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Die Lage für Filmemacher verschlimmert sich

Filmverbände kritisierten in Hof Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.



Manchen Lesern des BAF-Blogs dürfte es schon aufgefallen sein, dass wir zu Filmpolitik.org einen neuen Link auf unserem Blog gesetzt haben. Zusammen mit dem Berliner Film und Fernsehverband (BFFV) betreiben wir vom Berliner Arbeitskreis Film e.V. (BAF) die Beta-Version eines Blogs, der wie der Name schon sagt, sich verstärkt den filmpolitischen Themen widmen soll. 20 Jahre nach der Wende ist dies endlich ein zaghafter Versuch für die in ehemals Ost und West gegründete Verbände eine gemeinsame Plattform aufzubauen, in der Hoffnung dereinst daraus einen starken Berliner Verband zu bilden, der für allen Filmemacher und artverwandten Berufen eine Plattform bildet.

In unserer BAF-Blog Rubrik "Verbände -Infos" haben wir bereits sporadisch filmpolitische Themen aufgegriffen, doch zukünftig könnte unter der neuen Plattform auch ein Forum eingerichtet werden, in dem sich Leser verstärkt äußern können. Über Kommentare freuen wir uns schon jetzt, um das Interesse abschätzen zu können.

Bisher stand die Filmstadt Berlin recht gut da und kreative Kräfte von überall wollten sich in der Stadt niederlassen und vom Hauptstadtbonus profitieren. Die Mieten waren bisher niedriger als anderswo, die Gagen die zu verdienen waren, sind aber leider in Berlin dagegen nicht besonders hoch. Hinzu kommt die Finanzkrise, die nicht nur dem Berliner Fernsehsender FAB das Ende beschert hat. Auch SAT1 ist nach München weggezogen und hat etliche Arbeitslose in Berlin hinterlassen. Deshalb schielt sogar Studio Hamburg, das in Berlin Adlershof einen starken Standort hat, verstärkt nach München, um ein weiteres Standbein zu haben und sich evtl. vor weiteren Krisen zu wappnen zu können.

Der starke Medienstandort Köln mit dem Sender RTL wird mit Berlin kaum kooperieren, sondern eher versuchen uns Produktionen streitig zu machen. Dabei schaden die Rivalitäten der Länder dem Medien- und Filmstandort Deutschland viel mehr als man zugeben möchte. Nur die Filmförderungsanstalt (FFA) bleibt Babelsberg und der Region Berlin-Brandenburg treu. Aber wie lange reichen die Fördergelder noch, solange die Filmtheaterbesitzer weiterhin nur auf Vorbehalt die Filmabgabe an der Kinokasse zahlen? In einer aktuellen Erklärung des FFA-Präsidiums vom 17.11.09 wurde festgestellt, dass die Kinowirtschaft das vom FFA-Verwaltungsrat vorgelegte Schlichtungsangebot nicht angenommen hat und somit eine Lösung der anstehenden Probleme gescheitert ist, da die UCI-Kinowelt - entgegen der Empfehlung der Interessenvertretung aller deutschen Filmtheater (HDF) - ihre Klagen und Vorbehalte aufrecht erhält.

Wie bereits am 22. Oktober 09 im BAF-Blog erwähnt, soll im Finanzplan der neuen Bundesregierung sogar der Filmfonds, für den der Bund jährlich 60 Millionen Euro zur Verfügung stellt, im nächsten Jahr bereits um die Hälfte auf 30 Millionen Euro gekürzt werden, im Jahr darauf gar um 50 Millionen und in 2012 komplett annulliert werden.

Darüber hinaus deckte Hans Leyendecker einer der profiliertesten investigativen Journalisten der Süddeutschen Zeitung einen Skandal beim NDR auf. Im Sender hatte die Fernsehfilmchefin Doris J. Heinze mehrfach Drehbuchaufträge von ihrem Ehemann angenommen - der allerdings unter einem Pseudonym schrieb - dafür aber andere Autoren bei der Vergabe nicht berücksichtigt. Der NDR trennte sich zwar mit sofortiger Wirkung von seiner Fernsehfilmchefin, doch diese klagt gegen den Rauswurf und wurde deshalb bis zu einem Gerichtsentscheid freigestellt. Betrug und Klüngel rangieren scheinbar eng miteinander, sodass fremde Autoren oder Filmemacher oft wenig Chancen haben.

Fair-handeln war deshalb auch das Motto, das Filmverbände zu den Hofer Filmtagen verkündeten.



Auf Initiative des Verbandes der Agenturen (VdA) trafen sich im Rahmen der Hofer Filmtage 2009 vier Verbände aus den Bereichen Schauspiel, Agenturen und Casting. Gemeinsam wiesen sie auf die deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die Kreativen in der Filmwirtschaft hin, die vor allem durch das stete Zurückfahren von Produktionsbudgets, Drehtagen, Probenzeiten, Gagen, Dialogbereitschaft und Kreativität entstanden ist.

Ihr Arbeitsgespräch in Hof resümierten die Vorstände vom Verband der Agenturen (VdA), Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS), Bundesverband Casting (BVC) und Verband deutscher Nachwuchs-Agenturen (VdNA) so:
„Die Arbeitsbedingungen haben sich mittlerweile derart verschlechtert, das qualitätsvolle Arbeit und kreative Leistungen nicht nur erschwert, sondern teilweise unmöglich scheinen. Zudem bewirkt das Zusammenspiel von abnehmenden Produktionsbudgets, fallenden Gagen, verkürzten Drehzeiten bei gleichzeitigem Ansteigen von Drehvolumen und Arbeitszeit pro Drehtag für die überwiegende Mehrheit der Schauspieler in den letzten Jahren die Absenkung ihrer Einkommen um 50 %. Das ist existenzbedrohend und sucht in anderen Berufsgruppen seinesgleichen. Agenten, Casting Directors und Schauspieler sehen hier dringenden Handlungsbedarf gegen diese besorgniserregende Entwicklung und suchen den Dialog mit den Sendern und Produzenten“, so die VdA-Vorsitzende Antje Schlag.
- Fehlende Transparenz bei Gagenverhandlungen,
- drastisch sinkende Gagen und mangelnde Beteiligung an der Folgeverwertung,
- Schlechte Arbeitsbedingungen am Set,
- Mangel an Proben und Castings und die
- Nichteinhaltung des Arbeitnehmerschutzes, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen

Am Treffen beteiligt waren der Schauspieler Thomas Schmuckert (BFFS), die Casting Directors Cornelia von Braun und Uwe Bünker (BVC), die Agenten Silvana Liebich & Irene Heyroth (VdNA) und die Agenten Antje Schlag & Dirk Fehrecke (VdA).

VdA:
Der Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V. (VdA) vertritt seit 1998 die Interessen der privaten Künstleragenten in den Bereichen Film, Fernsehen und Bühne im deutschsprachigen Raum. Die 58 Mitgliedsagenturen repräsentieren über 2.300 Schauspieler, Regisseure, Autoren und Kameraleute. Zu den zentralen Anliegen gehören u.a. die Stärkung und Qualitätssicherung des Berufsbilds des Künstleragenten, die Beteiligung an Gesetzgebungsvorhaben sowie bei film- und medienpolitischen Themen.
Vorstand VdA: Antje Schlag (Vorsitz), Dirk Fehrecke, Beate Wolgast
Link: www.verband-der-agenturen.de

BFFS:
Im April 2006 wurde der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler, kurz BFFS, als Verband auf Anregung der Schauspielersektion der Deutschen Filmakademie gegründet. Damit wurde eine Lücke geschlossen, die seit langem klaffte. Andere Berufsgruppen in der Film- und Fernsehindustrie sind bereits in entsprechenden Verbänden organisiert. Der Zweck des BFFS ist die Wahrung, Pflege und Förderung der wirtschaftlichen, sozialen, beruflichen und kulturellen Interessen der im deutschsprachigen Raum tätigen Schauspieler im Bereich Film und Fernsehen. Dabei sieht er in der Lobbyarbeit und Vertretung gegenüber der Politik, Fernsehsendern und anderen Verbänden seine Hauptaufgabe.
Vorstand BFFS: Julia Beerhold, Michael Brandner (Vorstandsvorsitzender), Hans-Werner Meyer, Antoine Monot, Jr. (stellv. Vorstandsvorsitzender), Heinrich Schafmeister (Schatzmeister) und Thomas Schmuckert
Link: www.bffs.de

BVC:
Der Bundesverband Casting (BVC) vertritt die Interessen der Casting Directors aus dem deutschsprachigen Raum – tätig in den Bereichen Kino, Fernsehen, Theater und Werbung. Zu den zentralen Anliegen gehören die Förderung und Wahrung von Qualitätsmaßstäben bei der Rollenbesetzung sowie die Etablierung, Stärkung und Pflege des Berufbildes des Casting Directors.
Vorstand BVC: Cornelia von Braun, Uwe Bünker, Stephen Sikder
Link: www.castingverband.de

VdNA Film:
Der 2008 gegründete Verband der deutschen Agenturen zur Vermittlung von Nachwuchsschauspielern in Film + Fernsehen (VdNA-Film) ist ein Zusammenschluss der Agenturen, die sich schwerpunktmäßig und nachhaltig auf den seriösen Aufbau von jungen Nachwuchsschauspielern konzentrieren. Ziele des Verbandes sind das Engagement in filmpolitischen Fragen, insbesondere zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für an Filmproduktionen mitwirkenden Kindern und Jugendlichen sowie die Etablierung verbindlicher Qualitätsstandards für die Agenturtätigkeit im Nachwuchsbereich.
Vorstand VdNA: Irene Heyroth (1. Vorsitzende), Silvana Liebich (stellvertretende Vorsitzende), Maria Schwarz (stellvertretende Vorsitzende)
Link: www.vdna-film.de

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Befragung zur Wirksamkeit der Arbeitslosengeld-I-Reform für Film- und Fernsehschaffende. Der Wirtschaft scheint es wieder besser zu gehen, denn der Export boomt und die Arbeitslosenzahlen stagnieren. Sogar der Filmbranche lebt im Aufwind und Babe

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