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40 Jahre CSD Berlin Pride mit einem Hauch von Love Parade

Mehrere 100.000 Besucher des Christophers Street Days zogen vom Ku'damm zum Brandenburger Tor.



Eigentlich wollten wir bei dem heißen Sommerwetter, Haus und Garten gar nicht verlassen und stattdessen einen Blick zum diesjährigen Christopher Street Day auf dem Fernsehsender des Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) verfolgen.

Immerhin feierte gestern Berlin Pride sein 40. Jubiläum und das dritte Programm der ARD übertrug in den Vorjahren oftmals sehr ausführlich die Demo, die diesmal in Gegenwart von Kultursenator Klaus Lederer auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor eröffnet wurde.

Doch der rbb dachte unter der neuen Intendanz diesmal gar nicht daran die Demo zu den Rechten von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*sexuellen, Trans*gender, Intersexuellen und andere Queers (LSBTTIQ*) am 28. Juli 2018 beim 40. CSD Berlin zu übertragen, obwohl in der Gesellschaft eine breite Unterstützung gegen Ausgrenzung bereits existiert, denn schwule Sau ist leider immer noch eines der häufigsten Schimpfwörter.

Nur die Berliner Abendschau des rbb brachte einen kleinen, aber sehr kurzen Bericht von dem Umzug, der bei mehr als 32° C ca. 600.000 Besucher auf die Straßen lockte. Am späten Abend folgte noch bei rbb Aktuell ein kurzes Statement, warum Berlins größte Straßenparty seit der Love Parade zum Abend hin am Brandenburger Tor abgebrochen werden musste.

Schon die Vorzeichen waren etwas unglücklich. Der Berliner Kurfürstendamm war vom Kranzler Eck bis zu Gedächtniskirche wegen der adidas Runners City Night 2018, die erst zum zweiten Mal stattfand, gesperrt. Firma Adidas spricht zwar von einer Traditionsveranstaltung mit 10.000 Teilnehmern, doch dass dafür 600.000 Besucher des Christopher Street Days auf Nebenstraßen wie der schmalen Augsburger und der Nürnberger Straße umgeleitet werden mussten, ist eigentlich schon ein starkes Stück.

Dabei liest sich die Liste der Unternehmen, die unter dem Motto "Mein Körper, Meine Identität, Mein Leben" für ihre scheinbar andersartigen Mitarbeiter hinter dem Christopher Street Day stehen, wie das Who's Who führender Unternehmen. Dazu gehört u.a. der Sportschuh Hersteller Nike, das Konkurrenzunternehmen von Adidas ebenso wie Daimler Benz und BMW, die großen deutschen Automobilfirmen. Auch die Bayer AG, der Axel Springer Verlag, Ikea und Vodafone waren mehr als präsent. Hier ein paar Bilder und Eindrücke:













Alle Bilder © BAF e.V. 2018


Was vor 39 Jahren als kleine, aber beeindruckende Demo mit 400 Teilnehmenden begann, hat sich zu einer ausdrucksstarken politischen Großdemo und einem mächtigen Signal für Freiheit und Menschenrechte entwickelt.

Viele beliebte Künstler, Schauspieler und Regisseure sind schwul oder lesbisch. Manche outen sich, andere vermeiden dies, weil in der heutigen Gesellschaftsordnung, die von rechten Parolen durchsetzt ist, die Stimmung leider schnell umkippen kann.

Dennoch waren wieder zahlreiche Prominente aus der Film- und Medienbranche beim CSD Umzug. Die meisten von Ihnen konnte man auf den fast 60 großen Trucks sehen oder wegen ihrer Verkleidung erahnen.

Und weil wir auch vom Film sind, haben wir nicht nur Fotos, sondern auch einen kurzen Clip mit dem Smartphone aufgenommen, um ein paar Stimmungsbilder vom 28. Juli 2018 zu dokumentieren.

Allerdings stand uns weder ein Gimbal (eine Art Schwebestativ) zur Verfügung, um ruhigere Aufnahmen hinzubekommen, noch ein Beleuchter, der die schwankenden Lichtverhältnisse in der gleißenden Abendsonne durch Reflektionschilde oder Tüll hätte abmildern können. Dafür zeigt das Beispiel gut, mit welchen Schwierigkeiten man bei zu kämpfen hat, wenn man unvorbereitet und ohne richtige Kamera ein paar Mitschnitte per Smartphone machen möchte. Auch Profis, die schon auf iPhones gedreht haben, gehen natürlich nicht ganz unvorbereitet in ein Set.

Zudem stieg uns mehrmals das Handy beim Filmen wegen Überhitzung aus, denn in der Sonne waren es fast 40° C, bevor dann das Gewitter mit Abkühlung kam und die Veranstalter zur Aufgabe zwangen. Hier unser Clip:



Anstelle der nicht ganz professionellen Aufnahmen, hätten wir uns am liebsten eine Drohne mit 4K-Kamera gewünscht, wie diese hier von Binlish, mit einer Reichweite von 7 km, die von mehr als 1000,- Euro gerade auf 102,83 € herabgesetzt wurde.

Erfreut hat uns, dass die Strecke an der Straße des 17. Juni nicht wie bei der Fanmeile eingezäunt war, sondern wie einst zur »Love Parade« den Besuchern die Möglichkeit gab, sich im Tiergarten bei zu starker Hitze unter Bäumen im Schatten ausruhen zu können. Nur bei dem anschließenden Gewitter mit Sturmböen war besondere Vorsicht vor abbrechende Ästen angebracht.

Die Ansprachen zur Demo sowie die Ankündigung des Abbruchs konnten gestern ebenfalls noch auf YouTube in einem aufgezeichneten Live Stream vom Nachmittag hier angesehen werden. Inzwischen wurde die zweistündige Aufzeichnung wohl wegen Datenschutz von SME und Musikrechten von WMG gesperrt.



Anschließend, nachdem die Polizei die Bühnenaufbauten und Buden vor dem Brandenburger Tor wegen des sich anbahnenden kurzen aber heftigen Gewitters räumen lies, feierten zahlreiche Besucher auf dem Pariser Platz vor dem Adlon weiter. Andere machten sich auf zu den Party-Locations in der Grießmühle, Neukölln oder im ehemaligen DDR Funkhaus in der Köpenicker Nalepastraße.

Übrigens auch die von Adidas gesponserte Runners Night fiel ins Wasser und musste abgesagt werden.

Link: csd-berlin.de/category/csd-2018




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