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Thessaloniki: Filmpreis an Valadez und eine VoD-Kritik

"Identifying Features" von Fernanda Valadez gewinnt Hauptpreis in Thessaloniki. - Filmverleih Salzgeber präsentiert älteren Teddy-Gewinner im VoD-Stream.



Die 61. Ausgabe des Thessaloniki International Film Festivals 2020 vermeldete mit mehr als 80.000 Zuschauern einen neuen Publikumserfolg. Aber leider haben die Teilnehmerzahlen einen bitteren Beigeschmack, denn wie die meisten Filmfestivals zu Corona-Zeiten konnte das Festival nur virtuell stattfinden.

Mit dem "Goldenen Alexander" ging der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis des 61. Internationalen Filmfestivals in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki an die Mexikanerin Fernanda Valadez für "Identifying Features".

Hier der Trailer:



Die spanisch-mexikanische Koproduktion beschäftigt sich mit dem dramatischen Thema der Flüchtlinge und der Migration.

Das Filmfestival in Thessaloniki gilt als eines der wichtigsten Ereignisse für Nachwuchskünstler in Europa. Die Filme waren coronabedingt nur im Internet zu sehen.

Wir hatten den Film bereits am 5. Oktober 2020 ausführlicher erwähnt, da er einen Tag zuvor "Das Goldene Auge" für den besten Spielfilm beim Zurich Filmfestival gewonnen hatte.

Link: www.filmfestival.gr/en/

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Dass viele Preisträger erst Jahre später dem allgemeinen Publikum entweder im Kino oder auf DVD bzw. Blu-ray Disk zur Verfügung stehen, hat sich mit Streaming-Anbietern wie Netflix & Co. ein wenig zum Positiven geändert. Filme die trotz Auszeichnung keinen Kino-Verleih gefunden hatten, bekommen durch das Streaming eine zweite Chance im Weltvertrieb.

Bereits beim ersten Lockdown im Frühjahr entschloss sich der Salzgeberverleih Filme vorab im Internet für kurze Zeit im eigenen Clubbereich von Vimeo zu zeigen, bevor sie in Vergessenheit geraten. Doch inzwischen fehlt Nachschub an neuen Filmen, sodass auch ältere Werke während der kinolosen Zeit jetzt als Stream zur Verfügung gestellt werden. Da die Nachfrage nach physischen Discs deutlich gesunken ist, während die Online-Abrufe stetig steigen, ist dies eine lobenswerte Entscheidung.

Unsere Filmkritikerin Ulrike Schirm hat sich einen der neu veröffentlichten Streaming-Angebote näher angesehen.

"HEUTE GEHE ICH ALLEIN NACH HAUSE" brasilianisches Coming-of-Age-Drama von Daniel Ribeiro (Teddy-Award-Gewinner 2014, 96 Min.) mit Ghilherme Lobo, Fabio Audi, Tess Amorim u.a. ab sofort im Salzgeber Stream als VoD verfügbar. Hier der Trailer:



Ulrikes VoD-Kritik:

Mit „Heute gehe ich allein nach Hause“, einer Weiterentwicklung seines preisgekrönten dritten Kurzfilms, stellt Regisseur Daniel Ribeiro einen von Geburt an blinden Jugendlichen in den Mittelpunkt seiner warmherzigen Geschichte, die auf der Berlinale 2014 mit dem Teddy – Award ausgezeichnet wurde und im Salzgeber Club als Video-on- Demand abrufbar ist.

Leonardo (Ghilherme Lobo) und seine beste Freundin Giovana (Tess Amorim) lümmeln am Pool rum und unterhalten sich über das Küssen, wie es wohl wäre, seinen ersten Kuss zu bekommen. Giovana langweilt sich, weil nichts Großartiges passiert. Sie ist in Leo verliebt und hofft auf einen Kuss von ihm.

Leo, der zuhause mit seinem Handicap gut zurechtkommt, ist draußen auf Hilfe angewiesen. Nach der Schule bringt ihn Giovana, die er liebevoll Gi nennt, täglich bis zur Wohnungstür und ist auch sonst an seiner Seite.

In der Schule nehmen ihn einige Mitschüler nicht ernst und machen sich über ihn lustig. Dabei möchte Leo nicht anders behandelt werden, wie jeder andere auch. Es nervt ihn, dass seine Mutter ihm nichts zutraut und ihn über fürsorglich behandelt. Um dem zu entfliehen, würde er gerne für einige Zeit als Austauschschüler nach Amerika gehen, wo ihn keiner kennt. Zusammen mit Gi sucht er eine Agentur auf, um sich zu erkundigen, ob es auch für Blinde diese Möglichkeit gibt. Das er Sao Paulo verlassen könnte, gefällt ihr nicht.

Gabriel (Fabio Audi) , ein neuer Schüler kommt in ihre Klasse und setzt sich auf den freien Platz neben Leo. Gi beschreibt ihn als ausgesprochen hübsch.

Die Lehrerin verteilt eine Hausaufgabe, die paarweise erledigt werden soll. Die Paare, die sich zusammen finden, sollen gleichgeschlechtlich sein. Von nun an, tritt eine Veränderung in Leos bisherigen Alltag ein. Anstatt die gemeinsame Hausarbeit mit dem neuen Mitschüler zu machen, gehen Leo und Gabriel ins Kino. Gabriel erklärt ihm, was auf der Leinwand zu sehen ist. Er bringt ihm das Tanzen bei, Leo ihm die Blindenschrift. Sie schleichen beide im Dunklen aus Leos Zimmer und Gabriel erklärt ihm, was eine Mondfinsternis ist. Leo ist glücklich, dass ihn außer Gi, sein neuer Freund ganz normal behandelt. Doch Gi fühlt sich vernachlässigt und reagiert mit Eifersucht. Und dann ist da noch Karina (Isabella Guasco), die den neuen Mitschüler anhimmelt.

Der brasilianische Regisseur erzählt seine Geschichte über seine jugendlichen Protagonisten, die an der Schwelle des Erwachsenwerdens stehen mit unglaublich leichter Hand. Ihre Liebesnöte, ihre Selbstzweifel werden nicht dramatisiert. Gabriel erklärt Leo, dass er nichts mit Karina hat. Er liebt Jemanden, den er auch kennt und den er auch schon geküsst hat. Es ist Leonardo. Ein Satz, ausgesprochen, mit einer umwerfenden Natürlichkeit, die man so auch noch nicht gehört und gesehen hat. Ein wunderbar warmherzig und mit viel Feinfühligkeit erzählter Film über Freundschaft, das Erwachen von Gefühlen und der Suche nach dem eigenen Ich.

Ulrike Schirm


Links: salzgeber.de/heutegeheichalleinnachhause | vimeo.com/store/ondemand/...



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