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Start des 58. Filmfestivals in San Sebastián (update)

Senta Berger und Bruno Ganz beim Internationalen Film Festival im Baskenland.



San Sebastián an der spanischen Nordküste liegt nur 25 Km von der französischen Grenze entfernt. Doch bis Bordeaux, der wegen der guten Rotweine bekannten nächstgrößeren französischen Hafen- und Handelsstadt sind es immerhin noch knapp 250 km. Allerdings genießt das abseits gelegene, beschauliche Filmfestival in San Sebastian einen ausgesprochen guten Ruf. Bereits 1953 hat das Festival in der baskischen Stadt Donostia-San Sebastián den sogenannten A-Status für Filmfestivals erlangt, auch wenn in den ersten beiden Jahren nur spanische Filme für den Wettbewerb zugelassen waren. Inzwischen liegt es in gleicher Kategorie wie Berlin und Locarno oder Cannes und Venedig, um die bekanntesten zu nennen. Letzteres gilt als das älteste Filmfestival der Welt, da es bereits 1932 gegründet wurde. Von den insgesamt 12 A-Festivals ist das Moskauer Filmfestival das zweitälteste und das Internationale Filmfestival von Tokyo ist das jüngste, da es erst 1985 gegründet wurde.

Auch wenn der Sommer langsam zu Ende geht, so rühmt man die Stadt als »baskisches Nizza« und »Perle unter Spaniens Küstenstädten«, denn ihre Lage ist einzigartig. Von einer malerischen Muschelbucht eingefasst treffen sich an den sandigen Stadtstränden die Sonnenanbeter. Trotz moderner Züge hat sich die Stadt (180 000 Einwohner) ihr charmantes Gepräge als Seebad der Belle Époque bewahrt. Am Ostende der Bucht liegt ein kleiner Fischerhafen, dahinter geht es direkt ins quirlige Altstadtviertel hinein, wo das Flanieren in kaum einer anderen spanischen Stadt so schön ist wie hier. Den Trubel von Cannes kann man hier vergessen und sich nach einem entspannenden Spaziergang am Vormittag voll auf die Filme am Abend konzentrieren.

Eine Woche lang beschert uns - kurz nach dem Ende der Film Biennale in Venedig - ein weiteres A-Festival aufregende Filme in Europa. Neben dem offiziellen Wettbewerb, der dem Festival unter anderem zur Einstufung als A-Festival verhilft, gibt es vom 17.-25. September 2010 folgende Sektionen:

Zabaltegi (eine Art "Best Of" der Wettbewerbe anderer Festivals)
Horizontes Latinos (eine Werkschau lateinamerikanischen Filmschaffens)
Historische Retrospektive
Zeitgenössische Retrospektive

Der Hauptpreis der Jury ist die Goldene Muschel (Concha de Oro), abgeleitet von der charakteristischen Form der Bucht, an der San Sebastián liegt. Seit 1986 wird jährlich zusätzlich der Donostia-Preis (spanisch Premio Donostia, baskisch Donostia Saria) an Personen der Filmindustrie verliehen. Außerdem vergibt seit dem Jahr 1999 die internationale Filmkritikervereinigung FIPRESCI ihren Grand Prix de la FIPRESCI (Preis für den Film des Jahres) anlässlich des Internationalen Filmfestivals von San Sebastián.

Im diesjährigen Wettbewerb des Festival Internacional de Cine de San Sebastián können wir Berliner besonders Stolz auf die deutsch-schweizerische Koproduktion "Satte Farben vor Schwarz" sein, in der Senta Berger, Ehegattin des Berliner Regisseurs Michael Verhoeven, die Hauptrolle an der Seite von Bruno Ganz spielt. Der Film der Regisseurin Sophie Heldman erzählt die Geschichte von Anita und Fred, die sich seit 50 Jahren kennen und lange verheiratet sind. Der Herbst des Lebens hat für sie längst begonnen, doch sie leben einfach ihre Liebe weiter – selbstbestimmt, nicht symbiotisch, sondern in beweglicher Auseinandersetzung. Fred ist schwer krank, was er vor seiner Familie verheimlicht. Nur Anita weiß um seine Krankheit. Ist das Freiheit oder Realitätsverweigerung? Der Film schildert in überraschenden Wendepunkten die entscheidenden Wochen aus dem Leben der beiden und schließt mit der Frage nach der Unendlichkeit einer gelebten Liebe.

Deutschlandstart des Filmes soll erst am 13. Januar 2011 sein. Beide Schauspieler, die Wienerin Senta Berger und der Züricher Bruno Ganz, verbringen die meiste Zeit des Jahres Berlin. Bruno Ganz spielt häufig im Ensemble der Berliner Schaubühne und wurde 2010 zum Präsidenten der Deutschen Filmakademie gewählt. Senta Berger betreibt in Berlin Weißensee zusammen mit Ihrem Mann Dr. Michael Verhoeven das Kino Toni, das sie nach der Wende erwarben und modernisierten. Vor wenigen Tagen konnte das 90jährige Jubiläum des Kinos gemeinsam gefeiert werden. Es würde nicht verwundern, wenn dort auch die Deutschlandpremiere des Films im nächsten Jahr stattfindet.

Zu den weiteren, uns bekannt gewordenen Wettbewerbstiteln des baskischen Filmfestivals in San Sebastián gehören Felipe Cazals' "Chicogrande", der dort zur Eröffnung gezeigt wird, und Liu Haos "Addicted to Love" und Kim Ji-Woons "I Saw the Devil". Der Geschichtsfilm „Chicogrande“ des des mehrfach ausgezeichneten mexikanischen Regisseurs Felipe Cazals trägt die Züge eines Westerns und handelt von der Flucht des mexikanischen Revolutionärs Pancho Villa vor seinen amerikanischen Verfolgern. Insgesamt kämpfen in diesem Jahr 15 Filmproduktionen aus elf Ländern im offiziellen Wettbewerb um die „Goldene Muschel“.

(update)
Mit großer Spannung wird nächste Woche in San Sebastián der Hollywoodstar Julia Roberts erwartet. Die 42 Jahre alte US-Schauspielerin soll den Sonderpreis der Stadt entgegennehmen, der ihr für ihr Lebenswerk zuerkannt worden war. Außerdem will sie ihren neuen Film „Eat Pray Love“ des Regisseurs Ryan Murphy vorstellen. Der Film, in dem Roberts neben dem Spanier Javier Bardem (41) die Hauptrolle spielt, wird bei dem Festival nicht im Wettbewerb laufen, sondern außer Konkurrenz gezeigt. Zur Eröffnungsgala haben sich außerdem bereits John Malkovich und Diego Luna angemeldet. Dennoch scheint sich das Festival in diesem Jahr vor allem auf Autorenfilme zu konzentrieren und nicht auf Großproduktionen mit internationalen Stars.

Weitere Informationen unter: www.sansebastianfestival.com

San Sebastián gehört zu den vier bedeutendsten Filmfestivals in Europa. Seine Zukunft gilt jedoch als ungewiss. Aufgrund knapper Mittel läuft es Gefahr, gegenüber der Konkurrenz von Cannes, Venedig und Berlin zunehmend an Boden zu verlieren.


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Goldene Muschel von San Sebastián ging an britisches Sozialdrama. Der schottische Regisseur Peter Mullan hat mit seinem Jugenddrama "Neds" den Hauptpreis beim Internationalen Filmfestival in San Sebastián gewonnen. Die Jury sprach dem Film über Arm

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