt das auf Dauer albern und das Publikum wird schnell das Interesse an den Effekten verlieren. Deshalb sollten nur die besten und erfahrensten Regisseure die großen Filme in 3D machen. Martin Scorsese realisiert gerade seinen 'The Invention of Hugo Cabret' in 3D und Disneys größter Film, 'Tron: Legacy', kommt wahrscheinlich bei uns sogar erst 2011 in 3D in die Kinos, da für die perfekte Herstellung des Filmes ein enormer Aufwand getrieben wird.

Auf der IFA unterhielten wir uns mit Forschern der Fraunhofer Gesellschaft, was in Zukunft noch zu erwarten wäre. Das Institut, das kürzlich erst MP3 Sourround vorgestellt hatte, arbeitet schon seit Langem an Verbesserungen im Audio und Videobereich. Insbesondere deutsche Firmen, wie beispielsweise die renommierte Firma LOEWE, die im hochpreisigen TV-Segment angesiedelt ist, vergeben gerne Aufträge an das Fraunhofer-Institut, um ihre Produktpalette optimal zu verbessern und von den neuesten Erfindungen zu profitieren.

Fraunhofer Institut zeigt 3D ohne Brille

Jüngste Ergebnisse der Forschungen wurden mit der Betrachtung von 3D-Fernsehbildern ohne störende 3D-Shutterbrille vorgestellt. Zwei im TV-Gerät eingebaute Kameras erfassen das Gesichtsfeld der Zuschauer und triggern die Augen des jeweiligen Betrachters ganz individuell. Die schnelle Bildwiederholfrequenz und die zurzeit noch außerhalb des Gerätes hinter einer Wand versteckte aufwendige Technik ermöglichen die Betrachtung der 3D-Filme sogar für mehrere Zuschauer gleichzeitig. Ähnliches zeigte Philips in einer angeblich weit fortgeschrittenen Studie. Doch das Bild bei Philips wies noch deutliches Moiré auf. Zumindest konnte man noch eine gewisse Rasterstruktur - ähnlich wie bei Bildern einer Zeitung - auf dem Flachbild-TV erkennen, die offensichtlich von hintereinanderliegenden Folien für die Darstellung des Doppelbildes hervorgerufen wurde. Ein Problem beim brillenlosen 3D-Fernsehen ist außerdem, dass sich die Bildauflösung pro Auge halbiert und sich bei mehreren Zuschauern entsprechend weiter reduziert. Das lässt sich nur kompensieren, indem die bisher übliche HD-Auflösung der Geräte in Zukunft verdoppelt oder vervierfacht wird.

Bereits vor drei Jahren hatte auch das Heinrich Hertz Institut erste Experimente in dieser Richtung gezeigt, wie wir im BAF-Blog vom 25.8.2007 in einem Nachtrag berichteten. Doch damals konnte nur eine Person vor einem Monitor das Bild stereoskopisch betrachten. Nun sollen demnächst gleich mehrere Personen 3D-Fernsehen können, ohne die bei anderen Herstellern notwendige Shutterbrille aufsetzen zu müssen. Diese benötigen nämlich wegen ihrer aktiven Technik eine Batterie oder einen aufladbaren Akku, um zu funktionieren. Der Fernseher sendet in schneller Folge abwechselnd je ein Bild für das Linke und danach für das rechte Auge und zusätzlich einen Impuls für die 3D-Brille. Die Brille synchronisiert sich durch den Impuls mit dem Fernseher und schließt abwechselnd die polarisierten Gläser. Die Trägheit des menschlichen Auges merkt davon nichts, sondern kombiniert aus den Doppelbildern ein ganzes dreidimensionales, stereoskopisches Bild. Auf die Dauer drückt jedoch das höhere Gewicht der Brillen ganz schön auf die Nase, vor allem wenn man die 3D-Brille über seine vorhandene Brille stülpen muss. Außerdem benutzt fast jeder Hersteller ein anderes System, sodass die Augenoptiker bisher keine Chance hatten, eigene Modelle mit individueller Sehstärke herauszubringen. Erst eine Normung des 3D-Consortiums könnte Abhilfe schaffen.

Im Kino dagegen wird eine andere Technik verwendet. Der Film wird gleichzeitig aus zwei Digital-Projektoren im schnellen Wechsel mit polarisiertem Licht projiziert, sodass einfache, leichtere Passiv-Brillen ausreichen. Die Gläser der Brillen sind in ihrer Polarität unterschiedlich ausgerichtet und lassen nur das jeweilige für sie bestimmte Projektorlicht durch. Ohne Brille würde man natürlich wie auf einem 3D-TV ebenfalls Doppelbilder sehen. Der Fernsehsender Arte hat dazu anlässlich seines 3D-Tages am 28. August 2010 einen sehr anschaulichen Trickfilm zur Funktion der 3D-Filmtechnik produziert, wie wir im BAF-Blog vom 24.8.10 ausführlich berichteten. Die gezeigten Filme für eine rot-grün Brille hätte man jedoch besser nicht senden sollen, da sie dem Fortschritt des 3D-TVs entgegenstehen.

Technicolor meldet neues 3D Filmpatent an.

Für die kleinen Stadtteilkinos ist eine Umrüstung auf digitales Kino, insbesondere auf 3D-Kino viel zu teuer, wie wir am 05.08.10 im BAF-Blog vom berichteten. Zwar ist die AG Kino der Meinung, dass Digitalkino nicht zwangsweise die teuerste 4K Technik benötigt, sondern oft mit 2K Projektoren auskommt. Doch die dritte Dimension hat eigene Regeln, die die Majors bestimmen. Deshalb verhandelt die Firma Technicolor mit den großen Filmfirmen, um zusätzlich eine preiswerte, alternative Technik anbieten zu können. Das neue Patent ermöglicht 3D-Filme auf einen 35-mm-Filmstreifen in untereinanderliegenden Doppelbildern zu bannen. Änlich, wie beim Cinemascope Film wird statt der anamorphen Vorsatzlinse, die den Film auf Breitbild entzerrt, eine spezielle Doppellinse vor den herkömmlichen Projektor geschwenkt, der stereoskopische Bilder auf die Leinwand werfen kann. Auch bei dieser Technik würde für den Zuschauer eine preiswerte passive Einwegbrille ausreichen, da die polarisierten Bilder von einer silberbedampften Leinwand reflektiert werden. Die englischsprachige Website gizmag.com beschreibt die Technik in einer anschaulichen Grafik.

Sharp bringt 3D-Brille für 2D-TV

Auf der IFA hatte, wie gesagt, fast jeder Hersteller ein eigenes Brillensystem, obwohl die Quellen der 3D-Bilder inzwischen genormt sind. Die Quelle kommt entweder vom 3D Blu-ray-Player oder die 3D-Aufnahmen der Fernsehanstalten bringen 3D über Satellit ins Wohnzimmer. Doch was tun, wenn ein Familienmitglied kein 3D Bild sehen möchte, oder aus gesundheitlichen Gründen nicht sehen kann. Doppelbilder ohne Brille anzuschauen, ist unerträglich, weshalb Sharp für seine Brillen eine Funktion 2D-TV hinzugefügt hat. Während das eine Familienmitglied mit der 3D-Brille die 3D-Filme stereoskopisch sehen kann, ermöglicht ein spezieller Schalter an der Brille für den anderen Betrachter die gleichzeitige 2D-Ansicht. So soll sich niemand ins Gehege kommen, wenn nur ein Fernseher im Hause ist und man dennoch zusammen das gleiche Programm sehen will.

Toshiba will mit mehr Helligkeit auftrumpfen.

Einen anderen Nachteil des 3D-Fersehens will Toshiba aus dem Weg räumen. Das polarisierte Licht verdunkelt leider das Fernsehbild deutlich. Das trifft auf alle Hersteller zu. Zwar können die neuesten LED-TVs mehr Brillanz zeigen als ältere Flachbildfernseher und damit die Abdunkelung weniger auffällig erscheinen lassen, doch das beste und natürlichste 3D-Bild lieferten dennoch die Plasma-Geräte von Panasonic, was unumwunden sogar ein Vertreter von Samsung zugab. Allerdings kann Panasonic nur native 3D Inhalte von Blu-Ray abspielen, denn den Fernsehern fehlt die Möglichkeit 2D in 3D umzurechnen. Das wiederum können Samsung und Toshiba dagegen relativ gut bewältigen. Panasonic wird wahrscheinlich aber nachziehen sagte uns das Fraunhofer-Institut, das ebenfalls intensiv daran forscht, herkömmliche 2D-TV-Sendungen in Echtzeit in 3D-Ansichten umzurechnen.

Dennoch haben 3D Lösungen mit Brille den Nachteil des Lichtverlustes, was bei Plasma-TVs besonders auffällt. Toshiba hebt deshalb automatisch bei Wiedergabe von 3D-Inhalten die Helligkeit und auch Kontrast sowie Chromapegel ihrer LCD-Fernseher an. Ohne Brille ist ein leichtes Überstrahlen in hellen Flächen erkennbar. Mit Brille wirkt aber das Bild - zumindest direkt von vorne - homogen und nicht so dunkel wie bei anderen Herstellern. Plasma TVs überzeugen dagegen mit natürlicheren Farben und vor allem mit einer hervorragenden Reaktionszeit. Nachzieheffekte, wie bei LCDs gibt es nicht.

Sony setzt auf 3D-Spiele

3D im TV wird kommen, darüber sind sich alle einig. Der Abo-Sender Sky und die Telekom mit ihrem VDSL Entertain-Receiver wollen bereits ab Oktober 3D-Sportsendungen und eine kleine Anzahl an Filmen in ihrem jeweiligen Pay-TV Portal anbieten. Sky will dafür neue Decoder herausbringen und früher oder später das 3D-Programm auch bei den Kabelanbietern einspeisen. Die Telekom kann ihre IPTV-Dekoder bereits jetzt per Firmwareupdate über die DSL-Leitung 3D-TV tauglich machen. Allerdings sinkt nicht nur die Übertragungsrate bei den 3D-Filmen der Telekom, auch die Auflösung erreicht teilweise maximal nur 540 horizontale Zeilen, was nicht mehr HD-tauglich ist, schrieben wir schon am 03.09.10 im BAF-Blog. Sky trumpft dagegen mit 3D in Full-HD auf.

3D-TV ohne hochauflösende Bilder wirkt aber auf die Augen unangenehm und führt zu Kopfschmerzen bestätigen Erfahrungen des Fraunhofer Instituts. Die Umrechnung von 2D in 3D Bilder sollte deshalb sehr sensibel angegangen werden und ist nicht bei allen Filmen empfehlenswert. Den Mangel an geeigneten 3D-Filmen in den nächsten Jahren will Sony deshalb mit 3D-Spielen für die Playstation 3 begegnen. Die neuen Bewegungssensoren der Spielekontroller, die noch besser, als die der Nintendo Konsole Wii funktionieren, sollen realistische 3D-Sportspiele z.B. virtuelles Tennis vor dem großen Flat-TV ermöglichen.

Carl Zeiss präsentiert Cinemizer OLED

1999, vor gut 10 Jahren hatte die Firma ELSA mit ihrer Relevator 3D-Brille bereits Aufsehen erregt. Die 3D-Ansichten funktionierten aber nur auf den damals üblichen Röhren Monitoren, sofern diese eine Bildwiederholfrequenz von mindestens 120 Hz aufwiesen. Im Computer berechnete die ELSA-Grafikkarte für die Brille anstelle eines einzelnen Bildes eben ZWEI Bilder, die horizontal ein wenig verschoben wurden. Fügt man diese Bilder schnell genug wieder zusammen, entsteht das Gefühl der räumlichen Tiefe. Allerdings musste man relativ still vor dem Gerät sitzen. Aktive kinetische Bewegungen, wie sie bei heutigen Sportspielen mit den Spielekonsolen am großem Flachbild-TV ausgeführt werden, waren damals nicht möglich. Ballerspiele, wie Half Live und Counter Strike, funktionierten dagegen schon recht gut in der 3D-Ansicht.

Das Prinzip einer Spezialbrille, die am Computer mit einem Kabel angeschlossen wird, um 3D Bilder auch dort sehen zu können zeigte nun auch Carl Zeiss auf der IFA. Zum Einsatz kommen dabei selbst leuchtende OLEDs die in der Herstellung relativ teuer sind und deshalb noch nicht für große TV-Monitore infrage kommen. Bei der kleinen Videobrille, die dem Betrachter wie bei einem Videosucher einer Kamera, ein vergrößertes Bild vorgaukelt, ist der Eisatz von OLEDs dagegen ideal.

Die Carl Zeiss AG Cinemizer-Videobrille funktioniert mit zwei OLEDs für die 3D-Unterstützung. Die Auflösung ist dem Augenschein nach deutlich höher als die des LCD-basierten Vorgängers, der nur 640 x 480 Pixel pro Auge bot. Das liegt einerseits am besseren Display, das eine bessere Farbdarstellung liefert, andererseits am etwas geringeren Pixelabstand, an einer besseren Skalierung des Videomaterials in der Brille - und am 16:9-Bildverhältnis der verbauten OLEDs. Leider scheint die Auflösung des Prototyps noch nicht ganz an die von kleinen Netbooks mit 1.024 x 600 Pixeln heranzureichen.

Die Cinemizer OLED ist dennoch für PC- und Notebooknutzer interessant, da sie nicht nur eine Composite-, sondern auch eine VGA-Schnittstelle aufweist. An einem Notebook präsentiert Zeiss das in Verbindung mit einem 3D-Blu-ray-Film. Dabei wirkte das 3D-Bild im Vergleich zu Shutter-Brillen deutlich angenehmer und vor allem nicht in der Helligkeit eingeschränkt. Schließlich müssen die Bilder nicht abwechselnd dargestellt werden, sondern sie können für jedes Auge gleichzeitig gezeigt werden. Der Verkaufsstart ist aber erst für 2011 zu erwarten.

IMAX 3D immer noch führend bei Naturaufnahmen

Die Zeit der IMAX Filme mit dem extrem großen Filmbild von mehr als 70mm wird leider irgendwann aussterben, da der Drehaufwand mit dem teuren, analogen Filmmaterial zu gewaltig ist. Viele IMAX Kinos sind bereits geschlossen und die wenigen verbliebenen Abspielstätten, wie das Cinestar IMAX im Berliner Sony Center müssen sich langsam auf digitale Projektion mit anderem Filmformat einrichten. Die IMAX-Kinoleinwand ist nämlich nicht nur breit, sondern auch höher und wirkt damit schon fast wieder quadratisch. Der Cinemascope Effekt mit einer manchmal extrem breiten und weitwinkligen Ansicht kommt dem Anschein nach, dabei weniger zum Tragen. Dafür wirken Naturaufnahmen mit Gebirgszügen auf der höheren Leinwand gewaltiger, da Berggipfel nicht abgeschnitten werden.

Aktuelles Beispiel ist der aktuelle 3D-Film "The Ultimate Wave" über die Insel Tahiti, der darüber hinaus mit überwältigenden Unterwasseraufnahmen glänzt und die Auswirkungen der Himmelsgestirne auf Flut und Ebbe durch wirklich tolle, so zuvor noch nie gesehene 3D-Animationen erklärt. Leider werden auch in diesem Film einige 3D-Effekte wieder übertrieben dargestellt, sodass manche sich wiederholende Aufnahmen, von ins Publikum schwappenden Wellen, auf Dauer nerven. Im Ganzen gesehen ist der Film für Neulinge von 3D jedoch empfehlenswert. Besonders positiv sind im 3D-IMAX Kino des Sony Centers die 3D-Brillen zu bewerten. Sie sind größer als bei anderen Systemen und dennoch leichter. Dadurch wird das Gesichtsfeld weniger stark eingeschränkt und das Aufbehalten ist für Brillenträger angenehmer zu ertragen.

Link: Wie man 3D-Filme selbst erstellt, darüber hatten wir am 21.07.10 im BAF-Blog geschrieben.


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